Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Odeme fehlen, die Untersuchung des Blutes ergibt, 
von der Anwesenheit der Trypanosomen abgesehen, 
keine Abweichungen von der Regel, ebenso dle des 
Urins, auffallend ist dagegen die Schwäche der Herz- 
aktion. Die Herzdämpfung erscheint nicht verbreitert, 
der Spitzenstoß ist oft nicht sicht= und kaum sühlbar, 
die Herztöne sind rein, aber sehr leise, der Puls 
ist wenig gespannt. 
Prognose. 
Die Prognose ist absolut ungünstig, sämtliche 
beobachteten Fälle endeten tödlich. Die Zahl der 
Opfer, welche die Seuche in Uganda bisher gefordert 
hat, wird auf 50 000 geschätzt. 
Therapie. Prophylaxe. 
Zur Zeit ist die Therapie der Krankhelt gegen- 
über völlig machtlos. Sollten die mehrfach unter- 
nommenen Versuche, Tiere gegen die Surra zu 
immunisieren, zu befriedigenden Erfolgen führen, so 
dürften auch Versuche, ein Schutzserum gegen die 
Tsetsekrankheit des Menschen zu finden, nicht aus- 
sichtslos sein. 
Bekämpfung der Seuche. 
Bei der großen Ausdehnung des Krankheits- 
gebiets ist eine wirksame Bekämpfung der Seuche 
in Uganda außerordentlich schwierig, und man steht 
daher noch ratlos vor dieser Aufgabe. Eine Zeit- 
lang dachte man daran, alle Kranken auf einer Insel 
zu isolieren, hat diesen Plan aber aus begreiflichen 
Gründen wieder ausgegeben. Wenden wir uns der 
Frage zu, wie der Gefahr, welche unserer Kolonie 
durch die Einschleppung der Schlafkrankheit droht, 
zu begegnen ist, so gllt es vor allem festzustellen, 
ob Glossina palpalis auch auf unserm Gebiet 
vorkommt. Daß die Bukoba benachbarten Land- 
schaften Ankole und Buddu von der Fliege und der 
Krankheit frei sind, habe ich bereits erwähnt, und 
die Verhältnisse an der Grenze am Ostufer des 
Sees habe ich in meinem Bericht aus Schirati vom 
18. September eingehend erörtert. Die Europäer 
der Stationen Muanza und Schirati habe ich nach 
entsprechender Belehrung ersucht, auf ihren Reisen 
durch den Bezirk auf Tsetsefliegen zu achten, und für 
die Inseln Ukerewe und Kome will ich die Hilfe 
der dort ansässigen Missionen in Anspruch nehmen. 
An den Stationsarzt von Bukoba schicke ich eine 
Abschrift dieses Berichts und eine Anzahl Exemplare 
von Glossina palpalis. Habe ich bisher auch auf 
mehrfachen Reisen am Seeufer Glossina palpalis 
nicht gesehen und kann ich auch behaupten, daß 
unsere Seeküste infolge ihrer natürlichen Beschaffen- 
heit an vielen Stellen von der Tsetsefliege frei sein 
muß, so könnte ich doch zu einem abschließenden 
Urtell nach dieser Richtung nur durch eine Ex- 
pedition gelangen, deren Zweck lediglich die Unter- 
suchung des Vorkommens von Glossina palpalis 
am Seeufer wäre, und um deren Genehmigung ich 
das Gouvernement hiermit bitte; die voraussicht- 
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liche Dauer veranschlage ich auf vier Wochen. 
Weitere Maßregeln halte ich vorläufig nicht für nötig, 
sie kommen erst in Frage, wenn an irgend einem 
Punkt Glossina palpalis festgestellt ist, und werden 
dann den örtlichen Verhältnissen anzupassen sein. Zieht 
man in Erwägung, daß bel dem regen Verkehr von 
Wagandabooten an unserer ganzen Küste der Keim 
der Schlafkrankheit in den letzten Jahren sicher schon 
recht häufig in unser Gebiet hineingetragen ist, ohne 
doß, vom Gori abgesehen, Erkrankungen unserer 
Eingeborenen bekannt geworden sind, so erscheint die 
Vermutung berechtigt, daß in unsern Seebezirken 
Glossina palpalis sich, wenn überhaupt, so doch 
nur sehr spärlich findet, und daß wir auch im un- 
günstigsten Falle eine Epidemie, wie sie in Uganda 
wütet, hier nicht zu fürchten haben. 
Roloniale Eisenbahnen. 
Mit Rücksicht auf die national-wichtigen Baum- 
woll-Unternehmungen in Togo und Deutsch-Ostafrika, 
deren Rentabilität im wesentlichen von dem Bau 
leistungsfähiger und billiger Verkehrsmittel abhängt, 
haben das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee 
und die ihm angehörenden 200 kaufmännischen, 
industriellen und kolonialen Körperschaften, Bank- 
institute und Missionen eine den Bau der ostafrika- 
nischen Eisenbahn Daressalam—Mrogoro und der 
Togoelssenbahn Lome —Palime befürwortende Ein- 
gabe an den Reichstag gerichtet: 
Der Zweck der Eisenbahnen Daressalam—Mrogoro 
(230 km) und Lome—Palime (122 km) ist, dazu 
belzutragen, unsere tropischen Produktions= und 
Handelskolonien Deutsch-Ostafrika und Togo einer 
rascheren wirtschaftlichen Entwicklung entgegenzuführen 
und der Weltwirtschaft anzugliedern. Sie find im 
besonderen bestimmt, die Küste mit dem Hinterland 
zu verbinden, die Einfuhr unserer Industrieerzeug= 
nisse zu erleichtern, die Rentabtlitätszone von Ein- 
geborenen= und Plantagenkulturen zu erweitern und 
unsere Kolonien mehr als bisher zur Versorgung 
des Mutterlandes mit nationalwichtigen Rohstoffen, 
Produkten und Minerallen heranzuziehen. 
Auf Grund seiner in deutschen und fremden 
Kolonien ausgeführten wirtschaftlichen Erkundungen 
ist das Komitee in der Lage, feststellen zu können, 
daß unsere tropischen Kolonien hinsichtlich ihrer 
Produktionsfählgkeit und Konsumfähigkeit im Ver- 
hältnis zu den unter ähnlichen Bedingungen arbei- 
tenden englischen, französischen usw. Kolonien durch- 
aus gleichwertig, hinsichtlich ihrer Verkehrsverhält- 
nisse aber entschieden rückständig sind. 
Ein Blick auf die Karte zeigt, wie unsere Nach- 
barn im tropischen Asrika fortgesetzt daran arbeiten, 
ihre Kolonlalgebiete durch Eisenbahnen planmäßig 
nutzbar zu machen. Britisch-Ostafrika ist durch die 
935 km lange Ugandabahn, Portugiesisch-Ostafrika 
durch den Wasserweg Shire—Sambesi (mit Eisen-
	        
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