Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Gouvernements wurde dem weiteren Vordringen der 
Auyangs, das außer dem Grafen Pückler auch noch 
vier weißen Angestellten der Nordwestkamerun- 
Gesellschaft das Leben kostete und zur Zerstörung 
ihrer Faktoreien und der Regierungsstationen Osfidinge 
und Rsonnokang führte, Einhalt geboten. Den zuerst 
schleunigst nach dem Schauplotze entsandten Ersatz- 
kolonnen folgte bald der Kommandeur der Schutz- 
truppe selbst mit einer größeren Macht. Hand in 
Hand mit den Engländern, auf deren Gebiet der 
Aufstand auch übergegangen war, besetzte er mit zwei 
Kompagnien mehrere feste Plätze am Croßflusse und 
säuberte von hier aus das Land von den Aufstän= 
dischen. Bei den ungemein schwierigen Terrain= 
verhältnissen wird die endgültige Unterwerfung der 
Auyangs voraussichtlich noch einige Zeit in Anspruch 
nehmen. 
Die Kongoas, ein Bergvolk südlich von Fontem, 
hinderten seit längerer Zeit die Station an der Er- 
schließung ihres Distriltes nach Süden zu. Durch 
eine Reihe von Patroufllengefechten wurde ihre völlige 
Unterwerfung in etwa sechs Wochen von der Schutz- 
truppe herbeigeführt. 
Im Jaundebezirk hatte der am Nyong ansässige 
und der deutschen Herrschaft feindliche Häuptling 
Videmungo Ende 1903 sich plündernd bis in die 
Nähe der Station vorgewagt. Er wurde aber leicht 
geschlagen und zum Frieden gezwungen. 
in Teil der am Sanaga lebenden, zum Bakoko- 
stamme gehörigen Babimbis hatte den Basler Missionar 
Greule im September 1908, obgleich derselbe auf 
eine Gesandtschaft des Babimbihäuptlings hin in 
ihr Gebiet gekommen war, wieder aus demselben 
vertrieben. Das Erscheinen einer stärkeren Truppe 
genügte, um den Stamm ohne Blutvergießen zur 
Unterwerfung zu bringen. 
Im Konzessionsgebiete der Südkameruns-Gesell- 
schaft waren die Njene([ Bidjöm)leute gegen die Ver- 
waltung aufsässig geworden, wurden aber durch 
Oberleutnant Scheunemann, der gerade mit einem 
Ersatztransporte für die Polizeitruppe in Stärke von 
100 Mann eintraf, niedergeworfen. 
Der Gouverneur v. Puttlamer ist bei Beginn 
des Jahres von seiner Reise nach dem Tschadsee- 
gebiete, die er bis Dikoa ausgedehnt hatte, auf dem 
Wasserwege Benu—Niger wieder nach Duala zurück- 
gekehrt. Auf dleser Reise hat er außer dem Residenten 
in Garua noch einen weiteren Residenten in Kusseri 
eingesetzt. Während dem ersteren, dessen Bezirk sich 
auf Adamaua erstreckt, eine Polizeitruppe von 70 Mann 
beigegeben ist, liegt in Bornu, dem Amtsbezirke des 
zwelten Residenten, eine Kompagnie Schutztruppe 
als Besatzung der Hauptorte. 
Die Arbeiten der Landkommission am Kamerun- 
berge haben gute Fortschritte gemacht, besonders 
seitdem eine zweite Landkommission für den Bezirk 
Busa gebildet worden ist. Der baldige Abschluß 
ihrer Arbeiten im Plantagengebiete ist zu erwarten. 
Durch die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft 
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Viktoria sind am Wuri und Mungo Petroleumquellen 
entdeckt worden. Die Feststellung der Abbauwürdig- 
keit ist von der Gesellschaft alsbald in die Wege 
geleitet worden. 
Nach Fertigstellung der Telegraphenleitung 
Duala —Edea ist mit der Fortführung der Linie 
nach Kribi begonnen worden. 
Am 1. Februar d. Is. ist ein neuer Zolltarif 
in Kraft getreten, der den allgemeinen Wertzoll von 
5 pCt. auf 10 pCt. gebracht und außerdem ver- 
schiedene spezisische Zölle, insbesondere auf Spiri- 
tuosen, erhöht hat. 
Deutsch-Südwestafrika. 
Während der größte Teil der Schutztruppe unter 
der persönlichen Führung des Gouverneurs, Oberst 
Leutwein, im Süden zur Niederwerfung der Ende 
Oktober v. Is. daselbst ausgebrochenen Unruhen 
unter den Bondelswart-Hortentotten war, brach in 
dem von Truppen ziemlich entblößten mittleren Teile 
des Schutzgebiets am 12. Januar unerwartet der 
Aufstand der Hereros aus. Starke Banden schlossen 
die größeren Orte wie Okahandja, Omaruru, Gobabis 
ein, während andere wie Windhuk, Otymbingwe, 
Karibib, Outio, Grootfontein fortgesetzt bedroht 
wurden. Kleinere Banden zerstörten und plünderten 
die einzeln liegenden Ansiedlungen und ermordeten 
über 100 Weiße. 
Bereits nach Abmarsch der 2. Feldkompagnie 
von ihrem Garnisonort Omaruru nach dem Süden 
war ein Teil der Reserve im nördlichen Teil des 
Schutzgebiets eingezogen worden, welcher die Be- 
satzung der größeren Stationen bildete. Den 
energischen und zum Teil erfolgreichen Vorstößen 
dieser schnell zusammengerafften Truppen gelang es, 
durch tägliche Unternehmungen die nächste Umgebung 
der bedrohten Orte vom Feinde frei zu halten. Die 
am meisten gefährdete Station Okahandja, welche 
von den Hereros auf ganz nahe Entfernung belagert 
wurde, konnte durch den Vorstoß des Oberleutnants 
v. Zülow, welcher mit einer Abteilung von Swakop- 
mund an der Bahn entlang vordrang, bis zur An- 
kunft der auf die erste Nachricht von dem Aufstande 
aus dem Süden herbeieilenden 2. Feldkompagnie 
(Hauptmann Franke) gehalten werden. 
Dieser energisch geführten Kompagnie gelang es, 
in kurzer Aufeinanderfolge Windhuk, Okahandja und 
Karibib zu entsetzen und am 4. Februar nach 
schwerem Gefecht in Omaruru einzudringen. 
Die Kriegslage war durch diesen Zug mit einem 
Schlage eine andere geworden, zumal auch die 
ersten Verstärkungen — 19. Januar S. M. S. 
„Habicht" und 3. Februar Transport v. Winkler — 
im Schutzgebiet eingetroffen waren, denen einige 
Tage später das am 21. Januar sofort nach Ein- 
treffen der ersten beunruhigenden Nachrichten in der 
Heimat abgesandte Marine-Expeditionskorps sowie 
ein Eisenbahn-Detachement der Schuzztruppe folgten. 
Der Feind hatte sich inzwischen zum größten
	        
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