Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Freiwillige verschickung von Strafgefangenen in bie 
französischen Rolonien. 
Der französischen Deputiertenkammer ist von dem 
Deputierten Flaudin ein Gesetzesvorschlag unterbreitet 
worden, wonach Verurteilte, die mindestens ein Drittel 
der ihnen zuerkannten Gefängnis= oder Zuchthaus- 
strafe verbüßt haben, auf ihren Antrag mit Zu- 
stimmung des Justiz= und des Kolonialministers in 
eine überseeische französische Besitzung überführt 
werden können mit der Verpflichtung, sich an dem 
Ülberführungsort während eines Zeitraumes aufzu- 
halten, der der doppelten Dauer der ihnen zuer- 
kannten Strafhaft entspricht, mindestens aber acht 
Jahre beträgt. 
Die Vorlage will also die freiwillige Verschickung 
von Strafgefangenen in die Kolonien einführen, in- 
dem sie davon ausgeht, daß die erstrebenswerte 
Besserung der sozialen und wirtschaftlichen Stellung 
der Verurteilten, die im Heimatsstaat gar nicht oder 
nur unter großen Schwierigkeiten errelchbar sei, unter 
den veränderten Verhältnissen des Lebens in einem 
anderen Lande ermöglicht werden soll. Die Uber- 
führung in die Kolonie soll als Begünstigung nur 
solchen Verurteilten gewährt werden, deren Vorleben 
und Führung während der Haft sie, wie die Be- 
gründung der Vorlage sagt, „dignes d’intéret et 
capables de régénération morale“ erscheinen 
lassen. Die Vorschriften, denen die Verurteilten in 
den Kolonien zu unterwersen seien, sollen einer be- 
sonderen Verordnung vorbehalten bleiben, die nament- 
lich auch Fürsorge dafür treffen soll, daß die Ver- 
urteilten in der Kolonie die Möglichkeit ehrlichen 
Arbeitserwerbes finden. Nach dem Beispiel der 
Anordnungen Rußlands für die nach Sibirien De- 
portierten soll der Überführte das Recht haben, seine 
Familie in die Kolonie nachfolgen zu lassen. 
.————... 
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Literatur. 
Der 
Wirtschaftlichen Komitees zu Berlin, enthält in seiner 
Nr. 8 (August) eine übersichtliche Zusammenstellung 
der Ergebnisse der „Deutschkolonialen Baumwoll- 
Unternehmungen 1908“ von Karl Supf, die die 
schon erzlelten Erfolge auf diesem Gebiete klar vor 
Augen führt. 
Ferner berichtet Bezirksamtmann Dr. Gruner 
aus Misahöhe in Togo über seine im Auftrage des 
Kolontal-Wirtschaftlichen Komitees unternommene 
548 
  
„Tropenpflanzer", Organ des Kolonial- 
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Studienreise nach der Goldküste zur Erkundung der 
Kakao= und Kola-Volkskultur. In seinem ersten 
Bericht schildert er die gegenwärtige Lage von Accra, 
gibt die Eindrücke einer im Automobil unternom- 
menen Fahrt nach Aburi wieder und liefert eine Be- 
screibung des botanischen Gartens zu Aburi. 
Dr. S. Soskin beschäftigt sich, angesichts der 
Verwüstungen, die die Ratten in den Kakaopflanzungen 
von Samog anrichten, mit der Frage der Bekämpfung 
derselben und empfiehlt die Entsendung eines Bakte- 
riologen vom Reichs-Gesundheitsamt nach Samoa 
zur Einleitung der Bekämpfung der Ratten mittels 
eines ihnen einzuimpfenden Virus. 
Korpsstabsapotheker L. Bernegau schildert seine 
Reiseeindrücke im Jorubalande (Hinterland von 
Lagos). Er geht auf den Stand der Baumwoll- 
und Kolakultur bei den Eingeborenen usw. ein. 
  
„Die Kolonie Eritrea“ und ihre Besiedlung 
durch die Italiener. Von Alfred Kaiser, Char- 
lottenburg. 
Eine lesenswerte Broschüre über die Besiedlungs- 
fähigkeit von Eritrea durch italienische Kleinbauern. 
Besonders die Ausführungen über Selektion der 
herauszusendenden Elemente, spezlell der weibllchen, 
zur Erzielung eines gesunden Nachwuchses, der sich 
den neuen Verhältnissen, Klima usw. anpaßt, sowie 
die Warnungen vor Schaffung einer Mischrasse, 
können allen Kolonien zur Beherzigung empfohlen 
werden. 
Die Tiere der Erde. Von ü Purf Dr. W. Marshall. 
50 Lieferungen à 60 Pfg. Stuttgart, Deutsche 
Verlags-Anstalt. 
Die soeben erschienenen Hefte 33 bis 38 schließen 
sich den vorangegangenen inhaltlich und im besonderen 
hinsichtlich der vorzüglichen, nach photographischen 
Aufnahmen lebender Tiere hergestellten Bilder 
würdig an. « 
  
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Altwindwa 
Basler Missionsftudien. Verlag der Missionsbuch- 
Heft 222 We Religion der Küstenstämme in Ka- 
merun. Nach Berichten der Missionare Keller, Schuler, 
Spellenberg, Schürle und Dinkelacker Dagestelt von 
Paul Wurm, Dekan a. D. Preis 0,60 
Heft 24: Kulturarbeit der Basler ##len in West= 
afrika. Von P. Steiner. Preis 0 
  
DPerkehrs -Machriichten. 
S. M. S. „Bussard“ ist am 30. Juni in Daressalam eingetroffen.
	        
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