Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

für welche hiermit nochmals der Dank des Ober- 
kommandos ausgesprochen wird. 
1. Vom Westfälischen Tageblatt in Hagen i. W. 
durch Vermittlung des Zentral-Hilfskomitees für 
die deutschen Ansiedler in Südwestafrika 244 Mk. 
2. Von Herrn Adolf Refardt in Berlin W. 30, 
Vertreter der Weingroßhandlung Fritz Orth in 
Trier, 500 Flaschen Moselwein, 
527 
3. Von der Deutschen Drahtgipsbinden-Fabrik 
Maximilian Stephinger in München 10 Kisten 
Drahtgipsbinden für chirurgische Zwecke, 
4. Der Verlag der Münchener Neuesten Nach- 
richten stellt täglich eine Anzahl Exemplare 
dieses Blattes für Offiziere und Mannschaften 
in Südwestafrika zur Verfügung. 
Nachrichten aus den deutschen Schuhgebiekten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
Deutsch-Dltafrika. 
Bericht des Hauptmanns Freiherrn v. Schleinitz über 
seine Reise durch das Massaigebiet von Jkoma bis zum 
ostafrikanischen Graben im März 1904. 
(Hierzu eine Karte.) 
Nach 280 tägiger Reise, die mich, im Mai 1903 
von Daressalom ausgehend, über den Tanganjika, 
den Kiwusee, durch Urundi bis Bukoba, um die 
südliche Hälfte des Viktoria-Niansa nach dem 
Offizlerposten Schirati geführt hatte, war ich am 
29. Februar in Ikoma eingetroffen. Nun lag 
das weite und unbewohnte Massaigeblet vor mir. 
Mein nächstes Marschziel war der Offizierposten 
Aruscha am Meruberge. Der zum Schutz gegen die 
Massaieinfälle errichtete Posten Ikoma liegt voll- 
kommen sturmfrei von einer aus starken Asten und 
Dornen hergestellten Boma umgeben auf einer der 
vereinzelten kleinen und kahlen Kuppen, die ziemlich 
steil aus dem sonst flachen Lande im Osten von 
Uschaschi aufsteigen. Fast unbegrenzt schweift das 
Auge nach allen Himmelsrichtungen über das mit 
niedrigem Busch bedeckte Land. Nur nach Südosten 
lagert sich ein höherer Bergrücken vor. Das Land 
#t nicht unfruchtbar. In dem am Fuß des Boma= 
hügels von sachkundiger Hand angelegten Garten ge- 
delhen Kaffeebäume, Gummi, verschiedene europäische 
Gemüse und Kartoffeln. 
Der Marsch durch das bis zum ostafrikanischen 
Graben sich erstreckende, sast noch ganz unbekannte 
und wegelose Gebilet bedurfte in Betracht der großen, 
aus vier Europäern und rund 300 Köpfen bestehenden 
Karawane besonderer Vorsichtsmaßregeln. In erster 
Linie kam es darauf an, zuverlässige Führer zu er- 
halten, um die wichtige Frage des Erreichens von 
Wasserplätzen zu lösen. Dann mußte eine größere 
Zahl von Mehllasten mitgenommen werden, da wir 
darauf gefaßt sein mußten, etwa 14 Tage lang von 
den mitgenommenen Vorräten zu zehren. Der Bedarf 
an Fleisch schien durch die großen Wildmengen, die 
es dort geben sollte, sichergestellt. Diese Vermutungen 
bestätigten sich denn auch in der Folgezeit vollkommen. 
Für die Träger und Askaris hatte der Führer 
des Unteroffizlerpostens Ikoma auf Grund eines 
  
schon einige Wochen vorher an ihn ergangenen Be- 
fehls etwa 50 Lasten Mehl, jede zu etwa 30 kg, 
bereitgestellt. Nun handelte es sich nur noch um 
Beschaffung der Führer. Doch auch dieses Geschäft 
wickelte sich verhältnismäßig schnell ab. Der Zufall 
kam uns noch insofern zu Hilfe, als wir tatsächlich 
den besten der wenigen Führer in der Person eines 
in der Nähe von Ikoma sitzenden Händlers, eines 
Halbarabers, bekamen. Dieser hatte verschiedentlich 
das Massaigebiet durchquert. Außerdem hatte er 
noch einige Wanderobbo an der Hand, die infolge 
ihrer beständigen Streif= und Jagdzüge genau die 
ständigen Wasserstellen kannten. 
Meine ursprüngliche Absicht, von Jkoma aus in 
südöstlicher Richtung über den Njarasa-(Eiassi-) See, 
durch Ngorongoro und Mutjek nach Aruscha zu 
marschieren, mußte ich aufgeben, da wir nach Aus- 
sage des Führers drei Tage lang kein Wasser hätten. 
Dagegen erbot er sich, uns in etwa achttägigem Marsch 
durch das Massaigebiet in die Landschaft Ssonjo 
(oder Ssalek) zu bringen, wobei er uns versicherte, 
daß wir jeden Tag reichliches Wasser bekämen. Die 
allgemeine Marschrichtung, die er uns mit der Hand 
angab, war etwa Osten. Dies war zwar nicht der 
direkteste Weg nach Aruscha, aber jedenfalls ein 
sicherer, und darauf kam es mir in Anbetracht der 
großen Karawane in erster Linie an. 
Unsere Träger waren über unser Vorhaben, durch 
das Massalgeblet zu marschieren, anfangs nicht sehr 
erfreut; einmal fürchteten sie die Massat selbst und 
dann glaubten sie nicht recht an das Vorhandensein 
ständiger Wasserstellen. Schließlich kamen sie aber 
doch ohne zu murren mit, war doch auch der größte 
Teil von ihnen schon rund neun Monate mit uns 
umhergezogen. Und da sie eigentlich nirgends Hunger 
und Durst gelitten hatten, glaubten sie auch diesmal 
unseren Worten. 
Am Nachmittag des 3. März marschierte ich von 
Ikoma ab; Marschrichtung nach dem Pellkompaß war 
880. Nach etwa 2½ stündigem Marsch durch flaches 
mit Dornbusch, niedrigem Gras und vereinzelten 
Schirmakazien bestandenes Land erreichten wir das 
Wanderobbodorf Matschaga, aus einigen ärmlichen 
spitzkegelförmigen Hütten bestehend. Gutes Wasser 
3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.