Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

solche, welche eben ausroieht, um tödlich zu 
wirken. Ferner mufs für die als zweckmäleig 
gefundene Virusdosis die passende Dosis von 
Serum bestimmt werden. Dann ist weiter zu 
ermitteln, ob es besser ist, Virus und Serum 
zu gleicher Zeit oder mit einem Zwischenraum 
von einem oder mehreren Tagen, ob das Virus 
vor dem Serum oder umgekehrt zu geben ist. 
Auch der Ort, wo die Injektionen zu machen 
sind, und die Art und Weise, ob subkutan oder 
intravenös, muls gefunden werden. Es gibt 
also eine Menge Fragen, welche der Antwort 
harren, und die Lösung derselben kann nur auf 
experimentellem Wege geschehen. Hätte man 
genügend zahlreiche Versuchstiere zur Verfügung 
und könnte grölsere Versuchsreihen machen, 
dann lielsen sich die angegebenen Aufgaben in 
verhältnismälsig kurzer Zeit lösen. Ich konnte 
aber nur an wenigen Tieren experimentieren, 
und so blieb mir nichts anderes übrig, als 
einzelne Versuche herauszugreifen, welche, wie 
mir schien, am schnellsten zum Ziele führen 
würden. Aulserdem kam es mehrfach vor, dals 
die Experimente wiederholt werden mulsten, 
weil im Laufe des Versuchs, da wir vorwiegend 
alte, billige Pferde benutzten, es zweifelhaft 
wurde, ob sie nicht schon vorher gesalzen waren. 
Infolgedessen sind wir nur langsam vorwärts 
gekommen. Aber wir haben doch bis jetzt 
einige recht interessante und auch praktisch 
wichtige Resultate erhalten. 
Zunächst konnten wir feststellen, dals es 
möglich ist, bei Pferden durch Kombination 
von Virus und Serum einen abgeschwächten 
Anfall von Horse-sickness zu erzeugen, welchen 
sis gut überstehen und infolgedessen gesalzen 
sind. Auch ein sehr leichter Anfall, welcher 
sich nur durch mel 
ohne anderweitige ichtbar. w — 
kennen gibt, scheint schon eine ausreichende 
Immunität zu verleihen. Wir haben zur Zeit 
drei Pferde und zwei Maultiere, welche auf diese 
Weise künstlich gesalzen sind und nach über- 
standenem Anfall die Injektion von absolut 
tödlichen Dosen von virulentem Blut ohne 
Schaden vertragen haben. Selbstverständlich 
müssen diese Thiere später noch der natürlichen 
Infektion ausgesetzt werden. Aber nach allen 
bisherigen Erfahrungen ist nicht zu bezweifeln, 
dals derartig immunisierte Tiere auch der na- 
türlichen Infektion widerstehen werden. 
Ferner konnten wir feststellen, dals das 
Serum, selbest wenn es am vierten Tage nach 
der Injektion des Virus gegeben wird, noch 
imstande ist, den Ausbruch der Krankheit zu 
unterdrücken. Ich verspreche mir gerade von 
dieser Kombination gute Erfolge, weil bei dieser 
Anordnung dem Virus genügend Zeit gelassen 
wird, um sich zu entwickeln und aktiv immu- 
  
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nisierend zu wirken. Es sind bis jetzt drei 
Tiere nach dieser Methode immunisiert, und 
zehn Pferde und ein Manultier sind augenblicklich 
in Behandlung. Um ganz sicher zu gehen und 
keine unnötigen Verluste dabei zu haben, fing 
ich mit verhältnismälsig grolsen Dosen von 
Serum an und gehe allmöhlich mit der Serum- 
dosis herunter. Aber gerade diese Experimente 
erfordern viel Zeit, weil bei jedem Versuch 
14 Tage nach der Seruminjektion gewartet 
werden muls, ehe das Tier von neuem injiziert 
werden kann; denn es muls erst die Wirkung 
des vorher injizierten Serums, welche, wie früher 
erwähnt wurde, etwa zwei Wochen andauert, 
verschwunden sein. 
Daneben sind aber auch Versuche im Gange, 
um zu sehen, ob durch gleichzeitige Injektion 
von Virus und Serum, wie es in der sogenannten 
simultaneons Method bei Rinderpest geschieht, 
gute Resultate zu erzielen sind. 
Nach dem, was bis jetzt schon erreicht ist, 
bin ich fest davon überzeugt, dals auf dem 
einen oder dem anderen der bezeichneten Wege 
eine brauchbare Schutzimpfung gefunden werden 
muls, und ich beabsichtige, sobald ich durch 
die im Gange befindlichen Experimente noch 
mehr orientiert bin, eine grölsere Zahl der am 
3. Februar hier angelangten jungen argen- 
tinischen Pferde künstlich zu immunisieren. 
Ich glaube, dals ich bis Ende März imstande 
sein werde, diese Untersuchungen über Horse- 
sickness zum Abschluls bringen zu können. 
* * 
* 
Buluwayo, den 28. März 1904. 
Bei den Untersuchungen über künstliche 
Immunisierung gegen Horse-’sickness hat sich 
gezeigt, dals eine genaue Befolgung ganz be- 
stimmter Vorschriften notwendig ist, wenn über- 
einstimmende Resultate erzielt werden sollen. 
Ganz besonders gilt dies für die Herstellung 
der beiden Substanzen, welche die Grundlage 
des Immunisierungsverfahrens bilden, des Virus 
und des Serums. Ich habe es deswegen für 
zweckmälsig erachtet, eine eingehende Beschrei- 
bung von der Herstellung des Virus und des 
Serums zu geben und dieselbe diesem Berichte 
als Anhang beizufügen. 
Da sowohl das Virus als das Serum, nach- 
dem ihnen konservierende Stoffe zugesetzt sind, 
sich sehr lange Zeit wirksam erhalten, so ist 
es zweckmälsig, sich von beiden Substanzen 
einen hinreichenden Vorrat zu beschaffen, um 
stets unter gleichen Bedingungen arbeiten zu 
können. Ist genügend Virus und Serum be- 
schafft, dann ist die nächste Aufgabe, dasjenige 
Verhältnis zwischen beiden Substanzen zu finden, 
bei welchem sie sich entweder gerade oder doch 
nahezu aufheben; aulserdem wird man aus
	        
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