Der Tänzer wird dabei von einer Schar seines-
gleichen in die Mitte genommen. Sie erweisen ihm
Ehrendienste. Die einen schleppen Masken herein,
die er hoch aufgerichtet tragen soll. Sie stoßen von
Zeit zu Zeit Rufe aus, um die Aufmerksamkeit zu
erwecken. Die anderen unterstützen den Tänzer beim
Gehen. Der arme Tropf! Er verdient wohl, daß
man sich seiner erbarme. Fünf Tage und Nächte
hat er nicht bei Wasser und Brot, sondern bei
Wasser und Betel gefastet. Das hat seine Kräfte
geschwächt. Jetzt greift man ihm mitleldsvoll unter
die Arme. Dadurch wird vor aller Welt sein Fasten
dokumentiert und proklamiert, daß er ihm ohne Fehl
und Makel nachgekommen ist. In diesem Sinne wirkt
auch das ganze Auftreten des Tänzers. Die ganze
Figur ist glänzend schwarz bemalt. Der Glanz rührt
von dem ölhaltigen Safte der Kokosnuß her, der
dem schwarzen Farbstoffe beigemischt worden ist.
Dieser selbst ist wieder von dem Safte elner Frucht
gewonnen. Um den Knöchel jedes Fußes ist eine
Klapper aus Mandelschalen gebunden, die an einer
Schnur aufgereiht sind. Bei jedem Schritte ver-
ursachen sie Geräusch. Die Lenden umgibt ein Gurt
aus Baststoff. Vorne trägt er eine Scheide, die den
Schaft einer schön mit Federn verzierten Lanze auf-
zunehmen bestimmt ist. Die Lanze wird nach hinten
zu mittels eines Bandes festgehalten, das am Ende
des Rückgrates durch die Haut gezogen ist. Dieser
Federstab, der offenbar einen Schwanz vorstellen soll,
erschwert das Gehen ungemein. Um es zu erleichtern,
hilft gewöhnlich ein Kanache nach, indem er ihn
hinten in die Höhe hält.
Ist nun der Tänzer in der Mitte des Tanz-
platzes angelangt, so wird ihm die Maske aumfgesetzt.
Fremdartigeres kann man sich kaum denken als diese
Masken. Wenn wir von der Bemalung derselben
absehen, so ist nicht eben viel Kunst nötig, um sie
herzustellen. Es wird ein Gerippe aus Bambus-
spänen verfertigt, das die verschiedensten Formen an-
nimmt, je nachdem, was es bedeuten soll, und mit
Blättern ausgepolstert. Darüber wird als Bekleidung
ein bemalter Uberzug aus Baststoff genäht. Bald
ist das Gerippe vertlkal auf eine Bambusstange auf-
gesteckt, die unten in einen Tanzhut ausläuft. Deeser
Kopfaufsatz bildet eln Stück für sich, in das die
Bambusstange mündet. Er ist mit Baststoff über-
äogen und unten hutförmig erweitert. Von dieser
Offnung hängt ein Bastlappen herunter. Beim Auf-
setzen der Maske kann damit, wie mit einem Visier,
das Gesicht bedeckt werden. Bald fällt die Bambus-
stange überhaupt weg, und ist das Gerippe nur ein
längliches, horlzontales Gebilde, an dessen Schwer-
punkt ein Loch angebracht ist. Dahinein wird der
Tanzhut gesteckt. Bei einer dritten Gruppe von
Masken fällt außer der Bambusstange auch noch der
Tanzhut weg. Es sind an ihnen bloß Henkel be-
festigt. An einer zählte ich deren sechs. Sie werden
von mehreren so vor dem Kopfe getragen, daß sie
gleichfalls das ganze Gesicht bedecken.
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Die Tanzmasken stellen die wunderlichsten Dinge
vor: Fledermäuse und fliegende Hunde mit aus-
gebreiteten Flügeln, die durch eine Scheibe an der
Maske gekennzeichnet sind, wirkliche Hunde, auch
Geister und Menschen. Die Masken haben immer
eine schwanzartige Verlängerung, oft selbst deren
zwel. Diese sind mit Federn reich geschmückt, welche
Kasuare, Kakadus, Paopageien und andere VBögel
liefern. Es gibt auch Masken, die Augenbrauen,
Augen, Ohren, Mund, Zunge, Hände und Füße haben.
Andere Masken bedeuten überhaupt nichts.
ch habe schon angeführt, daß die Masken auch
bemalt werden. Die Bemalung beschränkt sich, wenn
sie nicht aus einfachen Mustern besteht, auf das
Gesicht. Auf weißem Grunde werden schwarze, rote
und gelbe Farben ausgetragen. Um sich die Maske
aufsetzen zu lassen, falls sie dazu eingerichtet ist,
tritt der Tänzer unter dieselbe. Andere halten sie
zu seinen Häupten in die Höhe, sei es mittels
Stangen, die in Osen an der Figur eingesteckt sind,
oder mittels eines Stockes von hinten her, der in
einer Offnung der Bambusstange sitzt, oder einfach
mit den Händen; ein ddritter setzt dem Tänzer die
Maske auf. Die leichteste Maske, ein brettförmiges
Gebilde, handhabt ein Mann allein. Von ihrem
Kopfteil laufen zwei lange Bänder herunter. Diese
Schleifen halten zwei andere Männer in den Händen.
Vorher hat der Maskenträger seine beiden Lanzen
abgegeben. Dafür reicht man ihm zwei Kräuter-
büschel hin. Ruht ihm die Maske auf dem Kopfe,
so geht er stampfend damit einige Schritte vorwärts,
bis daß die Maske auf den Boden fällt, was oft
schnell geschieht. Ja, es kommt sogar vor, daß die
ganze Zeremonie mißglückt und das Gebilde zer-
brochen auf der Erde liegt, bevor es der Tänzer
auf dem Kopfe gehabt hat. Das verschlägt aber
gleichwohl nichts und ist keine Unehre für den Be-
treffenden. Die Träger von Henkelmasken stürmen
einfach auf den Tanzplatz herein, wenn möglich durch
die Reihen der Zuschauer hindurch und werfen nach
einem Augenblicke ihre Masken ab.
Alle Tänzer schließen sich, nachdem sie die
Masken abgeworfen haben und ihnen der schwanz-
förmige Federstab abgenommen worden ist, dem
Reigen der Frauen an. Man reicht ihnen wieder
ihre Lanzen oder auch vorher leere, mit Luft gefüllte
Schweinsblasen mit einem Beile hin, um dieselben
auf dessen glatter Seite unter Krachen aufzuschlagen.
Die Frau des Tänzers steckt ihrem Manne Arm-
ringe aus Muscheln an oder hängt ihm eine Perlen-
keite um oder reicht ihm ein farbiges Lendentuch
hin, das der Held sich um den Kopf wickelt. Das
Geräusch, welches die Fußklappern der Tänzer ver-
ursachen, vereinigt sich mit dem Schalle des Orchesters
zu einer nicht gerade harmonischen Musik.