Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

zwel Herero gefallen und mehrere verwundet. Die 
Heliographenstationen Etaneno und Okowakuatjiwi 
werden durch Hererobanden bei Otjikango und 
Otiipaue bedroht; beide Posten sind durch die 
Kompagnie Welck verstärkt und die Waseerstellen 
daselbst verschanzt worden. Am 1. Juni stand die 
Kolonne Estorff 25 km nordwestlich Okamatangara. 
Samuel soll bei Okahitua am Omuramba-ua-Matako 
mit gesammelter Macht sitzen; Osire wurde von ihm 
wegen Wassermangel verlassen. Hauptabteilung wurde 
am 5. Juni bei Otjiosasu gesammelt. Kolonne Zülow 
war am 25. Mai in Naidaus. 
91. 
Den 9. Juni. 
Gouverneur Leutwein meldet aus Otjosasu vom 
8. Juni: Von der Hauptabteilung sind die 7., 10., 
11. Kompagnie, die 4., 5., 6. Batterie, die Maschinen- 
gewehr-Abteilung Dürr zu vier Geschützen und die 
Funkentelegraphie noch bei Otjosasu. Witboi-Abteilung 
heute zur Aufklärung gegen Linie Osire-Okahitua 
vorgeschickt, soll gleichzeitig Verbindung mit Estorff 
aufnehmen. 5. Kompagnie nach Okatumba vor- 
geschoben. 
92. 
Den 11. Juni. 
Nordabteilung Zülow hat am 29. Mai Otawi 
erreicht und klärt auf Otjenga auf. Koblenz von 
Volkmann wegen Wassermangels und Hrankheit auf- 
gegeben. Der Omuramba-ua-Matako durch Spione 
beobachtet. Häuptling Nechale soll den Posten 
Namutoni zerstört und den Hereros viel Munition 
verkauft haben. Die 9. Kompagnie, noch unberitten 
in Okahandja, soll Verpflegungsnachschub decken. 
93. 
Den 13. Juni. 
Generalleutnant v. Trotha meldet unterm gestrigen 
Tage: „Bin am 11. Juni in Swakopmund ein- 
getroffen. Nach Meldung des in Swakopmund be- 
findlichen Majors v. Glasenapp soll der südlich des 
Waterberges am Omuramba-ua-Matako vereinigte 
Feind vielleicht 6000 Gewehre stark seln. Ich bin 
am 13. mittags in Okahandja.“ 
Bericht des Anstedlungskommissars Dr. Nohrbach. 
III. (Schluß.),) 
Spezieller Teil. 
Was nun die Ausführung des Besiedlungs- 
planes im speziellen betrifft, so gestatte ich mir, die 
diesbezüglichen Vorschläge und Erwägungen, wie 
folgt, zu formulieren, indem ich dabei bemerke, daß 
das Folgende Ergebnis eingehender Beratung mit 
dem Distriktschef, Oberleutnant Volkmann ist und ich 
vielfach nichts Besseres geglaubt habe, tun zu können, 
als mir die Propositionen desselben anzueignen. 
*) Siehe Deutsches Kolonialblatt 1904, Seite 361 ff. 
388 
  
und Wäsche. 
1. Wer soll aufgefordert werden, sich zur An- 
siedlung im Grootfonteiner Distrikt zu melden? 
Nur Bauern, jedenfalls aber nur Leute, die an 
harte Arbelt ihrer eigenen Hände gewöhnt sind, 
können für den hier verfolgten Zweck als brauchbar 
bezeichnet werden. Da die Farmgröße, wie später 
ausführlicher begründet wird, auf etwa 5000 ha 
festgesetzt ist, so ist es nicht gut möglich, daß sog. 
Gentlemanfarmer, mit höheren Ansprüchen an Lebens- 
haltung und soziale Stellung, dabei auf ihre Rech- 
nung kommen. Späterer Wohlstand der Ansiedler 
ist nicht ausgeschlossen, vielmehr bei Fleiß, Energie 
und Sparsamkeit durchaus wahrscheinlich; im Anfang 
aber heißt es, sowohl für den Ansiedler selbst als auch 
für jedes arbeitsfähige Familienmitglied, selber zu- 
greisen: Ziegel streichen, mauern, graben, hacken, sägen, 
pflügen, beim Vieh nachsehen usw. Wer gleich als 
Gentlemanfarmer anfangen will, bedarf dazu eines 
sehr viel größeren Kapitals, als es für die hler in 
Frage kommenden Ansiedler vorgesehen ist, bedarf 
vor allen Dingen mindestens eines weißen Ange- 
gestellten und eines bedeutend umfangreicheren Land- 
komplexes. Anm besten geeignet sind Leute in kräftigem, 
weder zu jugendlichem noch zu vorgerücktem Lebens- 
alter. Absolut unerwünscht sind unverheiratete 
junge Männer. Wo die Frau im Hause und die 
Familie fehlen, sind mindestens für den frisch aus 
Deutschland gekommenen Ansiedler gleich von vorn- 
hereln viele Momente der Versuchung zur Unwirt- 
schaftlichkeit und des ökonomischen Niederganges ge- 
geben. Am besten wird hier — ceteris paribus 
— derjenige fortkommen, der Kinder in bereits oder 
bald arbeitsfähigem Alter mitbringt, doch brauchen 
deshalb tüchtige jung verheiratete Leute nicht zurück- 
gewiesen zu werden. Die Familien sollen gleich 
mitkommen. 
Ferner ist darauf hingewiesen, daß nur Leute 
mit einem Kapitalbesitz von mindestens 8000 bis 
10 000 Mk. sich melden möchten, da, nach einer 
längeren Reihe gesammelter Erfahrungen, der zur 
Ansiedlung im hiesigen Distrikt nötige Betrag nicht 
unter 16 000 bis 20 000 Mk. ausmacht, den An- 
siedlern aber nicht mehr als die Hälfte des 
gesamten erforderlichen Kapitals aus staatlichen 
Mitteln vorgeschossen werden soll. 
Was sollen die zukünftigen Ansiedler mit- 
bringen? 
Vor allen Dingen ihre sämtlichen Klelder, 
Winter= wie Sommersachen, da es hier durchaus 
nicht nur warm, sondern in der trockenen Jahres- 
zelt auch empfindlich kalt sein kann. Demnächst ist 
ein Haupterfordernis möglichst reichliches und so 
fest wie irgend möglich gearbeitetes Schuhzeug. 
Außer diesen Sachen und der üblichen Wäsche sind 
zu empfehlen: gestrickte Arbeitswesten, reichlich ein- 
fache Flanellhemden, waschbare Kattunkleider für die 
Frauen und feste, weiße und farbige Baumwollstoffe 
im Stück, zur Ergänzung und Reparatur der Kleidung 
Eine Handnähmaschine für jede
	        
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