Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

577 956 Mk. gegenüber dem Vorjahre abgenommen 
hat, ist der Gesamthandel des Schutzgebiets im 
Jahre 1903 immer noch größer gewesen, als in 
irgend einem Jahre vor 1902, und der Ausfuhrwert 
blelbt nur hinter demjenigen der Jahre 1902 und 
1901 zurück. 
In der Einfuhr sind die Veränderungen der 
einzelnen Positionen gegenüber dem Vorjahr relativ 
gering. Textilwaren und Bekleidungsgegenstände 
stehen mit 2112000 Mk. an der Spitze der einzelnen 
Gruppe von Einfuhrwaren; sie haben gegenüber dem 
Vorjahr eine Zunahme um 74000 Mk. aufzuweisen. 
In dieser Gruppe entfällt allein auf die Baumwoll- 
waren ein Einfuhrwert von 1769000 Mk. und eine 
Einfuhrzunahme gegenüber dem Vorjahr um 59000 
Mk. Im Gegensatz zu den Textilwaren weist die 
in der Elnfuhr des Schutzgebiets die zweite Stelle 
einnehmende Warengruppe, umfassend die Erzeugnisse 
des Landbaues und der Forstwirtschaft sowie der 
zugehörigen Nebengewerbe, einen Einfuhrrückgang 
auf; der Einfuhrwert dieser Gruppe belief sich 1903 
auf 1999 000 Mk., der Einfuhrrückgang gegenüber 
dem Vorjahr auf 28000 Mk. Innerhalb der Gruppe 
steht der Zunahme bei den Korn= und Hülsenfrüchten, 
Knollengewächsen, Gemüsen und Früchten um ins- 
gesamt 52 000 Mk. und bei den Erzeugnissen der 
Forstwirtschaft (Bau= und Nutzholz) um etwa 
30 000 Mk., bei andern Artikeln eine Abnahme 
gegenüber, die sich bei Tabak auf 101 000 Mk. bei 
Branntweln auf 74000 Mk. bellef. Bemerkenswert 
ist ferner die beträchtliche Zunahme der Einfuhr von 
Kolanüssen um etwa 47000 Mk., von Flischen usw. 
um 62 000 Mk., von Maschinen und Instrumenten 
um 80 000 Mk.; ferner die Abnahme bei der Ein- 
fuhr von Salz um 51000 Mk., bei Fleisch und 
Fleischkonserven um 62 000 Mk., bei Holz-, Flecht- 
und Schnitzwaren um 206 000 Mk., bei Metallen 
und Metallwaren um 193 000 Mk. 
Die Verminderung der Kaufkraft der Eingebo- 
renen infolge des Trockenjahres tritt zutage vor 
allem in dem Rückgang der Einfuhr von Salz, 
Tabak und Spirituosen sowie in der im Verhältnis 
zu dem Vorjahre geringfügigen Stelgerung der Ein- 
fuhr von Baumwollwaren. Ferner dürfte der durch 
die Trockenheit ungünstig beeinflußte Ernteausfall in 
der Steigerung der Zufuhr der unentbehrlichsten 
Nahrungsmittel zu erkennen sein. 
Da der Gesamtumfang der Einfuhr gegenüber 
dem Vorjahre keine wesentliche Verminderung er- 
fahren hat, sind — wie sich schon jetzt auf Grund 
der Kassenausweise feststellen läßt —, die Zolleinnahmen 
des Schutzgebietes nicht hinter dem Etatsvoranschlag 
zurückgeblieben. 
Beträchtlich größere Verschiebungen hat die Dürre 
des Jahres 1903 bei der Ausfuhr des Schutzgeblets 
hervorgerufen. Insbesondere ist durch die Dürre 
auch diesmal der Export an Produkten der Olpalme 
489 
  
getrossen worden. Die Ausfuhr von Palmkernen ist 
von 9 433 000 kg im Werte von 1721 000 Mk. 
im Jahre 1902 auf 4 881 000 kg im Werte von 
818 000 Mk., die Ausfuhr von Palmöl ist von 
2973 000 kg im Werte von 1 031 000 Mk. auf 
1 025 000 kg im Werte 405 000 Mk. herabge- 
gangen. Das bedeutet bei diesen beiden Artikeln 
allein einen Ausfall um mehr als 1½ Millionen 
Mark. Von einem ähnlichen Rückgang bei der Aus- 
fuhr dieser Produkte ist auf Grund der gleichen 
Witterungsverhältnisse auch die französische Nachbar- 
kolonie Dahomey betroffen worden; dort hat sich 
von 1902 auf 1908 die Ausfuhr von Palmkernen 
und Palmöl von insgesamt 12,8 Millionen Franken 
auf 8,8 Millionen Franken verringert. Ebenso ist ein 
Ausfuhrrückgang auch in Lagos eingetreten. Neben 
den Produkten der Olpalme hat auch die Ausfuhr 
von Kassada, die im Vorjahre einen ausnahmsweise 
hohen Stand erreichte, einen Rückgang um 276 000 
Mk, erfahren. Dagegen hat die Ausfuhr von Mais 
um 68.000 Mk. zugenommen. Betröchtlich gestiegen 
ist ferner die Ausfuhr von Kautschuk, die sich von 
367 000 auf 640 000 Mk., also um 273 000 Mk., 
vermehrt hat; ferner die Ausfuhr von gewerblichen 
Erzeugnissen, die von 87 000 auf 216u000 Mk. an- 
gewachsen ist. Die Ausfuhr von Geld hat nicht 
weniger als 1202 000 Mk. betragen und ist gegen- 
über dem Vorjahr um 656 000 Mk. gestiegen; es 
handelte sich dabel hauptsächlich um die Abschiebung 
englischer Silbermünzen. Läßt man die Ausfuhr 
von Geld außer Ansatz, so erhält man für das Jahr 
1902 eine Ausfuhr von 3 648 500 Mk., für das 
Jahr 1908 eine Ausfuhr von 2 415 000 Mk. Der 
durch die Dürre hervorgerufene Rückgang der Waren- 
ausfuhr stellt sich mithin auf ein Drittel der Aus- 
fuhr des Jahres 1902. 
Die Eisenbahn Lome—Palime, deren Bau von 
den gesetzgebenden Körperschaften genehmigt ist und 
deren Ausführung mit der tunlichsten Beschleunigung 
in Angriff genommen werden wird, dürfte wesentlich 
dazu beitragen, derartig starken Rückschlägen für die 
Zukunft vorzubeugen. Den großen Schwankungen 
der Niederschläge und damit der Gefahr totaler 
Mißernten sind in Togo vor allem die siüdlichen 
Geblete ausgesetzt, die bei dem gegenwärtigen Stand 
der Verkehrsverhältnisse des Schutzgebiets allein für 
die Lieferung von Palmkernen und Palmöl zu Ex- 
portzwecken in Betracht kommen. Dagegen sind die 
Niederschläge in den weiter nördlich gelegenen und 
gebirgigen Teilen des Misahöhe-Bezirks, die durch 
die Bahn für den Verkehr erschlossen werden, nicht 
nur reichlicher, sondern auch beträchtlich regelmäßiger. 
Die Eisenbahn wird mithin nicht nur eine größere, 
sondern auch eine stabilere Ausfuhr möglich machen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.