schwere Anfangszeiten hinter sich, aber die kleine
Norddeutsche Mission hat Zeiten erlebt, wo Kriegs-
stürme ihren ganzen Bestand erschütterten, wo das
mörderische Klima das kleine Arbeiterpersonal in
erschreckender Weise reduzierte und mehrmals die
Exlstenz der Mission in Frage stellte. Man versteht
deshalb die Freude und den Dank, mit dem die
Küstenstation Keta, die bis jetzt den Stützpunkt der
übrigen Stationsbezirke bildete, im September v. Is.
ihr fünfzigjähriges Jubiläum feierte.
Es kostete viel Zeit und manches Opfer, bis
man diesen ersten Stützpunkt für die Arbeit gewonnen
hatte. Die Anfangsversuche, von 1847 an, waren
darauf gerichtet, im Innern des Landes unter dem
Peki-Stamm mit der Arbeit einzusetzen. Aber alle
Anstrengungen waren vergeblich. Kriegsstürme,
Krankheit und Tod nötigten schließlich zur Aufgabe
des begonnenen und oftmals unterbrochenen Werkes.
Da schlug man 1853 eine neue Taktik ein und ent-
schloß sich, von der Küste aus landeinwärts zu
operieren. So entstanden hintereinander die alten
Missionsposten Keta (1853), Waja (1856), Anjako
(1857) und Ho (1859). Das alte Peki dagegen
ist nie mehr als Hauptstation, sondern erft viel
später als Außenposten besetzt worden. Statt seiner
wurde das zentrale Ho der Mittelpunkt der Arbeit
für das Inland. Doch auch diese Etappenstationen,
die in ziemlich gleichmäßigen Abständen von der
Küste ins Innere des Ewelandes führten, waren
mehrmals in ihrem Bestande bedroht. Bel der
politischen Zerrissenheit der dortigen Völkerstämme
entstanden allerlei Verwicklungen, und die Arbeit war
vielfach durch Kriegsunruhen gestört. Das schwerste
Gewitter aber brach im Jahre 1869 über das
Stationsgebiet Ho herein. Durch den Einfall der
Asanteer entbrannte ein Krieg, der das Land fünf
Jahre lang in Unruhe versetzte und seine Bewohner
zur Flucht in die Nachbargebiete zwang. Die schöne
Station Ho, die über zwanzig Gebäude zählte,
wurde von den feindlichen Scharen der Asanteer
vollständig dem Erdboden gleichgemacht, die Station
Waja mußte zeitweise verlassen werden und Anjako
wurde 1873 aufs schlimmste verwüstet. Nur nach
und nach erholte sich die Mission von diesen schweren
Stürmen und baute das Zerstörte wieder auf.
Zwar wurden aus sanitären und andern Gründen
im Laufe der folgenden Jahre Anjako und Woaja
als Hauptstationen aufgegeben und nur noch als
Außenstationen von Keta bezw. von Ho festgehalten,
aber dafür entstand 1889 die Bergstation Amedsowe
im Awatimeland, eine Tagereise nördlich von Ho,
deren Gründung einen weiteren Schritt gegen das
Innere von Togo bedeutete. Zugleich sollte Ame-
dsowe auf den luftigen Berghöhen den Missions-
arbeitern im Inlande als Erholungsort dienen.
Im Juli 1884 hißte Dr. Nachtigal an der
Togoküste die deutsche Flagge und stellte damit das
Gebiet unter den Schutz Deutschlands. Durch die
englisch-deutsche Grenzregulierung vom Jahr 1890
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kam der größere Teil des norddeutschen Missions-
seldes ins deutsche Gebiet zu liegen, und nur die
Hauptstation Keta und das im Voltagebiet liegende
Pekital mit seinen Außenstationen verblieben bei der
englischen Kolonie. Das kam der Mission zugute.
indem die Kolonialregierung bis ins Innere des
Landes geordnete Verhältnisse schuf und auch einen
Umschwung in den Anschauungen der Eingeborenen
herbeiführte. Es mehrte sich das Bedürfnis nach
Bildung, und mit diesem ging Hand in Hand auch
eine regere Zuwendung zur Predigt des Evangeliums,
so daß die Norddeutsche Mission im letzten Jahr-
zehnt einen erfreulichen Aufschwung genommen hat.
So konnte sie zu ihren bisherigen drei Haupt-
stationen noch zwei weitere anlegen, die eine in
Lome an der Küste und eine am Aguberge im
Bezirk von Misahöhe. Ihr Missionsschifflein, das
manchen Sturm erlebt hat, darf nun seine Segel
voll entfalten und fröhlich seinen Kurs verfolgen.
(Maiheft des Evangelischen Missions-Magazins.)
Dem Maiheft der „Evangelischen Missionen“
entnehmen wir folgende hübsche Schilderung, die
Missionar Lehner in einem Brief an den heimat-
lichen Missionsinspektor von dem Stande der Arbeit
in Neu-Gulnea entwirft:
„Ich wünschte, Sie könnten einmal das hier
entstandene Leben und Treiben etwas beobachten;
da würden Sie z. B. sehen, wie in einem Dorf-
hause Leute sich über Jagd und Fischfang, Feldbau
und Bootsfahrten, über Nützliches und Verwerfliches
unterhalten; in einem andern Dorfhause dagegen
sitzen um den Missionar geschart die Christen und
ihre Freunde und üben unermüdlich ein Lied ein,
etwa das neue, von Missionar Better übersetzte Lied
„Laßt mich gehen“. Sie bekommen das fortwährende
Aufsagen und Singen gar nicht satt, denn es soll
„fest" werden. Mit Vergnügen würden Sie viel-
leicht auch sehen, wie der früher so finster blickende
Zauberer neben dem Missionar sitzt und mühsam
die ersten Buchstaben sich elnzuprägen sucht. Solch
liebliche Erfahrungen sind dazu angetan, den Missionar
ob seines oftmaligen Kleinglaubens zu beschämen.
Wir haben jetzt schon auf belnahe allen Stationen
einige Christen, so in Simbang, Jabim, den Tami-
inseln, und am letzten Epiphanienfeste sind auch auf
der neuen Station Deinzerhöhe die Erstlinge getauft.
Aus fremden Rolonien und
Produhktionsgebieken.
Neuer Solltarif für Britisch, Ostafrita.
Für die britischen Protektorate von Ostafrika
und Uganda ist mit Wirksamkeit vom 1. April d. Is.
ab ein einheitlicher Zolltarif für die Ein= und Aus-
fuhr festgesetzt worden. Danach hat der für die