Odeme fehlen, die Untersuchung des Blutes ergibt,
von der Anwesenheit der Trypanosomen abgesehen,
keine Abweichungen von der Regel, ebenso dle des
Urins, auffallend ist dagegen die Schwäche der Herz-
aktion. Die Herzdämpfung erscheint nicht verbreitert,
der Spitzenstoß ist oft nicht sicht= und kaum sühlbar,
die Herztöne sind rein, aber sehr leise, der Puls
ist wenig gespannt.
Prognose.
Die Prognose ist absolut ungünstig, sämtliche
beobachteten Fälle endeten tödlich. Die Zahl der
Opfer, welche die Seuche in Uganda bisher gefordert
hat, wird auf 50 000 geschätzt.
Therapie. Prophylaxe.
Zur Zeit ist die Therapie der Krankhelt gegen-
über völlig machtlos. Sollten die mehrfach unter-
nommenen Versuche, Tiere gegen die Surra zu
immunisieren, zu befriedigenden Erfolgen führen, so
dürften auch Versuche, ein Schutzserum gegen die
Tsetsekrankheit des Menschen zu finden, nicht aus-
sichtslos sein.
Bekämpfung der Seuche.
Bei der großen Ausdehnung des Krankheits-
gebiets ist eine wirksame Bekämpfung der Seuche
in Uganda außerordentlich schwierig, und man steht
daher noch ratlos vor dieser Aufgabe. Eine Zeit-
lang dachte man daran, alle Kranken auf einer Insel
zu isolieren, hat diesen Plan aber aus begreiflichen
Gründen wieder ausgegeben. Wenden wir uns der
Frage zu, wie der Gefahr, welche unserer Kolonie
durch die Einschleppung der Schlafkrankheit droht,
zu begegnen ist, so gllt es vor allem festzustellen,
ob Glossina palpalis auch auf unserm Gebiet
vorkommt. Daß die Bukoba benachbarten Land-
schaften Ankole und Buddu von der Fliege und der
Krankheit frei sind, habe ich bereits erwähnt, und
die Verhältnisse an der Grenze am Ostufer des
Sees habe ich in meinem Bericht aus Schirati vom
18. September eingehend erörtert. Die Europäer
der Stationen Muanza und Schirati habe ich nach
entsprechender Belehrung ersucht, auf ihren Reisen
durch den Bezirk auf Tsetsefliegen zu achten, und für
die Inseln Ukerewe und Kome will ich die Hilfe
der dort ansässigen Missionen in Anspruch nehmen.
An den Stationsarzt von Bukoba schicke ich eine
Abschrift dieses Berichts und eine Anzahl Exemplare
von Glossina palpalis. Habe ich bisher auch auf
mehrfachen Reisen am Seeufer Glossina palpalis
nicht gesehen und kann ich auch behaupten, daß
unsere Seeküste infolge ihrer natürlichen Beschaffen-
heit an vielen Stellen von der Tsetsefliege frei sein
muß, so könnte ich doch zu einem abschließenden
Urtell nach dieser Richtung nur durch eine Ex-
pedition gelangen, deren Zweck lediglich die Unter-
suchung des Vorkommens von Glossina palpalis
am Seeufer wäre, und um deren Genehmigung ich
das Gouvernement hiermit bitte; die voraussicht-
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liche Dauer veranschlage ich auf vier Wochen.
Weitere Maßregeln halte ich vorläufig nicht für nötig,
sie kommen erst in Frage, wenn an irgend einem
Punkt Glossina palpalis festgestellt ist, und werden
dann den örtlichen Verhältnissen anzupassen sein. Zieht
man in Erwägung, daß bel dem regen Verkehr von
Wagandabooten an unserer ganzen Küste der Keim
der Schlafkrankheit in den letzten Jahren sicher schon
recht häufig in unser Gebiet hineingetragen ist, ohne
doß, vom Gori abgesehen, Erkrankungen unserer
Eingeborenen bekannt geworden sind, so erscheint die
Vermutung berechtigt, daß in unsern Seebezirken
Glossina palpalis sich, wenn überhaupt, so doch
nur sehr spärlich findet, und daß wir auch im un-
günstigsten Falle eine Epidemie, wie sie in Uganda
wütet, hier nicht zu fürchten haben.
Roloniale Eisenbahnen.
Mit Rücksicht auf die national-wichtigen Baum-
woll-Unternehmungen in Togo und Deutsch-Ostafrika,
deren Rentabilität im wesentlichen von dem Bau
leistungsfähiger und billiger Verkehrsmittel abhängt,
haben das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee
und die ihm angehörenden 200 kaufmännischen,
industriellen und kolonialen Körperschaften, Bank-
institute und Missionen eine den Bau der ostafrika-
nischen Eisenbahn Daressalam—Mrogoro und der
Togoelssenbahn Lome —Palime befürwortende Ein-
gabe an den Reichstag gerichtet:
Der Zweck der Eisenbahnen Daressalam—Mrogoro
(230 km) und Lome—Palime (122 km) ist, dazu
belzutragen, unsere tropischen Produktions= und
Handelskolonien Deutsch-Ostafrika und Togo einer
rascheren wirtschaftlichen Entwicklung entgegenzuführen
und der Weltwirtschaft anzugliedern. Sie find im
besonderen bestimmt, die Küste mit dem Hinterland
zu verbinden, die Einfuhr unserer Industrieerzeug=
nisse zu erleichtern, die Rentabtlitätszone von Ein-
geborenen= und Plantagenkulturen zu erweitern und
unsere Kolonien mehr als bisher zur Versorgung
des Mutterlandes mit nationalwichtigen Rohstoffen,
Produkten und Minerallen heranzuziehen.
Auf Grund seiner in deutschen und fremden
Kolonien ausgeführten wirtschaftlichen Erkundungen
ist das Komitee in der Lage, feststellen zu können,
daß unsere tropischen Kolonien hinsichtlich ihrer
Produktionsfählgkeit und Konsumfähigkeit im Ver-
hältnis zu den unter ähnlichen Bedingungen arbei-
tenden englischen, französischen usw. Kolonien durch-
aus gleichwertig, hinsichtlich ihrer Verkehrsverhält-
nisse aber entschieden rückständig sind.
Ein Blick auf die Karte zeigt, wie unsere Nach-
barn im tropischen Asrika fortgesetzt daran arbeiten,
ihre Kolonlalgebiete durch Eisenbahnen planmäßig
nutzbar zu machen. Britisch-Ostafrika ist durch die
935 km lange Ugandabahn, Portugiesisch-Ostafrika
durch den Wasserweg Shire—Sambesi (mit Eisen-