bedingungen erzeugen durchweg kräftigeren Baum-
wuchs und haben das Vorkommen edlerer Holzarten
im Gefolge, so daß sich nicht selten dem Auge das
Bild prächtiger und reicher Parklandschaften bietet,
mit Laubkronen, die jedem deutschen Walde zur
Zierde gereichen würden. Nicht ohne weiteres gilt
dasselbe vom Graswuchs, der auf reichem Boden
zwar größere äußere Uppigkeit zeigt, aber qualitativ
an steinigen und humusärmeren Stellen oft voran-
steht — wie das die Entwicklung des an verschiedenen
Punkten gehaltenen Viehs beweist. Das niedere
Dorngestrüpp, die Park= und baumbestandenen
Savannen mit edleren oder geringeren Hölzern, die
lichte Waldlandschaft und die baumlose, zuweilen
selbst strauchlose Grasebene repräsentieren die ver-
schiedenen äußeren Typen des durchreisten Landes,
doch wechseln sie in der Regel so rasch mit-
einander ab, daß sich selten ein Farmgebiet von
5000 ha Umfang finden wird, das nicht alle oder
doch die meisten Typen in sich vereinigte.
Was die wirtschaftliche Ausnutzung des vorstehend
skizzierten, zur Besiedlung in Aussicht genommenen
Gebietes betrifft, so ist zunächst von grundlegender
Bedeutung die Tatsache, daß sich — im Unterschied
zu den mittleren und südlichen Teilen des Schutz-
gebietes — im Grootfonteiner Distrikt der Ackerbau
ohne Zuhilfenahme künstlicher Bewässerung, allein
auf den Regenfall hin, als möglich und lohnend
erwiesen hat. Allerdings widerspricht diese Tatsache
durchaus den Vorstellungen, die in den verbreitetsten
Schriften über Deutsch-Südwestafrika und infolgedessen
bei der großen Mehrheit der für die Kolonie inter-
essierten Persönlichkeiten in Deutschland und ge-
legentlich selbst hier im Lande existierten: daß nämlich
die Zone der auf den bloßen Regensall hin möglichen
Bodenkultur erst nördlich der Etoschapfanne, im
Owambolande, beginne. Allerdings ist die praktische
Erkenntnis, daß zum mindesten die Zone des Mais-
baus auf Regenfall hin bereits 1½ Breitengrade
südlicher, am Nordrande des Waterberggebirges,
beginnt und im Grootfonteiner Distrikt — Regierungs-
und Kompagnleland zusammengenommen — ein Areal
von 25 000 bis 30 000 Quadratkilometern einnimmt.
(wiewohl natürlich nicht die Rede davon sein kann,
daß diese Fläche durchweg beackerbares Land re-
präsentiert), ersft jungen Datums. Daß sie nicht
bereits seit einer Reihe von Jahren Gemeingut aller
interessierten Kreise ist, erscheint als die Folge zweier
Ursachen. Die erste dieser Ursachen ist die schlechte
Wirtschaft der durch die South West Africa Com-
im Grootfontelner Distrikt angesiedelten
Diese Buren sind, wie ich mich persönlich
in hinreichendem Maße zu überzeugen Gelegenheit
hatte, mit wenigen, meist in die letzte Zeit fallenden
Ausnahmen, rückständige und in keiner Weise
für den deutschen Ansiedler vorbildliche Elemente.
Vielfach waren sie überhaupt zu träge, sich mit
Ackerbauversuchen zu befassen, sondern zogen es vor,
ihren Unterhalt durch Jagd, Schuldenmachen und
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äußerstenfalls gelegentliches Frachtfahren zu bestreiten;
wo aber Land von Buren in „Kultur“ genommen
wurde, da zeigte und zeigt es überwiegend auch
heute noch alle Anzeichen einer oberflächlichen und
liederlichen Wirtschaft. Erst mit der Ankunft einer
Anzahl sog. Kapburen, elnigermaßen besitzlicher Leute
mit etwas mehr Fleiß und Farmerfahrung, von
denen sich mehrere auch auf dem Regierungsland
angesiedelt haben, beginnen sich jetzt diese Verhältnisse
etwas zum Besseren zu wenden.
Der zweite Grund, aus dem bisher über die
wirtschaftliche Verwertbarkeit des Gebietes von Groot-
sonteln Unklarheit geherrscht hat, liegt darin enthalten,
daß diejenigen Persönlichkeiten, auf deren wissenschaft-
Uche und literarische Arbeiten hin sich die Urteile
über das Schutzgebiet in Deutschland vorzugsweise
gebildet haben, entweder überhaupt nicht in den
Norden des Landes gekommen sind oder ihn nur
flüchtig bezw. ohne besondere Aufmerksamkeit auf
spezielle Fragen des Ackerbaues berührt haben. So
hat sich in den weitesten Kreisen und selbst bei
Leuten, die unserer kolonialen Sache durchaus wohl-
wollend gegenüberstehen, die Überzeugung festgesetzt,
außer dem — für Besiedlung vorläufig nicht in
Frage kommenden und klimatisch ungünstigen —
Owambolande gebe es in Südwestafrika keine zum
Ackerbau auf Regenfall über umfassendere Flächen
hin geeignete Geblete. Als dann durch die Arbeit
einlger intelligenterer Burenkolonisten aus der Kap-
kolonie, vor allen Dingen aber durch fleißige und
energische deutsche Ansiedler der Beweis erbracht war,
daß über ein weit ausgedehntes Gebiet um Groot-
sontein hin auf jedem gualitativ geeigneten Boden
der Regenfall ausreicht, um ohne künstliche Be-
wässerung befriedigende Maisernten zu erzielen, da
zögerten allerdings weder das Kaiserliche Gouvernement
noch die Distriktsverwaltung, durch Anordnung gün-
stiger Kaufbedingungen und teilweise Basierung der
Eingeborenenverpflegung auf Mais, dem Anbau zu
ilfe zu kommen. Trotzdem fehlt noch viel daran,
daß die Möglichkeit des Ackerbaues auf Regenfall
um Grootfontein selbst nur im Schutzgebiete allgemein
oder in weiteren Kreisen bekannt wäre. Natürlich
kann nicht die Rede davon sein, daß der Bedarf der
Regierung hinreichte, um auf die Dauer eine größere
Ausdehnung des Maisbaus im Grootfonteiner Distrilt
zu ermöglichen. Eine solche erscheint vielmehr erst
in dem Augenblicke möglich, wo sich weitere um-
fassende Absatzgelegenhelten im Lande eröffnen, denn
an Export wird selbst im günstigen Falle erst dann
zu denken sein, wenn sich die allgemeinen Produktions-
bedingungen, unter denen der Farmer jetzt hier
arbeitet, durch die definitive Eingewöhnung und die
allgemeine Entwicklung der Verhältnisse gegen heute
verbilligt haben werden. Das neue Absatzgebiet im
Lande, und zwar im Distrikt Grootfontein selbst, ist
aber vorausfichtlich binnen kürzester Frist durch die
Minen von Otawi bezw. Tsumeb, deren Eröffnung
für das Jahr 1906 bevorsteht, gegeben. Unter der