Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Verhältnisse ein ganz ansehnliches Gebäude. Die 
ganze Frontseite gleicht einem schönen Säulengang, 
der von den Pfellern gebildet wird, die das 1 bis 
2 m vorragende Dach tragen. Das Portal, unter 
dem der König seine Audienzen zu geben pflegt, hat 
über 5 m Höhe. 
Rus kremden Holonien und 
Produktionsgebieten. 
Lagos im Jahre 1902. 
Der dem britischen Parlament vorgelegte Jahres- 
bericht über die Kolonie Lagos für 1902 zeigt einen 
bemerkenswerten Fortschritt in der wirtschaftlichen 
Entwicklung dieses Gebietes. Einfuhr und Ausfuhr 
haben beträchtlich zugenommen, und im gleichen Maße 
haben sich die Einnahmen der Kolonie gesteigert. 
Dleses erfreuliche Ergebnis wird in dem Bericht vor 
allem der Tatsache zugeschrieben, daß das Binnenland 
durch den Bau der Eisenbahn von Lagos nach 
Joadan für den Handel erschlossen worden ist. 
Der Gesamtwert der Einfuhr (ausschl. Geld) hat 
im Jahre 1902 die Summe von 895 223 f erreicht 
und damit den Elnfuhrwert des Vorjahres um 
170 385 & übertroffen. Der Gesamtwert der Aus- 
fuhr stellte sich im Jahre 1902 auf 1259 ·683 2, 
die Zunahme gegenüber dem Vorjahre betrug 
461 652 K. 4 
Die folgende Tabelle gibt einen Uberblick über 
die Gestaltung der Einfuhr der wichtigsten Artikel: 
  
  
  
  
  
  
Zu= bezw. 
1801 1802 Abnahme 
Wert SWert SJ Wert S 
Baumwollenwaren32700000 109 300 
Tabacsk 18 90023200 . 
Spirituosen 60 9000 7800 16 900 
Saaz 9000 — 
Andere Artikel 309000| 350 5000 41600 
Zusammen724 800 895 200H 170 400 
An der Ausfuhrsteigerung waren in erster Linie 
Palmkerne und Palmöl beteiligt. 
Uber die Entwicklung der Finanzen der Kolonle 
in den letzten fünf Jahren gibt die folgende Über- 
sicht Auskunft: 
Einnahmen Ausgaben 
1897. 177 421 0 182 668 S. 
1898 206 444 - 203 802 = 
1899 192791. 223 289. 
1900/01. 211 467. 187 124. 
1901/02. 275 022 -“) 235 495 y) 
Von besonderem Interesse sind ferner die Aus- 
führungen des Berichts über die Baumwollkultur- 
*) Davon 17 898 F für die Eisenbahn. 
u) 21640 - 
200 
  
versuche. Die Wiedereinführung der Baumwollkultur 
ist in der Kolonle mit großem Eifer ausgenommen 
worden, vor allem in dem Egbabezirk. Mehrere 
tausend Acker sind bei Abeokuta mit Baumwolle be- 
stellt worden. Abgesehen von den seltens der Re- 
gierung gewährten Unterstützungen, hat die British 
Cotton Growing Association sich bereit erklärt, den 
Baumwollpflanzern Gin= und Preßmaschinen zur 
Verfügung zu stellen und jedes in der Kolonie pro- 
duzierte Quantum von Baumwolle aufzunehmen. 
Der Baumwollenbau war in Lagos schon in früheren 
Jahren eingebürgert; infolge der niedrigen Preise 
jedoch hatten die Eingeborenen aufgehört, für den 
Export zu produzieren. Im Jahre 1869 belief sich 
die Baumwollausfuhr von Lagos auf einen Wert 
von 77 000 2; sie ist dann nahezu Jahr für Jahr 
zurückgegangen und hat im Jahre 1879 so gut wie 
ganz aufgehört. Der größte Teil der exportierten 
Baumwolle kam aus dem Egbabezirk; die Egbaleute 
haben sich auch jetzt wieder bereit finden lassen, 
Baumwolle in größerem Umfang anzubauen, nachdem 
sie darüber beruhigt worden waren, daß sie jederzeit 
für ihr Produkt Absatz zu lohnenden Preisen 
finden würden. 
Derschiedene Wilteilungen. 
Rolonial-Wirtschaftliches. 
In elner zahlreichen, von der Handelskammer 
des Regierungsbezirks Münster und der dortigen 
Textilbörse am 4. März einberufenen Versammlung 
der Textllindustriellen Westfalens referierte der Se- 
kretär des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, Berlin, 
Herr Wilckens, über den Fortgang der deutsch- 
kolonialen Baumwollunternehmungen. 
Nach den Berichten der Baumwollinspektionen 
des Komitees in Togo und Deutsch-Ostafrika macht 
die Ausbreitung der Baumwollkultur fortgesetzt gute 
Fortschritte. Für die kommende Saison wird infolge 
der gegen dasß Vorjahr um das Fünffache vergrößerten 
Anbaufläche auf eine Ernte von etwa 2000 Ballen 
gerechnet. 
Dem deutschen Beispiele, neue Baumwollproduk= 
tionsgebiete, insbesondere in Afrika, zu erschließen, 
sind bekanntlich alle europälschen Kolonialmächte ge- 
solgt. So bezeichnet die British Cotton Growing 
Association namentlich Britisch Zentralafrika (Nyassa- 
land) und Lagos als zukunftsreiches Baumwolland. 
In diesen Gebleten sollen in dieser Saison mehrere 
hunderttausend Acres mit Baumwolle bepflanzt werden, 
falls genügende Mittel der Gesellschaft aus Spinner= 
sen zur Verfügung gestellt werden. Die aus- 
schließlich aus englischen Interessentenkreisen ausge- 
brachten Beiträge der Association ergaben bis heute 
bereits etwa 2. Millionen Mark. 
Eine von dem Vorsitzenden der Versammlung 
dem Handelskammerpräsidenten Herrn Kommerzienrat
	        
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