Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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Sekretär Guder besprochen hatte, eilte ich, nur mit eine neue Verhandlung wurde am folgenden Morgen 
ein= bis zweitägiger Ausrüstung versehen, zur Bahn, in Aussicht gestellt. 
wo ich mit dem 9½ Uhr vorm. abgehenden Zuge 
und zusammen mit der militärischen Verstärkung 
(1 Leutnant, 6 Unteroffiziere und 11 Mann) abfuhr mißtrauen. 
Da die Möglichkeit vorhanden, daß bereits die geftört war, hatte ich 
Der Missionar Diehl, nach 
seiner Ansicht über die Verhandlungen gefragt, gab 
an, daß kein Grund vorläge, den Eingeborenen zu 
Da die Telephonverbindung noch nicht 
gemäß der Verabredung mit 
Hereros offensiv vorgegangen seien oder doch während Oberrichter Richter-Windhuk ein Gespräch, teilte ihm 
des Tages einen Angriff ausführen könnten, gab ich das Erlebte mit und betonte besonders die weiteren 
dem Führer der Verstärkung — Leutnant a. D. Demonstrationsbewegungen und Ansammlungen der 
Groening — den Rat, von Teufelsbach an die 
Mannschaften nicht offen zu zeigen. Es wurden zu 
diesem Zweck von dem Eisenbahnbetriebsleiter Hennig 
bereitwilligst zwei Personenwagen gestellt, und zur 
Sicherheit, daß die Strecke von Okahandja bis 
südlich der beiden großen Brücken noch nicht ge- 
fährdet sei, wurde eine Maschine auf telegraphischen 
Antrag hin uns entgegengesandt. Ohne Belästigung 
seitens der Eingeborenen und ohne Störung auf 
der Bahn liefen wir mit dem Zuge, der mit großer 
Vorsicht sich vorwärts bewegte, in Okahandja gegen 
2½ Uhr ein, nachdem wir die erwartete Lokomotive 
nicht südlich der Swakopflußbrücke, sondern an der 
Halte= oder Wasserstelle Osona (zwischen der 
Okahandja= und Swakopflußbrücke) angetroffen hatten. 
Auf dem Bahnhofe in Okahandja traf ich Distrikts- 
chef Zürn und mehrere bereits geflüchtete Ansiedler — 
Ziegler nebst Familie. — In Okahandja bestand 
schon eine starke Aufregung, was Herrn Zürn ver- 
anlaßt hatte, vom 10. zum 11. Jannar nachts zu 
alarmieren und die Feste durch Einziehung der Re- 
serven — besonders die Türme — militärisch zu 
besetzen. Meine nächste Aufgabe war nun, mit 
Samuel Maharero zu verhandeln, erfuhr jedoch, 
daß dieser gar nicht anwesend sei, sondern sich außer- 
halb Okahandjas aufhalte. Herr Zürn hatte bereits 
am Vormittag versucht, den anwesenden Kapitän 
Ouanja von Otiilkurume zu sich zu rufen, aber ohne 
Erfolg. 
Am Nachmittag jedoch, gegen 5 Uhr, erschien 
dieser, nachdem Zürn und ich ihm mehr als halbwegs 
auf dem Platze zur Eingeborenen-Werft entgegen- 
gegangen waren und er durch Vorboten sich über- 
zeugt hatte, daß wir nicht bewaffnet oder unter 
bewaffnetem Schutz kamen. Stehend wurden die 
Verhandlungen geführt, und zwar in Gegenwart des 
Missionars Diehl, der die Unterredung verdolmetschte. 
In glaubhafter Weise gab Ouanja an, daß 
Samuel im Felde noch beschäftigt sei mit Einziehung 
von Schulden und dergleichen, daß er aber erwartet 
würde; ebenso hörten wir, daß Assa Riarua sehr 
krank sei. Ferner teilte er mit, daß die großen 
Mengen Hereros aus dem Norden und aus dem 
Sandfelde nach Okahandja gekommen seien, um 
Kapitänsstreitigkeiten (bez. Salatiel und David- 
Waterberg) und Erbschaftsstreitigkeiten zu schlichten 
und daß das Mitbringen der Gewehre keinen be- 
sonderen Grund habe. Die Eingeborenen erinnerten 
selbst an den Schutzvertrag, und der Schluß der 
Verhandlungen lautete jedenfalls völlig friedlich und 
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Hereros. Herr Zürn beantragte Kriegsschiffs- 
verstärkung vom „Habicht". Wir und die 
weißen Bewohner Okahandjas hielten die Aus- 
sagen der Eingeborenen für fingiert, und mit Rücksicht 
auf die immer mehr wachsende Zahl der zuzlehenden 
Feldhereros blieben die meisten Weißen nicht in 
ihren Häusern, aus Angst vor einen Uberfall, 
sondern zogen sich in die Kaserne (Störmer — Wecke 
Voigts — nebst Familie) und zum Teil in das 
Bahnhofsgebäude (Denker und Diekmann nebst Fa- 
milien) zurück. Der Abend und die Nacht vom 
11. zum 12. Januar verliefen ruhig. Eine Patrouille 
konfiszierte am Abend mehrere ungestempelte Ge- 
wehre. Erwähnt sei, daß Herr Missionar Eich- 
Waterberg in einem Briefe an Distriktschef Zürn 
keine Befürchtungen ausgesprochen hatte, die auf 
einen Aufstand schließen ließen. Ein Ansiedler, 
Nieth, welcher am 10. nachmittags vom Norden nach 
Okahandja gekommen war, wollte genau wissen, 
daß die Hereros einen solchen in großem Umfange 
an einem bestimmten Tage planten, und ein Ansiedler, 
Händler Leinhos, teilte uns am Abend des 11. Ja- 
nuar mit, daß nach den von ihm eingezogenen Er- 
kundigungen bei einer Hererofrau die Bewegung 
nur den Weißen gelte und daß der Schlag bald 
ausgeführt werden sollte. Nach dieser Mitteilung 
beantragte Zürn, das Maschinengewehr aus Windhuk 
zu schicken. — Voraus schicke ich, daß tatsächlich 
nach späteren Mitteilungen das Morden und Brennen 
im nördlichen Hererolande bereits am 11. Januar 
begonnen hat, und daß wahrscheinlich die Alarmierung 
der Feste Okahandja, die Besetzung der Türme 
sowie die Verstärkung von Windhuk den geplanten 
Überfall von Okahandia einen Tag verschoben 
haben. 
Eine Patrouille, Feldwebel Kühnel und zwei 
Mann (worunter Grundmann) und ein Eingeborener 
(Herero David), welche am 11. Januar, 5½ Uhr 
abends, behufs Warnung und Heranholung von 
Weißen nach dem Norden gesandt wurde, ist bis 
heute noch nicht zurückgekehrt. 
Am Abend des 11. Januar kam Oberarzt 
Dr. Maß von Karibib, welcher die Untersuchung 
der für den Südfeldzug eingezogenen Reserwisten 
vornehmen sollte. Nach seinen Mitteilungen war 
auf der Strecke Karibib — Okahandja noch nichts 
passiert, was auf einen Aufsstand schließen lassen 
konnte. Belm Abendessen hörte man einen Schuß, 
der jedoch von unserer Seite, und zwar von einem
	        
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