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Glückliche Kämpfe der Oesterreicher gegen die Montenegriner.
W.T. B. Wien, 10. August. Auf dem südlichen Kriegsschauplatz
zeigten die Montenegriner gestern und vorgestern große Angriffslust gegen
die österreichisch-ungarische Grenze. Am 8. d. M. brachen fie in einer Stärke
ono viertausend Mann gegen die Grenzposten östlich der Festung Trebinje
vor. Der Verlust der Oesterreicher betrug einen Offizier und 21 Mann,
doch deckten zweihundert tote Montenegriner die Walstatt. Ferner sah man
zahlreiche Schwerverwundete sich zurückschlepppen. Am 9. d. M. in der Frühe-
versuchte eine andere montenegrinische Kolonne, den Posten Gad bei Auto-
vac zu überfallen. Die Besatzung entdeckte jedoch den Anschlag und wie-
ihn tapfer zurück. — Der österreichisch-ungarische Kreuzer „Szigetvar“
erschien vorgestern vor Antivari und zerstörte die dortige montenegrinische
Funkenstation durch Granatfeuer vollständig.
Abreise des deutschen Gesandten aus Belgrad.
W.T. B. Risch, 10. August. Der deutsche Gesandte ist gestern ab-
gereist, nachdem er den Schutz der deutschen Interessen den Vereinigten
Staaten von Nordamerika anvertraut hatte.
Die Serben von allen Seiten bedrängt.
W.T. B. Wien, 10. August. Ueber die Lage im Innern Serbiens
meldet die „Reichspost“ aus Sofia:
Während die österreichisch-ungarischen Truppen von der Donau, Savg
und Drina aus das Land umklammern, versagt die Zufuhr aus den neu-
erworbenen Gebieten Serbiens infolge vielerlei Störungen. Vor allem ist
die wichtige Brücke von Gewgheli zerstört worden, welche die Verbindung
mit Saloniki herstellt, so daß der Nachschub aus den griechischen Häfen auf-
gehalten ist. Von Bulgarien erhält Serbien nichts, da Bulgarien selbst
Vorräte sammelt. Infolgedessen beginnt sich bei der serbischen Armee und
dem Volk Verpflegungsmangel fühlbar zu machen. An der albanischen
Grenze sind starke albanische Banden aufgetaucht. Konsularberichte aus
Albanien melden, daß die Aufständischen vor Schiak mit den Truppen des
Fürsten fraternisiert haben und nach der albanisch-serbischen Grenze ab-
gezogen sind.
Wachsende Erbitterung der Türkei gegen England.
W.T.B. Konstantinopel, 9. August. Die türkische Presse be-
kundet offen Sympathien für Oesterreich-Ungarnn und Deutschland und
fährt fort, England wegen der Beschlagnahme türkischen Dreadnoughts an-
zugreifen. „Terdjumani Hakikat“ betont, wie sehr sich die Ottomanen ge-
täuscht hätten, als sie englisch-türkische, französisch-türkische und russisch-
türkische Komitees gründeten in dem Bestreben, dadurch herzliche Beziehun-
gen zur Tripleentente zu schaffen. — „Tasviriefkaiar“ schreibt: „Wenn es
der deutschen Flotte gelingt, einen furchtbaren Schlag gegen die englische
Flotte zu führen, so werden alle Muselmanen damit sehr zufrieden und ge-
tröstet sein.
Unter großer Beteiligung der österreichisch-ungarischen und der
deutschen Kolonie wurde heute vormittag in der deutschen Kirche in Pera
eine feierliche Meffe abgehalten, bei der ein Gebet für den Sieg der öster-
reichisch-deutschen Waffen gesprochen wurde.