Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

schaft Mubeleye erreicht, ohne daß nennenswerter 
Widerstand von der Bevölkerung geleistet worden 
wäre. Die täglich abgesandten Verbindungs= und 
Aufklärungspatrouillen wurden indessen fast überall 
von den Eingeborenen angegriffen. Die Abteilung 
Bismarckburg nahm ihren Weg über Ikiganda und 
Muramwya, wo sich der Mwezi Kisabo lkurz vorher 
ausgehalten haben sollte. Nördlich Muramwya 
wurde am 7. Mai der Muwoarazi überschritten — 
vom Isagaberg konnte Usumbura I den übergang 
beobachten — und am gleichen Tage mittags Mube- 
keye errelcht. Das Verhalten der Bevölkerung war 
dasselbe wie auf dem Vormarsch der Abteilung 
Usumbura I. Verpflegung mußte überall beigetrieben 
werden. Die linke Flügelabteilung Usumbura II 
nahm ihren Weg über Kihense und Rdago und traf 
erst am 7. Mal nachts im Lager von Mubekeye ein, 
da der Marsch im Urwald größere Zeit, wie ange- 
nommen, erfordert hatte. 
Beim Eintreffen der drei Abteilungen in Mube- 
keye, welche unterwegs stets Fühlung miteinander 
behalten hatten, war die ganze Landschaft von den 
arundi geräumt worden. Do während des Vor- 
marsches die Bevölkerung meist vor den Abtellungen 
zurückwich und die ständigen Verbindungspatrouillen 
ein Entweichen von größeren Trupps zwischen den 
Abteilungen verhinderten, so konnte Kisabo und seine 
Anhänger nur auf einem der belden Flügel ent- 
kommen sein. Usumbura II hatte in ausgiebigster 
Weise den Urwald abgesucht und nichts gefunden, 
was auf eine Flucht Kisabos nach dieser Richtung 
bin schließen ließe. Es blieb daher nur die Mög- 
lichkelt, daß er auf dem unbesetzt gebliebenen rechten 
Flügel entkommen sein könne. Um dieses zu er- 
kunden und um festzustellen, ob Kisabo sich in dem 
von den Abtellungen durchzogenen Gebiet aufhielte, 
wurden am 10. Mai drei größere Patrouillen in 
südlicher Richtung fortgesandt. Diese Patrouillen 
waren: 1. Unteroffizier Gebel mit 30 Gewehren, 
2. Unteroffizier Federowski mit 30 Gewehren und 
3. Schausch Sald Achmed mit 28 Gewehren. Am 
9. Mai war mittlerweile auch Leutnant Pfeiffer mit 
der Abtellung Ishangl in Mubekeye eingetrofsen. 
Diese Abteilung hatte am 4. Mai den Akanyarufluß 
etwa zwei Stunden unterhalb seiner Quelle über- 
schritten und das Gebiet des befreundeten Kitinwa 
erreicht. Hier hatte Kisabo wenige Tage vorher 
Einfälle gemacht, um dle Eingeborenen vor einem 
gemeinsamen Zusammengehen mit den Europäern 
gegen ihn einzuschüchtern. In der Nacht vom 5. 
zum 6. Mai wurde der Grenzfluß zwischen Kitinwas 
und Kisabos Gebiet passiert und in südwestlicher 
Richtung vorgegangen. Auf diesem Vormarsch lei- 
steten die Anhänger Kisabos hartnäckigen Widerstand. 
In Mubekeye verblieben die Abtellungen bis 
zum 20. Mai. Während dieser Zeit traten Kitinwa 
und Matshontsho mit der allmählich zurückkehrenden 
Bevölkerung in Verbindung, und gelang es, diese 
zu überzeugen, daß die Maßnahmen nicht gegen die 
  
  
  
Warundi, sondern lediglich gegen den Mwezi Kisabo 
und seine Anhänger gerichtet seien. Es erschienen 
daher auch insgesamt an 4000 Warundi, um sich 
zu unterwerfen und Verpflegung zu liesern. Unter 
diesen befanden sich nebst wielen angesehenen Watusi 
auch zwei Söhne des Kisabo mit Namen Kabundo 
und Mayabo, welchen ich unverkürzten Besitz ihres 
Eigentums zusicherte und einen Tell der erbeuteten 
Rinder zurückgab. Daß diese Unterwerfung der Be- 
völkerung hier eine wahrhafte war, beweist wohl das 
Erscheinen von vielen Warundiweibern im Lager. 
Mit der Missionsstation Mugera wurde ständige 
Verbindung aufrecht erhalten, um über den Verblelb 
Kisobos jederzeit orientlert zu werden. Die von 
dort eingegangenen Nachrichten bestätigten dann auch 
die aussührlichen Meldungen der am 17. Mai zurück- 
gekehrten Patrouillen. Diese lauteten, daß Kisabo 
auf dem rechten Flügel über Inbuye entkommen sei 
und sich nach der Landschaft Kungara, an der Grenze 
von Ubututsi, begeben habe. Um ein Zurückkehren 
des Kisabo nach Mubekeye und Muramwya nun zu 
verhindern und damit der Expeditlon bei weiterem 
Vormarsch nach Süden den Rücken zu sichern, auch 
um den Kitinwa und Matshontsho für ihre Hilfe 
und regierungsfreundliche Gesinnung zu belohnen, 
gab ich die Landschaft Mubekeye an Kitinwa und 
die Landschaft Muramwya an Matshontsho mit der 
Weisung, daß sie vom Kisabo, auch wenn er sich 
später noch freiwillig stellen sollte, nicht abhängig 
seien, sondern ihre Befehle lediglich von der Muitär= 
station Usumbura erhalten würden. Zu ihrem Schutze 
setzte ich bei jedem der genannten einen ständigen 
Posten von drei Askaris ein. Der Aufenthalt in 
Mubekeye, in einer Höhenlage von 1900 m, verdient 
als ein wenig angenehmer erwähnt zu werden, da 
Tag und Nacht andauernde Regengüsse die Tempe- 
ratur zu einer empfindlich kalten machten, unter 
welcher Europäer, Askaris und Träger sehr zu 
leiden hatten. 
Am 20. Mal marschierte Leutnant Pfeiffer mit 
seiner Abteilung wieder nach Ishangi zurück, da 
Nachricht eingetroffen war, daß ein Askarl des 
Postens Kishenyi von der Bevölkerung der Landschaft 
Bugoie, nördlich des Kiwusees, ermordet worden 
wäre. Dieses Vergehen sowie die Ermordung eines 
deutschen und kongolesischen Askaris südlich von 
Ishangi und eines zweiten kongolesischen Askaris in 
Bugoie machten die Anwesenheit des Postenchefs am 
Kiwusee notwendig. . 
Zur Beruhigung der Landschaft Mubekeye unter- 
nahm die Abteilung Bismarckburg vom 14. bis 
18. Mai einen fünftägigen Rundmarsch. Die Be- 
völkerung der durchzogenen Gegend hielt sich zum 
Teil scheu zurück, nahm jedoch nirgends eine feind- 
selige Haltung an, zum Teil erschien sie mit Ver- 
pflegung im Lager. 
Da während des 14tägigen Aufenthalts der Ab- 
teilungen in Mubekeye nichts dafür sprach, daß Kisabo 
sich freiwillig stellen und unterwersen würde, so
	        
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