werkern vorhanden ist, so sollen auch Wünsche von
Privatleuten um Uberlassung eingeborener Hand-
werker berücksichtigt werden, sofern Gewähr für
ordnungsmäßige Verwendung derselben geboten wird.
Letzteres ist als unerläßlich zu betrachten, da die
Erfahrung gezeigt hat, daß die Eingeborenen nur
zu leicht geneigt sind, ihr erlerntes Handwerk wieder
aufzugeben und sich einer bequemeren Tätigkeit zu-
zuwenden, als welche in erster Linie die Stellung
als Boy eines Europäers in Betracht kommt. Es
ist deshalb auch ins Auge gefaßt, jeden Handwerks-
schüler zu verpflichten, nach Beendigung seiner Lehr-
zeit noch vier Jahre lang nach Anweisung des
Gouvernements zu einem ortsüblichen Lohn zu
arbeiten.
Kamerun.
Sur Bevölkerungs- und Liebfrage in Ramerun.
Der Regierungsarzt Dr. Ziemann berichtet kurz
resumierend über die Resultate seiner Expedition in
die gesunden Hochländer am und hinter dem
Manengubagebirge in Kamerun, wie folgt:)
I. Allgemeines.
Es gelang, einen Vorstoß in das noch nicht be-
kannte Plateau hinter dem Manengubagebirge zu
machen und auf diese Weise auf dem kürzesten Wege
das Grasland zu erreichen, welches bei einer durch-
schnittlichen Höhe von 1200 bis 1500 m böllig
malariafrei und für jeden Europäer be-
wohnbar ist.
Bei Benutzung des zweitägigen Wasserweges von
Duala bis Nyanga ist das Grasland in weiteren
2½ Tagen Fußmarsch bequem zu errelchen. Der
Zugang zur Station Fontem dürfte durch diese
Route um mindestens 21½ Tage abgekürzt werden,
noch mehr der Zugang zum eigentlichen Adamaua;
der Zugang zu dem wichtigen Bamum höchstwahr-
scheinlich um etwa fünf Tage. Bei einem event.
Eisenbahnbau von Jabassi nach Bamum wären sieben
Tage Urwald zu passieren. Dagegen ist der Ausstieg
zum Plateau auf der Route Nyanga—Ninong ein
überraschend allmählicher, auch der Abstieg nach dem
Mungo= bezw. Kidetal mit einer Ausnahme bei
Ngambo ein allmählicher.
Die Wege, trotzdem noch gar keine Kunststraße
angelegt ist, sind meist sehr gute. Der Boden von
einer erstaunlichen Fruchtbarkeit, tiefgründig, fast
ganz ohne Steine, kurz, durchschnittlich dem des
Kamerungebirges weit überlegen, da die Verwitterung
der Lavasteine viel weiter vorgeschritten. Die volks-
reichen Stämme des hochgelegenen Hinterlandes,
zum Tell durch Mangel an guten Verkehrs-
mitteln mit der Küste und durch Feindseligleit ab-
*) Der ausführliche Bericht erscheint in dem nächsten
Heft der „Mitteilungen von Forschungsreisenden aus den
deutschen Schutgebieten“.
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geschlossen, könnten in bessere Verbindung zur Küste
gebracht werden. Dieselben brauchten, was sehr
wesentlich ist, nur wenige Tage, um das ihnen
Malarta bringende, tiefgelegene Land zu passieren,
bei Benutzung der viel tiefer gelegenen, viel längeren,
malarioverseuchten Ballstraße das Doppelte und Drei-
fache an Zelt. Die meisten Telle des durchrelsten
Gebietes von Nyanga bis Ninong (event. auch Elong
usw.) dürften sich für Einführung von Eingeborenen-
kulturen, wie Erdnüsse, Baumwolle, zum Teill vor-
trefflich eignen. Die Anlage einer Station in Ninong,
der auch das Gebiet von Nyanga unterstände, ist
dringend zu empfehlen, um möglichst schnell die
Verbindung zwischen Fontem, Bamenda und Bakossi
herzustellen, da zum Viehtransport usw. aus dem
Innern meine Route die beste sein dürfte.
Hier müßte auch Chinin an die Gebirgssöhne
abgegeben werden können, welche in die Malarla-
länder der Küste gehen wollen.
II. Spezielles.
A. Bezüglich der Bevölkerung.
Die Bevölkerung der Urwaldgegend ist, wie im
ganzen westafrikanischen Urwald, zum Teil zu dünn
und zu unkultiviert, um die oft kolossalen
Reichtümer an Ol und Kernen im Urwalde
richtig ausnutzen zu können. Die Gründe
liegen zum Teil in der Natur des Landes, ander-
seits in zußeren, sehr wohl der Beseitigung
fähigen Gründen. Wir müssen alles tun, um die
Bevölkerung zu vermehren; nur dadurch kann
die Kauf= und Konsumtionskraft des Landes ge-
steigert werden. Diese Forderung kann nicht oft
und intensiv genug an jedes Bezirksamt und jede
Station gerichtet werden. Was nützen uns Hundert-
tausende der herrlichsten Olpalmen, wenn die Früchte
nutzlos vermodern.
Gründe für den Bevölkerungsmangel.
a) Natur des Landes (dichter Urwald). Der
Urwald hemmt rein mechanisch die Ausbreitung der
Bevölkerung, welche mit ihren primitiven Werkzeugen
nur schwer die Urwaldbäume bezwingen kann.
b) Krankheiten der Eingeborenen: Malaria,
Pocken, Dysenterte, Lepra usw.
Durch Ausrottung von Sümpfen, Freischlagen
der Vegetation in den Dörfern, immer wieder-
holte Belehrung der Eingeborenen über
Wesen und Bekämpfung der Malaria läßt
sich, wie in Duala sich zeigt, Außerordentliches er-
reichen. Schaffung gefaßter Brunnen oder Quellen,
um Verunreinigungen des Wassers zu verhüten, am
besten allgemeine Wasserleitung, ist nötig. Massen-
impfungen im Hinterlande müssen den Pocken begegnen,
und habe ich sämtliche Missionen dafür interessiert.
Lanzetten und Lymphe werden übersandt, damit dann
später von Arm zu Arm geimpft werden kann. Diese
Massenimpfungen sind in viel größerem Maßstabe
als bisher durchzuführen. In Duala find bis jetzt