Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Waterberg wohnhaften Hereros Salatiel, Timotheus, 
Gabriel, Katjiwisemuna und noch mehrere Großleute 
aus der Umgegend mit ihren Leuten alle hier in 
Waterberg aufzutreibenden Pferde sowie Sättel, 
Zaumzeuge, Decken, Schuhe, Kleider für Männer 
und Frauen aus hiesigen Stores gekauft haben sollen. 
Die Preise spielten bei dem Kauf keine Rolle. Da 
die hier wohnhaften Stores bei dem reißenden Geschäft 
ihre Stores bald ausverkauft hatten, bedauerten viele 
Hereros, nichts mehr bekommen zu können, worauf 
vlele nach Hamakari gingen, um den dortigen Store 
auszukaufen. Nach dem Gehörten sprach ich mit 
Herrn Missionar Eich, der den ganzen Tag schon 
bemüht war, den Grund des vielen Kaufens zu er- 
fahren. Da mir Herr Eich nichts Näheres mittellen 
konnte, ging ich den folgenden Tag selbst zu dem 
Kapltän David, der zur Zeit krank hier danieder 
liegt, um mich zu erkundigen, was das viele und 
unverhoffte Kaufen der Leute zu bedeuten habe. 
David sagte mir, er wisse nichts, auch könnte er sich 
nicht denken, daß die Leute jetzt in der Sterbezeit 
Pferde kauften, auch daß sie dleselben so teuer be- 
zahlten, er wisse keinen Grund, um daß sie dies 
tun mußten. David sagte ferner, die genannten 
Hereros hätten ihm nichts von alledem gesagt, auch 
hätte er nichts gehört, was dieselben vorhaben. Ich 
sowie der Herr Missionar Eich, der sich gleichfalls 
bemühte, in der Sache näheres zu hören und her- 
auszubekommen, sind der Ansicht, daß bis jetzt, wo 
sich sämtliche Hereros ruhig verhalten, auch keiner 
den Anschein zu kriegerischen Absichten gibt, eine 
ernstliche Besorgnis nicht vorliegt. Die genannten 
Hereros sollen sich zur Beratung bei dem Kapitän 
Ouanja in Otjikume aufhalten. Davld hat mir 
versprochen, dieselben zurückzurufen, um näheres fest- 
stellen zu können. 
gez. Rademacher, 
Sergeant und Statlonsältester. 
* * 
* 
Waterberg, den 6. Januar 1904. 
Sehr geehrter Herr Oberleutnant! 
Besten Dank für Ihre gefl. Mitteilungen vom 
3. d. Mts. Unteroffizier Wiederholdt will heute noch 
wieder zurückreiten, deshalb in Eile einige Zeilen. 
Gestern Mittag hörte ich, daß die Hereros in 
den Stores wie unfinnig kauften, dies bestätigte mir 
am Nachmittag auch Frau Sonnenberg (Sonnenberg 
ift nach Karibib gereist). Darauf erkundigte ich mich 
persönlich bei Wecke & Voigts und erfuhr, daß seit 
em 8. die Hereros außerordentlich viel kaufen, 
hauptsächlich Männerkleider, Schuhe, Hüte usw., aber 
auch Frauenkleider, auch hatten sie von Ansiedlern 
6 Pferde sowie Zaumzeug usw. gekauft und die 
Händler Reinecke & Böhm gebeten, noch mehr Pferde 
ommen zu lassen. Der Händler Böhm erzählte mir 
auch, daß er in einem Tag seine Karrenladung Waren 
in Otjosongombe verkauft habe. Ich versuchte nun 
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dahinterzukommen, ob irgend ein Gerücht über die 
Vorgänge im Süden hierher gedrungen sei und die 
Leute beunruhigt hätte, konnte aber nichts erfahren. 
Darauf ging ich heute morgen zu David (er ist 
krank) und fragte ihn aus über den Grund des 
Kaufens, und da er auch denselben nicht kennen 
wollte, so bat ich ihn, die Männer zusammen zu 
rufen, damit ich zu ihnen reden könne. Das geschah! 
Ich versuchte zunächst wieder festzustellen, ob ein 
Gerücht von kriegerischen Vorgängen die Beunruhigung 
der Leute hervorgerufen hätte, konnte aber auch hier 
nichts herausbekommen. Darauf sagte ich den Leuten, 
daß die Kauferei der letzten Tage sie in den Verdacht 
kriegerischer Absichten bringe, sie sollten das Kaufen 
einstellen und David solle den Händlern verbieten, 
noch weiter an Hereros auf Schuld zu geben; 
wollten dieselben aber nicht darauf eingehen, dann 
solle er das durch die Station Ihnen melden lassen. 
Im übrigen solle er sich mit Sergeant Rademacher, 
der auch zugegen war, über alles beraten. David 
bat dann auch gleich den Sergeanten, da er selbst 
nicht ausgehen könne, mit den Händlern zu sprechen 
und auch nach Olahandja und Omaruru zu schreiben. 
Ist wohl auch gleich geschehen. 
Von den Großleuten sind Salatiel Timotheus 
und Gabriel nicht am Platze und David ist krank, 
dies dürfte schon beweisen, daß hier keine feindseligen 
Absichten bestehen. 
Die Kauferei ist nach meinem Dafürhalten von 
einigen jungen Burschen, nachdem wahrscheinlich ein 
Gerücht über die Ausplünderung der Ansiedler in 
Gobabis in hiesige Gegend gedrungen war, veranlaßt 
worden, andere haben sich angeschlossen, um im 
Trüben zu fischen, und die übrigen haben mitgemacht, 
weil das Kaufen so schön ist. 
Ich sehe noch keinen Grund zur Beunruhigung, 
werde aber wachsamen Auges alle Vorgänge beob- 
achten und Ihnen rechtzeitig Mitteilung machen. 
Mit bestem Gruß 
Ihr ergebener 
W. Eich, Missionar. 
* 
  
* 
— 
Telegramm 
an das Kaiserliche Gouvernement. 
Ab: Okoahandja 11. 1. 04. 715 Uhr. 
An: Windhuk 11. 1. 04. 8% Uhr. 
Samuel und sämtliche Großleute Osona, halte 
nach Eingeborenen Meldung Aufstand für sehr mög- 
lich. Patrouille auf Osona entsandt, habe 26 Mann 
auf Station mit Freiwilligen, schätzungsweise müssen 
nach Durchmarschierten gezählt 200 Hereros auf 
Osona sein. 
gez.: Zürn.
	        
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