Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

bahnverbindung) erschlossen, während Deutsch- Ost- 
afrika bei einer Küstenausdehnung von etwa 700 km 
nur über eine 84 km lange Innenlandbahn verfügt. 
In Westafrika besitzen fertige bezw. im Bau be- 
griffene Elsenbahnen die französischen Kolonien Sene- 
gambien, Sudan, Elfenbeinküste, Dahomey, Kongo; 
die englischen Kolonien Sierra Leone, Goldküste, 
Nigeria; die portugiesische Kolonie Angola und der 
Kongostaat. Außer Gambia und dem kleinen portu- 
glesischen Guinea sind nur die Negerrepublik Liberia 
und die deutschen Kolonien Togo und Kamerun 
heute noch ohne Eisenbahnen. 
Dazu kommt, daß die älteren Kolonien wie 
Senegambien, Lagos und der Kongostaat, über na- 
türliche Verkehrsmittel, namentlich über schiffbare 
Wasserstraßen versügen, da naturgemäß die in diesem 
Punkte begünstigten Gebiete von den älteren Kolo- 
nialmächten zuerst mit Beschlag belegt worden sind. 
Was die politische Entwicklung Deutschlands und die 
Natur unseren Kolonien versagt hat, müssen wir 
durch Schaffung leistungsfähiger und billiger Ver- 
kehrsmittel nachholen, und als solche kammen wegen 
der im tropischen Afrika vielfach herrschenden Vieh- 
seuchen ausschließlich Eisenbahnen in Betracht. 
Es liegt auf der Hand, daß die Ausfuhr größerer 
Mengen und die Konkurrenzfählgkeit der Urprodukte 
unserer tropischen Kolonien — wie Baumwolle und 
sonstige Faserstoffe (Konsum Deutschlands rund 
400 Millionen Mark), Palmkerne, Palmöl und son- 
stige Olfrüchte (Konsum Deutschlands rund 200 
Millionen Mark), Kautschuk, Hölser, Mineralien 
und ebenso der Plantagenprodukte, wie Kakao, Kaffee 
usw. — von einem billigen Transport nach der 
Küste abhängt. Die Konkurrenzfähigkeit von Stapel- 
artikeln wie Baumwolle usw. auf dem Weltmarkte 
ist bei elner Kalkulation mit dem Transport auf 
den Köpfen der Eingeborenen (durchschnittlich 1 M. 
per Tonnenkilometer) gegenüber dem Eisenbohn= 
transport (auf afrikanischen Bahnen durchschnittlich 
30 Pf. per Tonnenkilometer) so gut wie ausge- 
schlossen. 
Auf die strategische Bedeutung von Elsenbahnen 
in den Kolonien sei hier nur kurz hingewiesen. Die 
jüngsten Ereignisse in Deutsch-Südwestafrika sprechen 
in dieser Bezlehung eine deutliche Sprache. 
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee hat seit 
1896 wirtschaftliche Vorarbeiten in den Kolonien 
zur Feststellung der Rentabilität bestimmter kolonlaler 
Unternehmungen bezw. zur Verhütung von Fehl- 
schlägen ausgeführt, deren Ergebnisse veröffentlicht 
sind. Veranlaßt durch seine im Jahre 1900 einge- 
leiteten Baumwollkulturversuche, hat das Komitee 
auch die Transportfrage in selnen Arbeitsbereich 
ausgenommen und im Jahre 1902 die spezielle 
Trassierung der Togo-Innenlandbahn vornehmen 
lassen. Gründlich durchgearbeitete Pläne und Kosten- 
anschlag sind der Kolomal-Abtellung des Auswär- 
tigen Amtes zur Verfügung gestellt. Eine weitere 
Begründung der Notwendigkelt dieser Eisenbahnlinie 
  
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ist in der Schrift „Zur Trassierung der Togo- 
elsenbahn Lome —Palime"?) niedergelegt. 
sbersicht der verteilung der Pflegeschwestern 
in den Schutzgebleten. 
Der Februarnummer der Zeitschrift „Unter dem 
roten Kreuz“ entnehmen wir folgende Verteilung 
der Pflegeschwestern in unsern Schutzgebieten: 
Deutsch-Ostofrika elan 4# 3Szwestem 
Kamerun 3 » 
Togp. .».....8 » 
Windhuk..5 » 
Swakopmund 2 » 
Deutsch-Südwestafrikas Keetmanshoop 1 „ 
Grootfontein. 1 " 
zum Kriegsschauplatz 4, 
Samoa ..-.....2 » 
Neu-Guinea.........1 « 
Überdiedasieekultupund-ppoduktioadevwelt. 
Die Zahl der auf der ganzen Welt vorhandenen, 
d. h. der auf die Erdteile Amerika, Asien und Afrika 
sich verteilenden großen und kleinen, nur für den 
Kaffeebau allein bestimmten Plantagen beläuft sich 
auf rund 49 000. Ihre jährliche Produktion beträgt 
über 21 500 000 Sack, was bei einem Durchschnitts- 
gewicht von 134 Pfund pro Sack ungefähr 
2 881 000 000 Pfund ausmacht. Die Menge des 
im Welthandel jährlich umgesetzten Kaffees bewertet 
sich auf 255 Millionen Dollar, was dem Netto- 
ertrage von über 1800 Millionen voll tragender 
Kaffeebäume entsprechen dürfte. Das für die Kaffee- 
kultur allein verwandte Areal, also ausschließlich des 
auch für andere Zwecke bebauten Landes, beträgt 
mehr als 3 600 000 Acres, und hatte, die auf dem- 
selben befindlichen Gebäude, Maschinen und sonstige 
Utensilien miteingerechnet, trotz der in den Jahren 
1900 bis 190 herrschenden niedrigen Bodenpreise, 
einen Wert von 1350 Millionen Dollar. Die Zahl 
der im Jahre auf den Plantagen beschäftigten Ar- 
beiter und der sonstigen Angestellten betrug 2 200 000 
Männer, Frauen und Kinder. Die jährlich gezahlten 
Gehälter und Löhne bezefferten sich auf über 135 
Millionen Dollar. 
Aus diesen allgemeinen Daten ergaben sich im 
enzelnen folgende statistische Schlußfolgerungen: Das 
Durchschnittsareal aller für die Kaffeekultur aus- 
schlleßlich bestimmten Plantagen stellt sich auf 73½ 
Aecres, und auf jeder Plantage befinden sich 36 735 
volltragende Bäume. Im Durchschnitt llefert jeder 
Baum 1½/8 Pfund Rohkaffee, so daß, da auf 1 Acre 
rund 500 Bäume entfallen, die Durchschnittspro- 
duktion jeder Plantage sich auf 58 796 Pfund und 
*) Siehe Literatur. 
 
	        
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