kranktes Pferd nach RBillside Camp schickte.
Von diesem Pferde, welches schon auf dem
Wege starb und bei der Obduktion alle charak-
teristischen Merkmale der Horse-sickness zeigte,
worde Blut entnommen und auf einige Pferde
verimpft, nämlich auf mehrere gesalzene und
auf ein ungesalzenes.
Das letztere bekam die Krankheit und starb,
die gesalzenen Pferde blieben dagegen voll-
kommen gesund. Sie erhielten nun, nachdem
durch die erfolglose Impfung bewiesen war,
dals sie in Wirklichkeit gesalzen waren, grolse
Dosen von virulentem Blut teils subkutan, teils
intravenös in Intervallen von drei bis vier
Wochen eingespritzt. Die Dosen betrugen in
der Regel zwei Liter. Diese aulserordentlich
grolsen Mengen von virulentem Blut wurden
von den gesalzenen Pferden ohne jede auf-
fallende Störung gut ertragen. Nach einigen
Einspritzungen wurde dann Serum von einem
der so behandelten Pferde genommen und
daraufhbin geprüft, ob bereits Schutzstoffe darin
enthalten waren. Es zei sich aber nur, dals
durch dasselbe die Inkubationszeir und auch
der Krankheitsverlauf etwas verlängert wurden.
Es waren also höchstens Andentungen dafür
vorhanden, dals Schutzstoffe in der Bildung
begriffen waren. Die Pferde wurden dann weiter
mit grofsen Dosen von virulentem Blut behan-
delt und ihr Serum einige Monate später wieder
geprüft. Diesmal fanden wir, dals das Serum
schon recht starke Schutzwirkung besals. Um
dies festzustellen, wurde in folgender Weise
verfahren: Es wurden mehreren Pferden ab-
gestufte Mengen von Serum subkutan injiziert
und am folgenden Tage ebenfalls subkutan eine
Dosis von virulentem Blut gegeben, von welcher
wir wulsten, dals sie absolut tödlich wirken
molste, da wir dieselbe Dosis mehrfach ange-
wandt und damit ausnahmslos einen tödlich
verlaufenden Anfall von Horse-sickness erzielt
hatten.
Zu diesem Versuche waren fünf Pferde ver-
wendet. Davon erkrankte eins, ein junges
Tier (fünf Jahre alt), überstand aber die Krank-
heit und war danach, wie wiederbolte erfolglose
ujektionen von virulentem Blat bewiesen, voll-
kommen immun, d. h. gesalzen. Die übrigen
vier Pferde, zwei alte und zwei junge, wurden.
überhaupt nicht krank.
Es entstand nun aber die Frage, ob nicht
etwa diese Tiere, entgegen unserer Annahme,
schon vorher gesalzen waren. Um dies zu er-
fahren, wurde 15 Tage nach Injektion des
Serume den beiden alten Tieren und einem der
beiden jungen dieselbe Dosis von virulentem
„Blut gegeben wie das erste Mal. Alle drei
Pferde erkrankten diesmal und starben an
Horse-sickness.
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Damit war bewiesen: erstens, dals die Pferde,
welche zu unserem Versuche benutzt wurden,
eempfänglich waren für Horse-sickness; zweitens,
dals sie durch das Serum gegen eine absolut
tödliche Dosis von virulentem Blute geschützt
wurden; drittens, dals dieser Schutz höchstens
15 Tage vorgehalten hatte.
Es wurde nun weiter untersucht, ob das
Serum imstande sei, auch nach Ausbruch der
Krankheit einen heilenden Einfluls auszuüben.
Dies ist leider nicht der Fall. In mehreren
Fällen erhielten Pferde, bei denen das erste
Symptom der beginnenden Krankheit, nämlich
der Anstieg der Körpertemperatur, sich zeigte,
sofort grolse Dosen von Serum, subkutan oder
intravenös injiziert, die Injektionen wurden
auch wiederholt und bei einzelnen Tieren bis
über ein Liter gegeben, chne dals der tödliche
Ausgang der Krankheit abgewendet werden
konnte. Nur an dem vorübergehenden Abfall
der Temperatur und an der verlängerten Dauer
der Krankheit liels sich auch hier ein gewisser
Einflufls des Serums erkennen. In dieser Be-
ziehung verhält sich unser Serum ähnlich wie
das Tetanus- und das Pestserum, welche beide
auch eine bedeutende präventive, aber keine
oder nur sehr geringe kurative Wirkung besitzen.
Bei diesen Versuchen stellte sich nun aber
die aufserordentlich wichtige Tatsache heraus,
dals unser Serum vollkommen frei war von der
höchst unangenehmen Eigenschaft, dals es
hämolytisch wirkt und infolgedessen Hämo--
globinurie erzeugt, eine Eigenschaft, welche,
wie bereits erwähnt wurde, anderen Experimen-
tatoren die grölsten Hindernisse bereitet hatte.
Wir konnten das Serum gesunden und kranken
Tieren in den grölsten Dosen sowohl subkutan
als auch intravenös injizieren, ohne dals jemals
auch nur eine Spur von Hämoglobinurie eintrat.
Diese Eigenschaft wurde übrigens nicht etwa
nur am Serum eines einzigen Tieres kon-
statiert, welches vielleicht zufällig nicht hämo-
Itisch wirkte, sondern am Serum von allen
drei Pferden, welche von uns bis jetzt zur
Serumgewinnung präpariert waren.
Wir waren also im Besitze eines Serums,
welches kräftige präventive und keine hämo--
TItische Eigenschaft hatte, und wir konnten
nun daran denken, dasselbe für eine Schutz-
impfung, ähnlich wie bei der Rinderpest, zu
verwenden. Es kam nur darauf an, eine solche
Kombination von Serum und Virus zu finden,
welche einen milden Anfall der Horse-sicknees
entstehen lälst, stark genug, um Immunität zu
erzeugen, und nicht so stark, als dals er ge-
fährlich werden könnte. Es mulste also er-
mittelt werden, welche Dosis des Virus die
zweckmälsigste ist, ob es vorteilhaft ist, eine
sehr starke Dosis anzuwenden oder nur eine