Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

zirk, der ungefähr ebenso groß ist wie unser ganzes 
Missionsgeblet noch vor wenigen Jahren. In welches 
Licht wurden diese Tatsachen gerückt, als das fünfzig- 
jährige Jubiläum der ältesten Station Keta die un- 
sägliche Geduldsarbeit der ersten Jahrzehnte uns 
lebendig vor Augen stellte! Dazu kommt, daß allem 
Anschein nach dieses so heiß ersehnte und mit so 
vielen Opfern erkaufte Wachstum nicht ein vorüber- 
gehendes, sondern ein anhaltendes seln wird. 
Der Stand der Finanzen gestaltete sich schließlich 
so günstig, daß wir zum ersten Male seit langer, 
langer Zeit das Rechnungsjahr sozusagen ohne ein 
neues Defizit abschließen konnten. Die Einnahmen 
für die Hauptkasse betrugen 161 889,38 Mk., 
5203.78 Mk. mehr als im Jahre 1902, welches 
bisher die größte Einnahme aufzuweisen hatte. Die 
Ausgaben beliefen sich auf 163 310,73 Mk. gegen 
170 462,88 Mk. im Vorjahre, also 7152,15 Mk. 
weniger. Diese Minderausgabe ist im wesentlichen 
darauf zurückzuführen, daß wir auf den Stationen 
keinen größeren Neubau aufzuführen hatten und die 
Muthilfe unserer Eingemeinden sich in sehr erfreulicher 
Weise geltend macht. Es will doch etwas besagen, 
das unsere junge Missionskirche von 3790 Gliedern 
im Vorjahre 13 025 Mk. in Geld und 7840 Mk. 
an Arbeit, zusammen also 20 865 Mk. für ihre 
Bedürfnisse aufgebracht hat. 
ie Sammlungen für die Kirche in Lome sind 
namentlich von den Deutschen in Lome, besonders 
den Kaufleuten, mit Gaben in Höhe von 1392,85 Mk. 
gefördert worden, so daß der in unseren Händen be- 
findliche Fonds jetzt 4219,15 Mk. beträgt. Dazu 
kommen die von dem Blatt „Für unsere Kinder“ 
durch Pastor Tiesmeyer und Zauleck gesammelten 
22 206,80 Mk. und 1000 Mk., die der Evangelische 
Oberkirchenrat in Berlin zugesagt hat, zusammen 
also 27 425,95 Mk., eine schöne Summe, die aber 
für den Bau einer Kirche, die nicht nur eine 
Missionskirche sein soll, sondern auch ein Wahrzeichen 
des Protestantlsmus in Deutsch-Togo, noch nicht 
ausreicht. 
Die Zahl unserer Missionare hat sich gegen das 
Vorjahr nicht vermehrt und beträgt 20, von denen 
jetzt 19 verhelratet sind. Missionsschwestern haben 
wir 10, eine mehr als im Vorjahre. Bemühungen, 
einen Theologen zu gewinnen oder die Anstellung 
eines Missionsarztes zu ermöglichen, führten nicht 
zum Ziel. 
Die Ubernahme des Basler Arbeitsgebietes in 
Deutsch-Togo begann im Februar 1903, als der 
Stationsschule in Ho 32, der Mittelschule in 
Amedzowe 13 Zöglinge aus Worawora zugeführt 
wurden. Obwohl die ersten Stationen erst mit dem 
1. Januar 1904 übernommen werden sollten, brachten 
es die Verhältnisse mit sich, daß bereits in 1903 
Akpafu, Sandrokofi und Dzeasekan mit Bremer Ge- 
hilfen besetzt wurden. 
Unsere Mission hat übrigens durch ihre gram- 
matikalischen und lexikalischen Arbeiten für die Kenntnis 
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der deutschen Sprache in Togo schon viel geleistet. 
So stellten z. B. die Brüder Dettmann und Schröder 
1899 ein auf autographischem Wege vervielfältigtes 
Lehrbuch her; jetzt hat Missionar Westermann ein 
dreitelliges, sehr gut ausgestattetes „Ubungsbuch der 
deutschen Sprache, für deutsche Schulen in Togo“ 
herausgegeben, das ganz von dem Anschauungskreise 
des Eweschülers ausgeht, aber auch dem Europäer 
zur Erlernung der Ewesprache dienen kann. 
Die Zahl unserer Gemeindeglieder betrug 3790 
gegen 3324 im Vorjahre, mithin ein Zuwachs von 
466 Seelen gegen 416. Es wohnten im deutschen 
Gebiet 2135, im englischen 1655. 
Der schon im Vorjahre sehr bedeutende Auf- 
schwung unserer Schulen hat angehalten. Ihre Zahl 
ist von 54 auf 63 gestiegen, ungerechnet die zur Zeit 
nicht besetzten Schulen in Agbosome, Matse und Dofo- 
Ananse. Es waren vorhanden 1 Seminar, 2 Mittel-, 
6 Stations-, 2 Mädchen-, 3 Kleinkinder= und 
49 Außenschulen. Dieselben wurden besucht von 
2684 Schülern gegen 2009 und 1487 in den Vor- 
jahren. Unter den Schülern waren 1990 Knaben 
und 694 Mädchen, von letzteren in Keta alleln 216; 
ferner 835 Chrlsten und 1849 Heiden, ein Zeichen, 
welches Vertrauen unsere Mission in weiten Kreisen 
der Bevölkerung genießt, die selbst noch nicht sich 
entschließen können, zum Christentum überzutreten. 
Die Mittelschule in Keta zählte 48, die in Amedzowe 
52, das Seminar 19 Zöglinge. 
Das Jahr ist durch zwei bedeutsame Ereignisse 
gekennzeichnet, zunächst die Eröffnung der Diakonissen- 
arbeit, sodann den Erwerb eines der schönsten, für 
uns am günstigsten gelegenen Plätze Lomes als 
Kirchplatz- 
Die Kleinkinderschule, geleitet von Schwester 
Agnes, hat einen erfreulichen Anfang genommen. 
Von 20 bis 30 Kindern ist sie bis auf 80 gestiegen. 
Über das Baliland (Nordkamerun) macht der 
Vorsteher der Missionsschlosserei in Duala, Bruder 
Thautwein, folgende Mitteilungen: 
Die Wege nach Bali lassen fast durchweg nichts 
zu wünschen übrig. Sie sind etwa Zmm breit, schön 
geebnet, links und rechts ein Wassergraben und dann 
noch der Busch 8 m breit ausgehauen. Die Flüsse 
und Schlammlöcher sind überbrückt und auch für 
Pferde leicht passierbar. Zur Unterhaltung der 
Wege hält die Regierung die Eingeborenen an, und 
es ist für diese Leute keine Kleinigkeit, mit den pri- 
mitivsten Werkzeugen die Urwaldriesen ausgraben zu 
müssen, um den Boden zu ebnen. » 
Eine der größten Schwierigkeiten ist die Über- 
windung des Aufstiegs ins Hochland. Zuerst ist 
ein breiter Fluß zu überschreiten, dann führt der 
Weg durch dichten Urwald, endlich wird der Weg 
sehr enge und steigt auf kurze Strecken bis zu 60 pCt. 
Sobald der Aufstieg überwunden ist, führt ein 
schöner breiter Weg bis nach Ball. Der Wald hört
	        
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