Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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Rus dem BVereiche der Wissionen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
M Über einen Besuch des Lepraasyls auf der Insel 
kolokal bei Honolulu, dem Schauplatz der edel- 
mütigen Tätigkeit des Paters Damien, berichtet eine 
englische Missionärin im Aprilheft der Zeitschrift 
# Chronicle of the ndon Missionary) 
Delety##: Der Besuch war nicht so traurig, wie 
ich dachte. Obwohl ich schreckliche Anblicke sah, 
waren die Leprakranken scheinbar ganz glücklich. 
ine der Nonnen führte mich im Frauenhause herum; 
e Kranken waren auf ihre Art vergnügt und 
chienen sich verhältnismäßig wohl zu sühlen. Der 
Pater und die Nonnen sorgen auf hervorragende 
d eise für die Kranken, das Klima ist gesund und 
e Natur herrlich. Die bei weitem bemitleidens- 
vertesten Leprosen waren einige Weiße, die natur- 
R die Trennung von ihresgleichen am schwersten 
en 
Einem Bericht des P. Kleintitschen aus Wuna 
gSone (Bismarck-Archipel) entnehmen wir folgendes 
er die dortigen Katechetenschulen und die religlösen 
orstellungen der Eingeborenen: 
5 Die Schüler der Katechetenschule kommen aus 
ven verschiedenen Distrikten der Mission und werden 
Dua den Missionären hierher gesandt. Sache der 
d Isionäre ist es, junge Leute ausfindig zu machen, 
u ihnen später als Katecheten zur Seite stehen 
mmen. Nun ist es aber nicht immer sehr leicht, 
Aeinglinge zu bewegen, in die Fremde zu ziehen und 
ich für einige Jahre in Wuna Pope niederzulassen, 
um später als Katechet unter ihren Landsleuten auf- 
zutreten. Wie bei allen südlichen Völkern, so ist 
auch bei den Kanachen die Willenskraft sehr schwach. 
6 anche junge Leute möchten wohl Katechet werden, 
aben aber nicht den Mut und die nötige Ausdauer 
kuhn. Wenn es dann zum entscheidenden Augenblick 
Zams, schrecken sie zurück und satteln nach kurzer 
. t wieder um. Außerdem ist der Kanache nicht 
ir bosmopolitisch gesinnt. Er klebt an der Scholle, 
r l er geboren wurde. Das Wandern wird niemals 
ne Lust sein. Die angeborene Scheu vor der 
bcemde ist eine von den Hauptschwierigkelten, welche 
i der Rekrutierung von Katechetenschülern zu über- 
nden sind. « 
den Die meisten Schũler der Katechetenschule sind in 
Stationsschulen schon etwas vorgebildet. Ein 
9 Missionär macht es sich zur Pflicht, in seinem 
ucun rke Stationsschulen zu errichten. Die Kinder, 
öah che die Schulen besuchen, stehen in näherm Ver- 
un mit dem Missionär. Sie lernen ihn kennen, 
nach und nach verschwindet ihre Furcht. 
Msc sich endlich ein Jüngling nach längerem 
z ubhalt beim Missionär entschlossen, sein Bündel 
di chnüren und nach Wuna Pope zu wandern, so 
Onters noch zuerst einen kleinen Kampf mit den 
ie und alten Tanten ab. Am schlimmsten sind 
  
die alten Tanten, weil sie konservativer Natur sind 
und am meisten mitschwätzen. Ist auch dieser Strauß 
ausgefochten, so kann der junge Mann mit gemischten 
Gefühlen den Weg zur Hochschule einschlagen. Nach- 
dem der Ankömmling einquartiert ist, kann man damit 
beginnen, ihn umzuwandeln und zu „verarbeiten“. 
Wie schon oben bemerkt, fällt den Jünglingen der 
Aufenthalt in Wuna Pope anfangs schwer, da sie 
mit ihrer gewohnten Lebensweise so ziemlich brechen 
müssen. Von einem gemeinschaftlichen, geregelten 
Leben haben sie keine Ahnung. Man darf denn 
auch keine große Anforderung an sie stellen. Die 
ersten Tage leisten sie vollständig genug, wenn sie 
hier bleiben und nicht heimlich fortlaufen. Es wäre 
zu viel verlangt, wenn sie gleich anfangs den Unter- 
richt regelmäßig besuchen und die andern gemeinschaft- 
lichen Ubungen mitmachen sollten. 
Der Unterricht findet in den kühlen Morgen- 
stunden statt. Die Unterrichtsstunden sind so verteilt, 
daß gegen 10 Uhr die Schule geschlossen wird. 
Die übrige Zeit ist der Arbeit gewidmet. 
Den ersten Platz nimmt der Religionsunterricht 
ein. Es ist dies die schwierigste Stunde für den 
Schüler sowohl als für den Lehrer. Das Religions- 
system der Kanachen ist so arm, daß man keine An- 
lehnungspunkte zur Begründung der christlichen Wahr- 
heiten finden kann. Alles muß neu geschaffen werden. 
Die notwendigsten Wörter, wie Gott, Sünde Tugend, 
Anbetung, Seele usw., finden sich nicht einmal vor und 
müssen neu gebildet oder andern Sprachen entlehnt 
werden. Daraus kann man auf die Schwierigkeiten 
schließen, die christliche Religion in der kanachischen 
Sprache darzustellen. Für den Schüler wird es ebenso 
schwer sein, die neue Religion zu fassen oder zu 
verstehen. " 
Einige dunkle Spuren von der Übersetzung finden 
sich allerdings vor. To Kabinana (der Weise) hat 
die hiesige Gegend erschaffen. Er liebt die Menschen 
und tut ihnen nichts Böses. Verehrt wird er aber 
von den Kanachen nicht. Wenn man sie fragt, warum 
sie denn den guten to Kabinana nicht verehren, dann 
antworten sie: „Das ist unnütz, denn to Kabinana 
ist ja gut und tut uns nichts Böses an.“ To Ka- 
binana wollte die Menschen unsterblich machen und 
die Schlangen töten. Er schickte deshalb seinen 
Diener to Purgo (der Tölpel, der Böse) zu den 
Menschen und zu den Schlangen. Zu den Menschen 
mußte er sagen, daß sie häuten und nicht sterben, zu 
den Schlangen aber, daß sie häuten und sterben 
sollten. To Purgo entledigte sich schlecht seines Auf- 
trages. Er ging zu den Menschen und sagte, sie 
sollten sterben, zu den Schlangen aber, sie sollten 
häuten und ewig leben. Seit der Zeit sterben die 
Menschen. Von to Kabinana wird auch erzählt, daß 
er eines Tages den Menschen und die Schlangen 
beauftragte, ihm eine Sache zu holen. Der Mensch 
gehorchte nicht und zur Strafe mußte er von nun 
an sterben. 
Wie von der Erschaffung und von der Ver-
	        
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