das erstbeschriebene Verfahren mit getrennter
Injektion von Virus und Serum eine kräftigere
und dauerhaftere Immunität, weil bei demselben
dem Virus eine gewisse Zeit gelassen wird, um.
auf den Organismus seine immunisierende Kraft
ausüben zu können. Bei der vergleichenden
Prüfung der nach den beiden verschiedenen
Verfahren immunisierten Pferde gegenüber der
natürlichen Infektion wird es sich sehr bald
herausstellen, welches von beiden Verfahren das
für praktische Zwecke vorteilhaktere ist.
Nachdem sich die Tatsache ergeben hatte,
dats durch stufenweise Steigerung der mit Serum
kombinierten Virusdosis eine Widerstandsfähig-
keit gegen sehr hohe isolierte Virusdosen zu
erreichen ist, lag die Frage nahe, ob es nicht
möglich sei, auch ohne Seru'm, allein mit stei-
genden Virusdosen, denselben Grad von Wider-
standsfähigkeit, d. h. Immunität, zu erzielen.
Zu Beantwortung dieser Frage konnte ich
auch aus Mangel an Versuchstieren nur wenige
Experimente anstellen, welche aber doch er-
kennen lielsen, dals es in der Tat möglich ist,
auch auf diesem Wege gegen Horse-sickness zu
immunisieren. Ein Pferd haben wir so weit
gebracht, dals es 0,1 cem Virus ohne Reaktion
ertrug, Zwei andere bis 0,2 cem Virus. Aber es
scheint so, als ob man nur sehr langsam und
in grölseren Zeitabständen die Virusdosen er-
höhen darf als bei den kombinierten Methoden.
Dieses Verfahren mit Virus ohne Serum würde
also für praktische Zwecke wohl kaum in Be-
tracht kommen, so intsressant dasselbe auch
in theoretischer Beziehung ist.
Schlufsfolgerungen.
1. Durch kombinierte Injektionen von Virus
und Serum können Pferde auf eine ganz unge-
fährliche Weise gegen Horse-sickness immunisiert
werden.
2. Das von mir gefundene Verfahren wird
sich voraussichtlich s20 weit vereinfachen lassen,
dals ein Pkerd in ein bis eineinhalb Monaten
hiureichend gesalzen ist.
3. Die Lojektionen werden zwei- bis dreimal
mit steigenden Dosen von Virus’ wiederholt.
4. Darauf kann man zu lojektionen von
Virus ohne Serum übergehen.
5. In anderthalb Monaten kann ein Pferd
### weit gebracht werden, dals es 0,5 cem Virus
ohne Reaktion erträgt.
Sollte ein höherer Grad von Immunität
erkorderlich sein, damit das Pferd absolut gegen
die natürliche Infektion geschützt ist, daun ist
dies in verhältnismäfsig kurzer Zeit durch Fort.
setzung des Verfahrens zu erreichen. l
· Es iat wahrscheinlich, dass aneh dareh
simultano Injektionen von Virus und Serum
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Pferde so weit immaunisiert werden können,
dals sie das Virus allein vertragen.
* *
Herstellung des Virus.
Das erforderliche Blut wird dem Tiere kurze
Zeit vor dem Tode entnommen, wenn die Symp-
tome der Horse-sickness, nämlich Schwellung
über den Augen, beschleunigte und mühsame
Respiration, einen hohen Grad erreicht haben.
Man nimmt mit Hilfe eines Troikarts etwa 1½
bis 2 Liter aus der Vena jugularis und defbriniert
es durch Schlagen mit einem Drahtbündel oder
einem andern geeigneten Gegenstand. Das gut
deflbrinierte Blut wird durch angeleuchtete Gaze
flltriert. Um dasselbe zu konservieren, wird
unter Benutzung einer von Edington angege-
benen Formel folgende Mischung hergestellt:
Ein Teil Phenol wird in 1000 Teilen Wasser
gelöst, hierzu zunächst 1000 Teile Glyzerin und
dann unter beständigem Omschütteln 1000 Teile
delbriniertes Blut gemischt.
Es ist selbstverständlich, dals alles, was mit
dem Blut in Berührung kommt, Lastrumente,
feuchte Gaze, Gefälse, vorher gat desinflziert
sein muls. Auch das zur Mischung verwendete
Wasser, am besten Regenwasser, muls sterili-
siert sein.
Die so hergestellte Blatmischung bleibt in
einer grofsen Flasche zwei bis drei Wochen an
einem kählen, dunklen Orte (womöglich Eis-
schrank) stehen. Während dieser Zeit lösen
sich die roten Blutkörperchen, aber ihre Hüllen
und die übrigen geformten Bestandteile des
Blutes senken sich zu Boden oder bleiben in
Form von feinen Flocken in der Flüssigkeit
schweben. Nach allem, was wir über das Virus
der Horse-sickuess wissen, ist es wahrscheinlich,
dals dasselbe an den roten Blutkörperchen haftet,
und dals somit ein mehr oder weniger grolser
Teil desselben an den Hällen der Blutkörperchen
sitzen bleibt und mit diesen in die Flocken
übergeht, welche in der Flüssigkeit suspendiert
sind. Wenn diese Flocken, welche sich niemals
ganz gleichmälsig in der Flüssigkeit verteilen,
nicht entfernt werden, danun ist es unmöglich,
das Virus genau zu dosieren, und ich glaube,
dals einige Unregelmälsigkeiten, welche bei
unseren aAnfänglichen Versuchen beobachtet
warden, darauf zurückzuführen sind, dals dieser
Umstand nicht berücksichtigt war. "
DioPlilssigkoitmuksässwogomnsohäonx
den geformten Blutbestandteilen hiureichend
Zeit gelassen wurde, sich zusammenzaballen
und die erwähnten Flocken zu bilden, also nach
Zwei bis drei Wochen, durch angefeuchtete, ste-
rilisierte Gaze fliltriert werden. Dieses Filtrat
ist eine dunkelrotbraune Flüssigkeit, welche in
dünnen Schichten und namentlich in ihren Ver-