bemühte sich, Ungehörigkeiten seiner Leute zu ver-
hindern, welche ihren Haß gegen meine Bamums
nicht verbargen. Ich warnte daher die Eingeborenen,
während der Nacht an das Lager zu kommen und
veranlaßte den Häuptling zu einem entsprechenden
Verbot. Nana bat mich wiederholt um meinen
Besuch am folgenden Morgen, den ich ihm auch
versprach. Mit 10 Soldaten betrat ich den nächsten
Vormittag den großen Beratungsplatz, an welchen
sich die stattlichen Gebäude der Häuptlingswohnung
anschließen. In einem nach der Lagerseite offenen
Viereck waren wohl 2000 Mann aufgestellt, die
entgegen der Sitte des Graslands sämtlich Waffen
trugen. Nana war selbst noch nicht anwesend. Als
er erschien und mir entgegengehen wollte, warfen
sich zahlreiche seiner Leute dazwischen und versuchten,
ihn zurückzuhalten. Der entstehende Lärm, das Ge-
töse der aneinandergeschlagenen Waffen machten eine
Unterhaltung auch dann noch einige Zeit unmöglich,
als der Häuptling sich endlich mir gegenüber nieder-
gelassen hatte. Keine Spur von der ehrerbletigen
Scheu, welche gegenüber Joia von seinen Unter-
gebenen zur Schau getragen wird, war zu be-
merken. Energisch trat Nana erst auf, als zahlreiche
Gewehrträger, welche er wegjagte, in der bisher
offenen Seite der Aufstellung erschienen. Die ge-
wünschte Auskunft über den weiteren Weg könne er
erst den folgenden Morgen geben, erklärte der
Häuptling, er werde dann auch Wegeführer mit-
bringen, vorher aber müsse er mit seinen Großen
beraten. Jetzt könne er nur mitteilen, daß die
Expedition kelnenfalls nach Westen oder Südwesten
marschieren solle, die Wege seien zu schlecht und die
dort wohnenden Stämme würden mich nicht durch-
lassen. Am Nachmittag lud ich ihn zu längerer
Unterredung ein. Bei derselben waren selne Rat-
geber nicht anwesend, und der schon am ersten Tage
gewonnene Eindruck bestätigte sich, daß nämlich Nana
selbst keineswegs feindlich gesinnt oder vernünftigen
Vorstellungen unzugänglich sei, daß aber seine
Autorität kaum hinreiche, den offenen Ausbruch von
Feindseligkeiten seiner Leute zu verhindern; daß es
nicht dazu kam, ist wesentlich der tadellosen Haltung
melner Soldaten zuzuschreiben, welche die auf-
reizenden Reden und Gesten des Bangatos nicht
beachteten. Die Frage des Bahnbaus ließ ich unter
den obwaltenden Umständen unerörtert, zumal sich
ergab, daß ein Interesse an Handelsverkehr mit
Europäern nicht vorhanden ist. Nana erklärte mir,
keinen weiteren Kaufmann im Lande haben zu wollen,
obwohl er solche schon gesehen habe und auch wisse,
daß in Bamum eine Faktorei bestehe. Als erster
Europäer wahrscheinlich ist Ramsay in Begleitung
eines Angestellten der Gesellschaft Nordwestkamerun
1902 in Bangato gewesen; auf die Route dieses
Reisenden war die Exvedition zwischen Nun und
dem Dorfe gestoßen. Wohl bekannt und geachtet ist
Fonjonge von Ball in Bangato. Nana sprach von
ihm als seinem guten Freunde, mit dem er in Handels-
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beziehungen stehe, waß nicht erstaunlich ist, da ja
in Bansoa lange schon Balihändler festgestellt worden
sind. Die Stationen Fontem und Bamenda kannte
der Häuptling und versprach, an letztere einen
Elfenbeinzahn zu senden, den er mir am nächsten
Morgen zeigen wolle. Für den 19. hatte ich trotz
des Abratens den Weitermarsch in westlicher Richtung
angeordnet, um endlich über den Batscha ins Klare
u kommen, von dem ich auch in Bangato nur die
höchste Spitze zu sehen bekommen hatte.
In der Frühe erschien Nana mit zwei Wege-
führern, aber ohne Elsfenbeinzahn. Auch jetzt machte
er den Versuch, mich in südöstlicher Richtung in
Bewegung zu setzen, seine Wegeführer entllefen, als
ich auf dem Marsch nach Westen bestand. Dieser
führte auf gutgehaltenem Wege durch ein reich an-
gebautes, stark bevölkertes Hügelland nach Fongafa.
Auf der kurzen, etwa 8 km betragenden Strecke bis
dahin waren acht Grabenanlagen und Pallisaden=
wände zu passieren, woraus ich, da die Anlagen in
recht gutem Zustand sich befanden, schloß, daß trotz
des gemeinsamen Abhängigkeitsverhältnisses zu Ban-
gato die einzelnen Dorfschaften untereinander nicht
in Frieden lebten. Auf den Hügelkuppen an der
Straße saßen an mehreren Stellen Wachtposten,
welche das Herannahen der Expedition durch ein
langgezogenes Pfeisen meldeten, worauf jedes Mal
zahlreiche Leute herbeieilten, die Straße sperrten
und mich aufforderten, zurückzumarschieren. Die
Trommelsprache scheint nicht bekannt zu sein,
denn weder in Bangato noch weiterhin bis Fonkwe
habe ich die großen Palavertrommeln gesehen oder
die Töne der Kriegstrommel gehört. Pferde sind
unbekannt, während ich nach einer früheren Uber-
setzung durch den Dolmetscher gelegentlich elner Frage
danach geglaubt hatte, in Bangato solche zu finden.
Das Erstaunen und der Schrecken, welchen die
Pferde bei den Eingeborenen hervorriefen, kam der
Expedition jetzt zugute, denn häufig genügte es, in
scharfer Gangart auf die dichten Scharen loszurelten,
um den Weg frei zu bekommen. Nur einmal wurde
auf die Nachspitze geschossen, doch erwiderte der
Führer derselben, Unteroffizier Siebrandt, den Schuß
nicht. Durch sein ruhiges und besonnenes Wesen
hat dieser Unteroffizier während der ganzen Dauer
der Expedition wesentlich dazu beigetragen, daß die-
selbe im allgemeinen friedlich verlaufen ist.
Fongafa liegt ungefähr auf gleicher Höhe wie
Batscham, also über Statlon Bamenda, und ist das
höchstgelegene Dorf, welches die Expedition berührte.
Der Häuptling zeigte erst einige Besorgnis, wurde
aber bald zutraulich und erschien am Abend mit
400 bis 500 Leuten und reichlicher Verpflegung.
Fongafa ist von Bangato unabhängig, hat aber, wie
der Häuptling klagte, unter den Ubergriffen des
mächtigen Nachbars zu leiden. Das Dorf ist von
beträchtlichen Erhebungen umgeben, welche den
Batscha verdeckten. Europäer seien nie bei ihm ge-
wesen, berichtete der Häuptling, er habe auf die