Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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wieder vor. Streng muß dabei den Arbeitern auf 
dle Finger gesehen werden, welche zur Beschleunigung 
des Verfahrens immer wieder versuchen, Holzstreben 
und Erdfüllungen in den Dammkörper hinein- 
zupfuschen. 
Die sumpfigen Wiesen zu überschreiten, erwies 
sich verhältnismäßig leicht. Es genügte im allge- 
meinen, rechts und links von der Straße Gräben 
von 2 m Breite und ½ m Tiefe auszuheben, den 
Aushub in der Mitte als 6 bis 8 m breiten und 
u¼ bis ½ m hohen Damm aufzuschütten und den 
Gräben einen Abfluß zu eröffnen. 
Bericht über den Betrieb der Usambarabahn im vierten 
Dierteljahr des Rechnungsjabres 9o#s (Januar — März 
1904). 
Die schon im vorigen Berichte erwähnte lang- 
same aber stetige Steigerung der Eisenbahneinnahmen 
hat angehalten, so daß das Gesamtjahr das günstigste 
seit der Eröffnung der Usombarabahn ist, eine Folge 
der Steigerung des Personenverkehrs, der Beförde- 
rung einheimischer Erzeugnisse und der Elnfuhr von 
Baumaterialien und Gebrauchsgegenständen für die 
neu entstandenen europdischen Unternehmungen. 
Einnahmen aus den (zu einem Ausnahmetarife 
beförderten) Bauerfordernissen für die Strecke 
Korogwe—Mombo) sind verhältnismäßig gering, 
so daß sie das Bild nur wenig beelnflussen. Jedoch 
soll nicht unerwähnt bleiben, daß der jetzt voll in 
Gang befindliche Neubau mittelbar durch die An- 
wesenhelt der mit dem Bau zusammenhängenden 
Arbeiter und Arbeitsucher sowie durch die Beför- 
derung der Privatbedürfnisse der Baubeamten die 
Einnahmesteigerung vorübergehend günstig beeinflußt. 
Die Beamten der Baufirma erhalten nach dem Ver- 
trage freie Fahrt. 
Schon im vorigen Vierteljahre hatte das Aus- 
fallen der kleinen Regenzeit und die schon seit 
Monaten währende Trockenzeit die Ernte sehr ge- 
schädigt und somit die Beförderung einheimischer 
Produkte küstenwärts sehr verringert. Glücklicher- 
welse begann aber Ende April die große Regenzeit 
in normaler Weise, so daß für die ersten Monate 
des nächsten Rechnungsjahres die besten Aussichten 
bestehen. 
Beförderung von Vieh (insbesondere Rindvieh 
vom Inneren zur Küste) hat in nennenswerter Weise 
trohz des herabgesetzten Tarifs noch nicht statt- 
gefunden. Es liegt dies bekanntlich an den unglück- 
lichen Gesundheitsverhältnissen des Tierbestandes, die 
zur Zeit Viehwirtschaft in größerem Maße in den 
biesigen Bezirken sehr erschweren. Jedoch fanden 
mehrere Male Transporte von eingeführten Reit- 
tieren statt, so daß die betreffende Statistik eine 
Zunahme aufweisen kann. 
Der Transport von Kartoffeln, Gemüse, Mais usw. 
ist im allgemeinen auf der gleichen Höhe geblieben, 
  
da eine Ausfuhr dieser Erzeugnisse über Tanga 
hinaus nach den anderen Küstenplätzen noch nicht 
stattfand, sondern nur die Märkte von Tanga, 
Muhesa und Korogwe damit versorgt werden. 
Außer den regelmäßigen Zügen (3 gemischte, 
1 Güterzug wöchentlich in jeder Richtung) war es 
nunmehr notwendig, wöchentlich noch 2 bis 3 Güter- 
züge zur Beförderung der Materialien für den Neuban 
Korogwe—Mombo einzulegen, so daß auch die Leistungen 
der Betriebsmittel sttegen. Diese Züge werden von 
dem Betriebspersonal bis Korogwe gefahren und 
von hier vom Neubaupersonal auf die Strecke ge- 
bracht, zu welchem Zwecke dem Neubau zunächst 
eine Lokomotive zur Verfügung gestellt worden ist. 
Die Neubaumaterialien kommen in Tanga mit den 
Frachtdampfern der Linie im Zwischenraum von vier 
Wochen an, so daß es bis jetzt noch stets möglich 
war, vom Hafenpier aus die Güter in der Zwischen- 
zeit zur Neubaustrecke zu bringen und somit die 
Pieranlage für den nächsten Dampfer und die in- 
zwischen zur Löschung und Verladung kommenden 
Kaufmannsgüter ohne Störung frei zu halten. 
Die Instandsetzung der Lokomotiven und Wagen 
für den Neubau erforderte eine umfangreichere 
Tätigkelt der Werkstätte; auch die Bahnmeistereien 
waren genügend in diesem Vierteljahre beschäftigt, 
um für die bevorstehende Regenzeit Gleis und 
Unterbau instandzuhalten. Größere bemerkenswerte 
bauliche Arbelten wurden jedoch von der Betriebs- 
verwaltung nicht ausgeführt, abgesehen von einem 
Wellblechschuppen, der für Rechnung des Gouver- 
nements auf dem Pier als Zollniederlageschuppen 
von der Bahn gebaut wurde. 
  
von der Neutbaustrecke der Usambarabahn.) 
In den Monaten Mat und Juni war die große 
Regenzeit dem Baufortschritte sehr hinderlich. Der 
Gesundheitszustand der farbigen Arbelter wurde nicht 
bemerkenswert verschlechtert, wenngleich natürlich der 
anhaltende Regen und die Frühkälte die Arbeits- 
fähigkeit der nach Landessitte wenig bekleideten Leute 
beelnträchtigt. Bei den Europäern traten die während 
und nach der Regenzeit üblichen tropischen Er- 
krankungen auf, so daß andauernd einige Beamte 
lazarett= oder revierkrank waren, und daß auch schon 
ein Todesfall unter dem aus Deutschland gekommenen 
Personal zu beklagen ist. Arbeitermangel herrschte 
nicht, die Arbeiterfrage, die in den ersten Monaten 
der Bauzeit besprochen wurde, kann nunmehr als 
erledigt angesehen werden. Die Regelung des Grund- 
erwerbs hat das Kalserliche Gouvernement selbst in 
die Hand genommen und damit das zuständige Be- 
zirksamt (Wilhelmstal) beauftragt. Zur Zeit sind 
ferner Maßnahmen in Vorbereitung, um in derselben 
Weise wie es bei Korogwe geschah, nun auch in 
Mombo außerhalb des engeren Bahnhofsgeländes 
*) Vgl. Deutsches Kolonialblatt 1904, Nr. 14.
	        
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