Nacht wurden mit dem Feinde fortwährend Schüsse
gewechselt.
14. Januar. Morgens in aller Frühe sende
ich eine zehn Mann starke Patrouille zu Fuß auf
das zwei Stunden entfernte Okombahe, wo Ansiedler
Wecke nebst 17 Buren auf Entsatz warten sollen.
Spät Nachmittags kehrt die Patroullle zurück. Wecke
und die Buren hatten sich bereits zu Pferde und
mit Ochsenwagen geflüchtet. Okombahe war vom
Feinde besetzt. Letzterer ließ unsere Leute bis auf
150 m herankommen und eröffnete alsdann das
Feuer. Das Feuer wurde erwidert, wobel feind-
licherselts zwei Mann fielen. Diesseits waren keine
Verluste. 8 Uhr vormittags geht ein Zug unter
Veterinärrat Rickmann längs der Bahnlinie zur Er-
kundung vor. Es werden bewaffnete Hereros ge-
troffen, von denen einer im Feuergefecht fällt. Nach
etwa drei Stunden kehrt dieser Zug zurück, da in-
zwischen in Waldau auf herumstreifende Hereros
heftig geschossen wird. Abends werden von dem
Zuge des Leutnants der Reserve Oswald noch zwei
Hereros erschossen. Der andere Teil der Truppe
hatte schweren Arbeitsdienst durch Herstellen des
gedeckten Elsenbahnzuges, Einpacken sämtlicher auf
der Station befindlichen Stücke. Vor allem wurde
das Maschinenpersonal äußerst angestrengt. In der
Nacht fortwährend Beunruhigung durch feindliche
Patrouillen.
15. Januar. Die Station Waldau wird von
mir aufgehoben, da diese zu gefährdet ist. Morgens
5½ Uhr Abfahrt nach Okahandja. Unterwegs muß
die Bahn viermal reparlert werden, davon zweimal
in heftigem feindlichen Feuer. Eine Brücke war
durch Dynamit gesprengt, drei Hereros werden er-
schossen. 6
Etwa 11,2 km vor Okahandja erstes Feuer aus
starken feindlichen Schützenlinien, von allen Seliten,
das aus dem gepanzerten Zuge erwidert wird. Es
entsteht durch das Fehlen eines Joches, das wieder
von uns eingefügt werden muß, eine halbe Stunde
Aufenthalt. Die Arbelt wird während heftigen
Feuers ausgeführt. Ein Zug schwärmt zur Deckung
der Arbeiter aus. Um 11½ Uhr fährt der Zug,
der die deutsche Flagge führt, langsam in Okahandja
ein. Hier entspinnt sich ein äußerst hitziges Gefecht,
die Statlonsbesatzung greift wirksam mit ein.
Der erste Zug und ein Teil des zweiten (elwa
60 Mann) begeben sich sofort nach der Station, der
andere Teil erhält von mir den Befehl, den Bahn-
hof und den Zug unter allen Umständen zu halten.
Bei dem weiteren Gefecht fiel der Arbelter Stockamp
aus Karibib. Er erhielt einen Schuß durch beide
Weichteile. Der Eingeborene Jacob erhielt einen
Schuß oberhalb des linken Ohres. Die Kugel konnte
bisher noch nicht entfernt werden. Den Bahnhof
gebrauchte ich als zweiten Stützpunkt, ferner um die
Bahnlinie nebst Brunnen halten zu können und um
den Eisenbahnzug in melnen Händen zu behalten.
194
Auf dem Zuge befanden sich etwa 50 000 Patronen
sowie unentbehrliche Bekleidung. 12 Uhr vormittags
ist alles besetzt, kein Mann verwundet. Lezßzteres
muß ich fast als ein Wunder bezeichnen. Ich über-
nehme sofort das Kommando am Platze. Der Feind
schießt bis in die Nacht hinein noch ziemlich heftig.
16. Januar. Morgens wird das feindliche Feuer
erst spät ersffnet. Ich teile sämtliche Mannschaften
in eine Besotzungstruppe und in eine Feldtruppe ein.
Falls letztere in Tätigkeit tritt, übernehme ich die
Fäührung, während Oberleutnant der Reserve Ziegler
so lange die Besatzung befehligt. Nachmittags werden
die umfassendsten Maßregeln für die Gesundhaltung
der beiden besetzten Stationen getroffen. Ich hoffe,
daß durch diese, trotz der engen Belegung, anstecken-
den Krankheiten vorgebeugt wird. Hier befindet sich
noch Oberarzt Dr. Maaß. Der Gesundheitszustand
ist bis jetzt zufriedenstellend.
17. Januar. Am 17. werden beide Stationen
in besseren Verteidigungszustand gesetzt, was dadurch
erleichtert wird, daß der Feind sich schon am vorher-
gehenden Tage aus Okahandja nach den 800 bis
1200 m entfernt liegenden Höhen zurückgezogen hat.
Jedoch können die Arbeiten sowie das Verlassen
der Stationen nur mit der größten Vorsicht erfolgen,
da der Feind sehr wachsam ist. Etwa um 7 Uhr
abends kam Frau Lange mit zwei Kindern ganz er-
schöpft bei der Station an. Diese war seit vier
Tagen unterwegs gewesen. Ihre Angehörigen wurden
in ihrer und der Kinder Gegenwart mit Kirris tot-
geschlagen, sie selbst durch einen Schlag auf den
Kopf betäubt, so daß die Hereros gloubten, sie sei
tot. Unterwegs nährte sie sich nur von von Feld-
kost. Am dritten Tage wurde sie eingefangen und
auf die Hauptwerft von Assa Riarua auf den Kaiser
Wilhelmberg gebracht. Nur durch die Bitte einer
Eingeborenen wurde sie nicht getötet. Abends kam
der Ansiedler Krems, der seit ungefähr fünf Tagen
flüchtig war.
18. Januar. Erneuerung des gedeckten Eifen-
bahnzuges und Zumauern des großen Festungstores.
Früh morgens bat ich den Missionar Diehl auf die
Station. Er erschien unter dem Schutze der weißen
Flagge. Viel war von ihm nicht zu erfahren; ich
gab ihm ein an den Oberkapitän Ouanja gerichtetes
Schreiben mit. Ouanja hat es wohl nicht erhalten,
da der Missionar auch Feuer erhiett.
Am 19. Januar morgens 7 Uhr Abfahrt von
100 Mann Feldtruppe in der Richtung nach Windhuk
zur Erkundung der Bahnstrecke. Es wird festgestellt,
daß am Südausgang von Okahandja in einer Länge
von 200 m die Eisenbahn aufgerissen ist. Kurz
vorher wird wieder im feindlichen Feuer ein fehlen-
des Joch eingebaut. Da ein weiteres Vorgehen
unmöglich, lasse ich zwei Züge ausschwärmen und
den weit ausgedehnten Ort absuchen, um noch alles
Brauchbare, namentlich Munition und Lazarettbestände,
zu retten. Dies geschieht, während der Feind nur