Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

schnittenheit im Norden nach dieser Seite hin hätte 
fruchtbar gemacht werden können, zu unternehmen. 
Am 4. April trat ich mit einer größeren Wagen- 
kolonne, die unter Bedeckung Proviant nach Groot- 
sontein bringen sollte, endlich den Marsch über Outjo 
nach Karibib, wo wir ohne besonderen Unfall am 
20. April elntrafen, an, und begab mich, meiner ur- 
sprünglichen Instruktion gemäß, mit der Bahn nach 
Swakopmund, um mich bei der Leitung der Otavi- 
bahn über die Ergebnisse ihrer Arbeiten zur Wasser- 
erschließung längs des ersten Teiles ihrer Baustrecke 
zu orientleren. Am 28. April traf ich hier ein und 
beabsichtige, mich sofort nach Fertigstellung dieses 
Berichtes nach Windhuk zur Meldung beim Kaiser- 
lichen Gouvernement zurückzubegeben. 
Nachstehend fasse ich die Ergebnisse und Beobach- 
tungen während meines Grootfonteiner Aufenthaltes 
von Anfang Dezember bis Anfang April sowie 
während meiner Reise von Grootfontein hierher in 
folgenden Abschnitten zusammen: 
1. Ergebnis der weiteren wirtschaftlichen Studien= 
reisen im Grootfonteiner Distrikt vom Abgang des 
Dezemberberichtes bis zur Rückkehr vom Entsatz von 
Amatoni am 2. Februar. 
Der Wert der Ländereien zwischen dem Omu- 
ramba und Ovambo im Norden, dem Brakgebiet der 
Etoscha-Onandova-Pfanne im Westen und dem Ge- 
biet der S. W. A. Co. im Süden ist als Ganzes 
genommen nicht so groß, wie der des Regierungs- 
landes im Norden, Osten und Südosten von Groot- 
sontein. Immerhin finden sich stellenweise Stücke 
von erheblicher Ausdehnung mit erstklassiger Qualität 
dazwischen. So namentlich zwischen Tsebib und 
Guigab, zwischen dem See von Guinas und der 
Farm Nagusib sowie unmittelbar östlich von der 
Onandova-Pfanne, wo sich ein zlemlich ausgedehntes, 
bisher nur seiner allgemeinen Existenz nach bekanntes 
Palmengeblet — Hyphaene ventricosa — befindet, 
das ich mit dem damaligen Stationsältesten von 
Amatoni, Unteroffizier Großmann, zusammen besucht 
habe. Eine ähnliche, nur kleinere Palmeninsel liegt 
gleich westlich von Tsebib. Hier wie überall deutet 
die Hyphaene ventricosa auf besondere Güte des 
Bodens und wahrscheinlich nahe unter der Oberfläche 
vorhandenen Wasserreichtum hin. Im übrigen weist 
ie vorwiegend kalkig-brackige Beschoffenheit jenes 
ganzen Gebietes, indem der Kalkfelsboden nicht selten 
offen zutage tritt, mehr auf Kleinvieh, als auf Rinder- 
ducht hin. Dabel ist zu betonen, daß die Frage, 
welche Schaf= oder Ziegen= (ebenso aber auch Rinder-) 
Rassen den eigentümlichen Feuchtigkeits= und Boden- 
verhältnissen dieser nördlichsten Striche des Distrikts 
int besten entsprechen, bei den dortigen Ansiedlern 
S6 erhaupt fast noch gar nicht ausgetaucht ist. Die 
ehr verschiedenen Ergebnisse der Tierzucht auf un- 
Hiütelbar benachbarten Plätzen mit ganz analogem 
Hoden, aber bei verschiedenartiger Herkunft und 
lutmischung der Tiere gaben indes einen Finger- 
zeig, nach welchen Gesichtspunkten hier zu verfahren 
391 
  
sein wird. Ebenso haben sich dort günstige Erfolge 
gezeigt, wo eine Farm verschiedenartigen, brackigen 
und brackfreien Boden besitzt und mit dem Wekldefeld 
gewechselt werden kann. Wo sich das bei zusammen- 
hängender Abmessung der Farm in einem Stück nicht 
erreichen läßt, wird es sich empfehlen, zwei Teile 
getrennt voneinander zu legen. Besonders gute Er- 
gebnisse, sowohl bei Groß= als auch bei Kleinvleh, 
haben die zwel Ansiedler auf Farm Sandhub, süd- 
östlich von Amatoni, dadurch erzielt, daß sie bei ihrer 
aus Tieren ganz verschiedenartiger Herkunft bestehenden 
Anfangsheerde beobachteten, welche Individuen auf 
dem teilweise brackigen Farmboden am besten ge- 
diehen und diese allein konsequent zur Weiterzucht 
benutzten. Dies ist zweifellos ein gangbarer Weg 
zur Heranzüchtung elnes für den äußersten Norden 
des Distrikts geeigneten Schlages von Groß= und 
Kleinvieh. Die Sandhuper Herde ist dadurch ganz 
augenfällig blühend und hochwertig geworden, und 
die Besitzer waren auf dem besten Wege, in Kürze 
wohlhabende Leute zu werden. Leider hat der Auf- 
stand ihnen alles bis auf die Kleider am Leibe und 
je ein gerettetes Gewehr geraubt. 
Was den Ackerbau im Nordstrich des Distrikts 
betrifft, so ist zweifellos überall genügend bearbeit- 
barer Boden vorhanden, um jede zu vergebende Farm 
auch mit hinreichendem. Pflügeland auszustatten. 
Stellenweise führte meine Marschroute durch zu- 
sammenhängende, mehrere Tausende von Hektaren 
umfassende Striche tiefgründigen Dammerdebodens, 
dessen starker Bestand an edlen Bäumen — Kopaiva= 
balsam, Sklerokarya, Tamboti und dem Omum- 
borombonga, dem sog. Ahnenbaum der Hereros — 
einen Schluß auf seinen event. Nutzwert für Acker- 
bau gestattete. 
Die Wasserverhältnisse sind hier überall dieselben, 
wie auch sonst in dem größten Teile des Distrikts. 
Es gibt eine Anzahl Plätze mit offenen, erfahrungs- 
gemäß perennierenden Wasserstellen; diese sind zum 
größeren Teil bereits von Ansiedlern besetzt, bezw. es 
schweben Kaufverhandlungen über sie. Sicher sind 
ferner noch einige Wasserlöcher seltab von den jetzigen 
Verkehrswegen vorhanden, deren Existenz den Ein- 
geborenen, namentlich den Buschleuten, bekannt ist, 
aber von ihnen geheimgehalten wird. Nach dieser 
Richtung hin dürfte es sich empfehlen, geeignete 
Prämien in Geld, Vieh oder sonstigen Werten für 
die Nachweisung bisher unbekannter Wasserstellen ein- 
zuführen, und zwar nicht nur für Grootfontein, 
sondern für das Schutzgebiet überhaupt. Im übrigen 
kann ich hier nur wiederholen, daß auf die Zahl der 
jetzt bekannten und benutzten, samt den etwa noch 
neu aufzufindenden Wasserstellen eine „Besiedlung“, 
die diesen Namen verdient, weder im Grootfonteiner 
Distrikt noch sonst im größten Teile von Südwest- 
afrika gegründet werden kann. Die einzelnen Farmen 
würden sich auf dieser Grundlage immer nur wie 
mehr oder weniger dicht zerstreute Inseln im Meere 
der ungenutzten Flächen ausnehmen. Die Auffindung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.