Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Eine besondere Gesandtschaft bat der Sultan 
der Expedition angliedern zu dürfen, welche ihm über 
die Ergebnisse berichten und den Herrn Gouverneur 
seiner Ergebenheit versichern sollte. Dieselbe wurde 
Ende Dezember empfangen, gab die erwähnten zwel 
Zähne ab und kehrte mit Geschenken für Joia im 
Januar 1904 zurück. 
Am 2. November 6 35 vormittags verließ die 
Expedition den Häuptlingsplatz und gelangte nach 
einem Marsche von 70 Minuten an den äußeren 
Graben. Auf gut gehaltenem Wege wurde 10 Uhr 
vormittags das Dorf Kundum erreicht und Unter- 
kunft bezogen. Auf dem Marsche dorthin zeigte das 
Hügelgelände auf beiden Seiten der Straße beträcht- 
liche Einschnitte, die Hänge der östlich liegenden 
Erhebungen sind teilweise bewaldet. 9 Uhr 20 Mi- 
nuten wurde der stark strömende, 16 m breite und 
über 2 m tiefe Mfu überschritten, welcher etwos fluß- 
abwärts sich in zwei Arme teilt und kleine Fälle 
blldet, deren Brausen weithin hörbar ist. Der Mfu 
gehört, wie alle Wasseradern, bis dicht zum Nun, 
welche die Expedition sah, zum Entwässerungsgebiet 
des Liba und hat an dem steinigen Sea oder Singat 
einen Zufluß. Kundum ist ziemlich groß, weitläufig 
angelegt und hat einen geräumigen Häuptlingsplatz. 
Zwischen diesem Dorfe und dem nächsten Marsch- 
ziele Manscha biegt die Hauptstraße nach Westen zu 
ab. Das Wegenetz ist, wie schon Oberleutnant Sand- 
rock berichtet hatte, gut ausgebildet. In dem schatten- 
losen Gelände sind wiederholt an der Straße mit 
Bäumen eingefaßte Rastplätze geschaffen. Das Ge- 
lände trägt den Charakter einer Parklandschaft, in 
deren ermüdende Einförmigkeit die zahlreichen Ge- 
höste mit Farmen und hohen Baumgruppen eine 
willkommene Abwechselung für das Auge bringen. 
Manscha ist auf allen Seiten von Hügeln um- 
geben, was die ohnehin drückende und schwüle 
Temperatur besonders empfinden ließ. Der nächste 
Marsch brachte infolge des hohen und dichten Grases 
und des nicht mehr so sorgfältig gehaltenen Weges 
die ersten Schwierigkeiten für die Routenaufnahme, 
welche, wie später noch häufig, nur durch Rück- 
wärtspeilen passierter Geländegegenstände ermöglicht 
werden konnte. Das Entfernen von der Hauptstraße 
wurde an dem allmählichen Seltenerwerden von Ge- 
höften und Farmen erkannt, sowie an der unvoll- 
kommenen Reinigung der Wege, welche offenbar erst 
vor wenig Tagen in Eile stattgefunden hatte. Dem 
Kamm elnes laonggestreckten Hügels folgte die Expe- 
dition bis zu dem etwa 80 m betragenden Abstieg 
nach den unbedeutenden Wasserläufen des Tamkwo 
und Mano. Auf steinigem Pfade, an dem kleinen 
Dorse Makon vorbel, wurde gegen Mittag Mansen= 
daß erreicht, welchem dicht südlich ein Hügel vor- 
gelagert ist, der eine gute Ubersicht für die Pellungs- 
arbeiten des folgenden Tages gewährte. 
Zwischen zwei Hügelreihen, deren höhere die 
östliche ist, marschierte am 7. November die Expe- 
dition auf allmählich abwärts führendem Wege nach 
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dem 2 bis 3 m tiefen Wasserlauf des Rscha, der 
über seine flachen Ufer getreten war, und langte nach 
6stündigem Marsche in dem kleinen Marap an, 
welches aus 10 Hütten besteht. In Mansendaß war 
zum ersten Male die höchste Spitze des Batscha 
sichtbar geworden, von welchem auch am 10. No- 
vember mehr nicht zu erblicken war. Da die Spitze 
in der Marschrichtung lag, war es von großem 
Interesse, festqustellen, ob sie etwa einem Gebirgszuge 
angehöre, der umgangen werden mußte oder nicht. 
Der Rundblick von einem bei Baka gelegenen hohen 
Hügel brachte auch am nächsten Tage die erwünschte 
Klarheit noch nicht, da die beträchtlichen Erhebungen 
bel Bangato dazwischen lagen. Trotzdem darf der 
erwähnte Hügel, dessen Kamm 180 m über dem am 
Fuße fließenden Tjiela liegt, als ein vorzüglicher 
Pellpunkt bezeichnet werden. Im Südosten erschienen 
zwei hohe Bergmassive, welche nahe des Mbam im 
Wutelond liegen, deren Namen meilne Begleitung 
aber nicht koannte. Im Süden wurde ein Gebirgs- 
zug gepeilt, welcher mit dem auf der neuesten Karte 
eingetragenen bei Ujiombo vielleicht identisch ist. 
Baka macht einen freundlichen Eindruck und ist das 
letzte Dorf an dem Wege zum Nun. Der Abstieg 
nach demselben ist ein allmählicher, die Hügel treten 
auf beiden Ufern des Flusses dicht an denselben 
heran und vermeiden so die stromaufwärts vor- 
handenen Sumpfsstellen des flacheren Ufergeländes. 
Die Bevölkerungsdichtigkeit Bamums auf dem ein- 
geschlagenen Wege nimmt immer mehr ab, je weiter 
die Entfernung von der Stadt wird. Es scheint, 
als ob die Zentralisation auf Kosten der produktiven 
Entwicklung des Grenzgebiets durchgeführt wäre, an 
dessen schwacher Bevölkerung übrigens auch die 
häufigen Grenzstreitigkeiten mit Bangato Schuld 
tragen. - 
Unweit des Nun überschritt die Expedition in 
einem Waldstreifen den reißenden und tiefen Nku, 
durch welchen zum ersten Male die Pferde am Seile 
gezogen werden mußten. 
Die Wasserscheide zwischen Liba und Nun liegt, 
wie schon erwähnt und nach der Stromrichtung des 
letzteren anzunehmen war, auf dem eingeschlagenen 
Wege nahe am Nordufer des Nun. Dicht an diesem 
Flusse wurde ein Lager aufgeschlagen und für mehr- 
tägigen Aufenthalt eingerichtet. Während desselben 
beabsichtigte ich, flußaufwärts Erkundungen vorzu- 
nehmen, mit Bangato in Verbindung zu treten und 
die stark verbrauchte Hängebrücke ausbessern zu 
lassen. Voraussetzung hierzu war, daß genügend 
Verpflegung beschafft werden konnte, für deren Bei- 
bringung ich mich auf das Ergebnis der Jagd an- 
gewiesen sah. Bei Station Fontem nachgesuchter 
Reis war noch nicht eingetroffen, Bangato sollte an- 
geblich zwei Tage entfernt sein, und Baka konnte 
nicht eine Woche lang die ganze Expedition erhalten. 
Diese bestand außer den zwei Europäern aus einem 
Begleltkommando von 25 farbigen Soldaten, aus 
den zahlreichen Trägern, der persönlichen Bedienung
	        
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