Zur Solidarität der Kulturvölker auf kolonial-
wirtschaftlichem Gebiet liefert der demnächst er-
scheinende VIII. Jahresbericht pro 1903/04 des
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees in Berlin einen
interessanten Beitrag. England, Frankreich, Belgien,
Spanien, Portugal, Italien, Osterreich-Ungarn und
die Schweiz haben sich mit Deutschland in dem
Streben vereinigt, durch Aufschließung neuer Baum-
wollproduktionsgebiete namentlich in Afrika zum
Ausgleich des Mißverhältnisses zwischen Baumwoll-
Weltproduktion und Baumwoll-Weltkonsum beizu-
tragen. Die ungünstige Marktlage des Rohstoffes,
ausgenutzt durch amerikanische Großspekulanten, hat
der Textilindustrie allein im Vorjahre einen Verlust
von 100 Mill. Mk. zugefügt. Der internationale
Kongreß der Baumwollindustriellen im Mai d. J.
zu Zürich anerkannte die Notwendigkeit des von dem
deutschen Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee bereits
im Jahre 1900 veranlaßten „Baumwollkulturkampfes"
und mahnte zur tatkräftigen Unterstützung desselben
durch die Textilindustrie aller Kulturstaaten.
Eine andere weltwirtschaftliche Frage steht auf
der Tagesordnung, nämlich die gefährdete Lage des
Kautschuk= und Guttoperchamarktes, hervorgerufen
durch den Niedergang infolge des Raubbaues der
Eingeborenen und durch den in ungeahnter Weise
sich steigernden Bedarf unserer modernen Industrien,
insbeson dere der Kabel= und elektrotechnischen In-
dustrie, des Automotors und der Schifbautechnik.
Verbältnismäßig hohe Preise der Rohstoffe sind die
Vorläufer des wachsenden Mißverhältnisses zwischen
Weltproduktion und Weltkonsum. Russische und
deutsche Fabriken unterstützen die Unternehmungen
des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees zur Auf-
schließung neuer Produktionsgebiete und zur Ein-
führung von Kautschuk= und Guttaperchaplantagen-
kulturen in Westafrika und in der Südsee. Auch
die Holländer haben neuerdings gelegentlich einer
wissenschaftlichen Expedition wildwachsende Gutta-
percha in Neu-Guinea sestgestellt.
Aus der Reihe der solidarischen Interessen der
Kulturvölker auf kolonial-wirtschaftlichem Gebiet tritt
außerdem besonders hervor die Bekämpfung der in
den Tropen und Subtropen vielfach auftretenden
Pflanzenschädlinge und Viehseuchen (Surra, Texas-
fieber und Pferdesterbe). Durch fortgesetzten Aus-
tausch wissenschaftlicher und praktischer Erfahrungen
arbeiten die Kulturvölker auch auf diesem für die
Kolonialwirtschaft wichtigen Gebiete Hand in Hand.
Deutsch- westafrikanische Dandelsgesellschaft, Pamburg.
Aus dem Bericht des Vorstandes zur Bilanz
1903 der Deutsch W st f ikanischen Hand lg s lijch ft,
Hamburg entnehmen wir:
Die Bilanz mit Gewinn= und Verlustrechnung
per 1903 gestattet uns eine Dividende von 7 pCt.
in Vorschlag zu bringen, ein Ergebnis, das genau
425
dem Durchschnitt der seit Bestehen unserer Gesell-
schaft verteilten Dividenden entspricht.
Der Verkauf europäischer Waren und der auf
diese Verkäufe erzielte Gewinn haben eine nicht un-
bedeutende Stelgerung gegen das Vorjahr erfahren.
Der Gewinn auf afrikanische Produkte blieb jedoch
um fast Mk. 200 000 gegen das Vorjahr zurück;
dies wurde veranlaßt durch besonders starken Kon-
kurrenzkampf an mehreren Plätzen. Außerdem blieb
aber auch die Menge der importierten Produkte
gegen das Vorjahr um fast Mk. 400 000 zurück
infolge mangelhafter Ernten, und in Gummielastikum
hatten wir lelder das Unglück, mit beträchtlichen,
zu hohen Preisen eingehandelten Quantitäten einen
weichenden Markt zu treffen.
Die allgemeinen Unkosten sind in denjenigen
Faktoreien, die an dem Aufschwung des Geschäfts in
europäischen Waren hauptsächlich teilnahmen, um
elniges gestiegen, betragen insgesamt aber nur un-
wesentlich mehr als in 1902.
Das von unseren Faltoreien benötigte Kapital
machte einen ziemlich viel höheren Betrag aus, als
im Vorjahre.
Die diversen Unkosten und Verluste sind in
diesem Jahre besonders groß, da wir leider in einer
umserer Faktoreien durch ungetreue schwarze An-
gestellte nicht unbeträchtlich geschädigt wurden.
Außerdem wurden verschledene Expeditionen zur An-
bahnung neuer Geschäfte unternommen, deren Kosten
wir alle in 1908 abschrieben, obgleich die Geschäfte
wohl erst in 1904 perfekt werden. Auch die Kosten
der Inspektionsreise unseres Herrn Clausen haben
wir hierunter verbucht, Seeschäden, für deren Ver-
lust wir unsere Assekuradeure nicht heranziehen
konnten, sowie die einmalig im Jahre 1903 bezahlte
Einkommensteuer.
Das Kapitalkonto ist mit Mk. 2 000 000 volkf
eingezahlt. Die in Anspruch genommenen Kredite
betragen etwa Mk. 200 000 mehr als 1902 infolge
der größeren Waren= und Produktenbestände in den
Faktoreien. Das Plantagenkonto ist wiederum an-
gewachsen, aber es ist auch etwas Tüchtiges auf der
Plantage letzthin geleistet worden. Die bepflanzte
Fläche beträgt 150 ha und die Anzahl der Pflanzen
etwa 59 000 Kakaobäume und 7800 Kickxia.
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Titeratur.
Documents relatifs à la répression de la traite
des esclaves publiés en exécution des articles
XXXI et suivants de l’acte général de
Bruxelles 1903.7)
Die vorstehende Sammlung enthält folgende
Mitteilungen über den Handel mit Wasfen und
Munition, den Handel mit Spirltuosen und den
Sklavenhandel in Afrika: -
*) Bgl. Deutsches Kolonialblatt 1803, S. 247.