Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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Hereros, bekannt und von ihnen gebraucht waren. 
Die nachträgliche Erweiterung der Löcher durch die 
weißen Ansiedler hat durchgängig eine starke Ver- 
mehrung des Wasserzuflusses ergeben; ob aber die 
Eingeborenen ihrerzeit alle oder einen Teil der Löcher 
auf wasserlosem Lande neu gegraben haben oder ob 
an den betreffenden Stellen Wasser von Anfang an 
frei zutage getreten ist, diese Frage ist, wiewohl sie 
für die Beurteilung der Aussicht auf weitere Wasser- 
funde grundlegend erscheint, eine durchaus offene. 
So bleibt es dabei, daß eine systematische Durch- 
forschung des unterirdischen Wasserstandes in dem 
ganzen Grootfonteiner Besiedlungsgebiet die con- 
ditio sine qua non für den Erfolg der geplanten 
Ansiedlungsarbeit umfassenden Umfangs bildet. Der 
zweifellose bedeutende Erfolg eines Ansiedlers mit 
Wassererschließung auf bieher unberührtem Boden — 
3 Stunden östlich von Grootfontein — darf immer- 
hin als ein günstiges Omen für die Sache angesehen 
werden. 
Auch nach all diesen Ausführungen darf aber 
nicht wohl verschwiegen werden, daß in Bezug auf 
die Besiedlungs= und die Wasserfrage in ihrem 
inneren Zusammenhange vom Grootfonteiner Distrikt 
nur dasselbe gilt, was zur Zelt noch im großen und 
ganzen vom ganzen Schutzgebiet zu sagen ist: näm- 
lich daß halbwegs fundierte Vorstellungen von der 
Verteilung und Strömungsrichtung der unterirdischen 
Wasservorräte, von ihrer Tiefe, Zugänglichkeit und 
allgemeinen Beschaffenheit, von den Kosten ihrer Er- 
schließung und der Methode ihrer etwaigen Aus- 
nutzung überhaupt noch vollkommen sehlen. Um was 
für Wassermassen es sich dabei handelt, geht aus 
folgender Zusammenstellung hervor. Es betrug die 
jährliche Niederschlagsmenge (in Millimetern): 
vom 1. Juli 1900 bis 30. Juni 1901: 
für Grootfonteein 5357,9, 
DOtawi 513,1, 
MWindhuk 253,4, 
Gobabtss 332,2; 
vom 1. Juli 1901 bis 30. Juni 1902: 
für Grootfontein 728,5, 
Otawi 606,3. 
MWindhuk 184-9, 
Gobabbtkss. 38700,0; 
vom 1. Juli 1902 bis 30. Juni 19083: 
für Grootfonteln. 3127, 
- Otawi. 44102, 
. Windhuk . 240,8, 
= Gobabls 316,6 
Die niedrigen Ziffern des letzten Jahres für 
Grootfontein und Otawi zeigen beiläufig, daß auch 
im Grootfonteiner Distrikt mit ausgesprochen dürren 
Jahren gerechnet werden muß. Allerdings ist eine 
so geringe Regenhöhe hier eine sehr große Ausnahme, 
und die Tabelle beweist auch, daß ein Zusammen- 
hang zwischen dem Quantum Regen, das hier füällt 
und das weiter gegen Süden beobachtet wird — wo 
man eine fortschreitende Verschlechterung der Nieder- 
  
schlagsverhältnisse konstatieren zu müssen fürchtet (ob 
mit Recht, kann hier nicht erörtert werden) —, durch- 
aus fehlt. Indes dies ist es überhaupt nicht, worauf 
es in diesem Zusammenhange ankommt, sondern et- 
was ganz anderes. 
Berechnet man für: 
1. Grootfontein—Otawi, 
2. Windhuk und 
3. Gobabis die durchschnittliche Regenhöhe wäh- 
rend des letzten Trienniums, so ergeben sich für: 
1. Grootfontein—Otawi 521,4 mm, 
2. Windhuk 226,8 mm und 
3. Gobabis 339,83 mm. 
Hierzu vergleiche man als europäische Analogien, 
daß die ungarische Tiefebene jährlich zwischen 500 
und 600 mm Regen erhält, Dänemark 600 mm, die 
Insel Cypern 331 mm, Mittelspanien 290 bis 
310 mm, die Küste der Halbinsel Krim 224 mm, 
Ostrußland 150 bis 360 mm. Diese Ziffern be- 
weisen, daß die absoluten Regenmengen in Südwest- 
afrika in allen Teilen Europas, und sogar in keines- 
wegs regenarmen Ländern dieses Erdteils, ihre 
Parallelen finden, wenn auch natürlich dabei zu be- 
rücksichtigen bleibt, daß in Südwestafrika die Gesamt- 
summe des Regens innerhalb einiger Monate fällt, 
in Europa dagegen die Niederschläge meist gleich- 
mäßiger verteilt sind. Das ist natürlich von großer 
Bedeutung für die Frage der Bodenkultur, von nicht 
so entscheidender aber für die andere: wo denn die 
niedergegangenen Regenmengen, mögen sie nun gleich- 
mäßig oder ungleichmäßig über das Jahr verteilt 
sein, am letzten Ende bleiben? Für Europa und 
öhnlich geartete Gebiete erledigt sich diese Frage von 
selbst; für Südafrika aber ist sie ein Problem, das 
noch nicht befriedigend beantwortet ist. Nach einer 
Berechnung Rehbocks ist der zu unmittelbarer Ver- 
dunstung gelangende Teil der Niederschläge auf kaum 
ein Viertel ihres Betrages zu schätzen; da nun be- 
kanntlich meerwärts nur ein verschwindender Teil 
entlang der Oberfläche abgeführt wird, so müssen in 
jedem Falle sehr bedeutende Wassermassen sich unter- 
halb der Erdoberfläche im Schutzgebiet bewegen, und 
zwar um so größere, je erheblicher der Betrag der 
jährlichen Niederschläge ist. Exakte Berechnungen 
sind auf diesem Gebiet aus verschiedenen Gründen 
nicht möglich; die vorgetragene Erwägung dürfte 
aber prinzipiell beweiskräftig genug sein, um die 
Notwendigkeit einer systematischen Erforschung der 
unterirdischen Wasserverhältnisse im Schutzgebiete zu 
erhärten. (Schluß folgt.) 
  
Derhältnisse im Süden des Schutzgebiets. 
Über die Verhältnisse im Süden des Schutz- 
gebiets berichtet der Bezirksamtmann v. Burgsdorff 
unter dem 9. März d. Js., wie folgt: 
Die Warmbader Verhältnisse scheinen sich günstig 
zu entwickeln. Ich bin überzeugt, daß die Ent- 
waffnung jetzt schon eine vollständige ist und der
	        
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