Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Stule I noch eine Stufe Ia mit 0,005 cem Virus 
und 100 com Serum oder mit 0,002 cem Virus 
und 50 ccm Serum vorausschicken, wie bereits 
früher erwähnt wurde. 
Um ein Tier bis zur Widerstandsfähigkeit 
gegen 0,5 ccm Virus zu bringen, würden nach 
dem Schema 48 Tage erkorderlich sein; bis zu 
5 cem Virus braucht man 36 Tage mehr, im 
ganzen also etwa drei Monate. Ein so langer 
Zeitraum ist aber nur dann erforderlich, wenn 
man ganz sicher gehen will. Kommt es darauf 
an, schneller zu immunisieren, dann muls man 
einzelne Stufen auslassen, womit natürlich 
immer ein gewisses Risiko verbunden ist. In 
mehreren Fällen, namentlich wenn schon auf 
der ersten Stufe eine geringe Temperatarsteige- 
rung von mehrtägiger Dauer sich bemerkbar 
gemacht hatte, welche als der Ausdruck einer 
sehr leichten Reaktion aufzufassen war, habe 
#ich es riskiert, das Schema abzukürzen, indem 
ich die dritte Stafe ausliele und sofort zum 
Virus allein überging. Bisher habe ich damit 
jedesmal Erfolg gehabt und damit die Dauer 
der Immunisierung auf einen Monat abge- 
kürzt. Es würde später zu versuchen sein, 
ob diese Abköürzung nicht regelmälsig auwendbar 
ist. Vielleicht wird sich bei weiteren Erfahrun- 
gen in der Prazxis überhaupt herausstellen, dals 
die Irmunisierung erheblich kürzer zu bewerk- 
stelligen ist, als ich es getan habe. Aber es 
kam mir vor allen Dingen darauf an, die Grund- 
lage für ein Immunisierungsverfahren zu finden, 
und zwar für ein solches, bei welchem Verluste 
ganz sicher ausgeschlossen sind. 
In dieser Beziehung möchte ich noch be- 
merken, dals alle Tiere, welche eine starke 
Reaktion, d. h. einen regelrechten Anfall von 
Horse-sickuess hatten, sofort eine vollständige 
und sehr hohe Immaunität besalsen, so dals wir 
bald nach dem Anfall 5 com Virus geben konnten. 
Diese Tiere, sechs an der Zahl, hatten ihre 
Immunität schon nach 15 bis 20 Tagen, je nach 
der Dauer des Anfalles, erworben. Hiermit ist 
aber immer eine erhebliche Gefahr für die Tiere 
verbunden, und es erscheint mir deswegen rat- 
samer, wenn es auf schnelle Immaunisierung 
ankommt, dahin zu streben, dals die Tiere auf 
der ersten Stufe eine sehr milde, nur an der 
Temperaturkurve merkbare Reaktion durch- 
machen, was sich bei einiger Ubung durch 
Modiffkationen der Virus- und Seramdosen sicher 
erreichen lassen wird. Io diesem Falle würde 
die Immaunisierung etwa ein bis eineinhalb 
Monate in Anspruch nehmen. 
Unter gewöhnlichen Verhältuissen wird es 
sich aber so einrichten lassen, dals die Neu- 
auschaffung von Pferden in der Zeit geschieht, 
in welcher die Horse-sicknuess raht, und dann 
ist eine langsame, ganz ungefährliche und 
  
460 —. 
möglichst hoch getriebene Immunisierung ent- 
schieden vorzuziehen. 
In meinem ersten Bericht über Horse-sickness 
hatte ich Versuche mit simultaner Anwendung 
von Virus und Serum, nach Analogie der Schutz- 
impfkung gegen Rinderpest, in Aussicht gestellt. 
Leider konnte ich hierfür nur vier Pferde ver- 
wenden, und ich bin deswegen noch nicht zu 
abschlielsenden Resultaten gekommen. Die 
Versuchsanordnung schlols sich in bezug auf 
die Dosierung von Virus und Serum ganz an 
das andere, hauptsächlich studierte Verfahren 
an. Die Injektionen wurden aus theoretischen 
Gründen, deren Darlegung hier zu weit führen 
würde, nicht wie bei der Rinderpest auf ver- 
schiedenen Seiten, sondern auf derselben Seite 
gemacht, und zwar die Virusinjektion oben und 
die Seruminjektion fünf Finger breit darunter. 
Ein etwas älteres Tier erhielt mit zwölktägigen 
Zwischenräumen: 
I. Stufe 0,2 cem Virus und 100 cem Serum, 
II. „ 0,2 ?„ 2 250 2 r 
II. " 0,5 ? „ „: 50 2 2 
IV. " 0,5„ k! allein, 
V. 1,0 „ 2 2 
Es trat niemals die geringste Reaktion ein. 
Drei junge argentinische Pferde erhielten 
ebenfalls mit zwölktägigen Zwischenräumen: 
I. Stufe: Nr. 1 0,01 cem Virus u. 100 cem Serum 
75 
?„ 20,01 2 » 2 » 
? 30.01 „ 2 250 2 » 
II. „ ! 1 0,.. „ 2 : 100 „ 2 
2 20,075 2275 2 : 
? 3 0,05 2„ „ ?: 50 „ : 
III. Stafe Nr. 1 bis 3 gleichmäfsig 
.0,2 cem Virus und 50 ccm Serum. 
IV. JNr. 1 0,5 cem Virus, 
?* 2 0,2 „ ¾l 
?: 3 0,1 „ 2 
Die weitere Behandlung geschieht ebenso 
wie bei dem ersten Verfahren, also 1,0, 2,0, 
5,0 cem Virus. 
Die Zeit nach den letzten lojektionen ist 
noch zu kurz, um das Resultat erkennen zu 
lassen. Da bei allen vorhergehenden Injektionen 
niemals eine Spur von Reaktion zu bemerken 
war, so ist es mir fraglich, ob die Tiere gegen 
die letzten Virusdosen sich hinreichend geschützt 
zeigen werden. Sollte dies der Fall sein, dann 
mälsten die Versuche in dieser Richtung fort- 
gesetzt und insbesondere angestrebt werden, 
auch bei der simultanen Applikation von Virus 
und Serum darch Herabsetzung der Serum- oder 
Steigerung der Virusdosis auf der ersten Stafe 
eine deutliche Reaktion zu erzwingen. Wenn 
das gelingt, würde dies Verfahren den Vorzug 
der Einfachheit und kürzeren Dauer haben. 
Sollte es aber nicht gelingen, dann verspricht
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.