Kleinere Schäden, die sich ergaben, ließen sich als-
bald reparieren, haben aber ebenfalls Aufenthalt.
verursacht. Ein dritter Trakteurzug und Herr Ober-
leutnant Troost selbst werden in ein bis zwei Mo-
naten in Swakopmund erwartet.
Der Weg bis Nonidas ist für die Trakteure
denkbar schlecht. Auf diesem Wege ist bekanntlich
der frühere „Dampfochse“ des Oberleutnants Troost
seinerzeit stecen und endgültig stehen geblieben.
Nächstes Fahrzlel ist Karibib. Das Kommando der
Schutztruppe interessiert sich sehr für den Versuch
und hat ihn in jeder Weise unterstützt.
Im Zusammenhange mit diesem Unternehmen
steht das erwartete Eintreffen des Segelschiffs „Alice
Marie". Die „Alice Marie“ steht im Eigentum des
Oberleutnants Troost und des Hauptmanns a. D.
Eberhard; ihr Heimatshafen ist Hamburg. Sie hat
eine Gasgenerator-Hilismaschine, die es ihr ermög-
lichen soll, Windstillen und Gegenwinde zu über-
winden und ohne Kreuzung bis gegen Südamerika
hin Swakopmund anlaufen zu können. Es wird
angenommen, daß das Schiff für die direkte Fahrt
Hamburg—Swakopmund und zurück je fünf bis sechs
Wochen braucht. Es fährt in freier Fahrt, denkt
aber dauernd zwischen Swakopmund und Hamburg
zu laufen, falls es mit ausreichenden Frachten ver-
sehen wird. In erster Linie soll es die betrüchtliche
Benzinladung für das Trakteurunternehmen trans-
portieren. Daneben will es sich aber der Beförderung
von Staopelgütern der Ein= und Ausfuhr (Kohlen,
Holz, Zement, Kupfererze usw.) widmen. Falls es
Kupfererze als Rückfracht bekäme, würde es billige
Frachtraten stellen können.
MWarshall-Inseln.
Probefahrt des neuerbauten Dampfers „Germania“ der
Jaluit-Gesellschaft.
Am 12. September fand in der Kieler Bucht
die Probefahrt des deutschen Dampfers „Germania“
statt, welcher von der Werst Germania in Kiel im
Auftrage der Jaluit-Gesellschaft in Hamburg für
den Post-, Passagier= und Frachtdienst in den deutschen
Schutzgebieten der Südsee erbaut worden ist.
Das Schiff ist 64 m lang, 9,95 m breit, 5,13 m
tief und hat einen mittleren Tiefgang von 4,57 m.
Zur Fortbewegung dient eine dreifache Expansions-
maschine von etwa 1000 indizierten Pferdekräften;
2 öylindrische Kessel mit rückkehrender Flamme haben
eine Gesamtheizfläche von 294 am und arbeiten mit
einem Druck von 12½ Atmosphären. Das Schiff
fährt in voll beladenem Zustande mit einer Ge-
schwindigkelt von reichlich 111¼ Meilen. Die Trag-
fähigkeit beträgt 1000 Tonnen einschließlich Bunker-
kohlen und Ausrüstung.
Im Interesse der Sicherheit ist das Schiff mit
sechs wasserdichten Schotten versehen. Außerdem
594n
sind drei Rettungsboote von 8 m Länge und eine
Gig von 6 m Länge vorhanden.
Auf dem Brückendeck befinden sich zehn geräumige,
luftige Kabinen für je zwei Passagiere 1. Klasse.
Außerdem sind Einrichtungen für zwölf Passagiere
2. Klasse und 50 Deckpassagiere vorgesehen. Vorn
im Brückendeck liegt ein geräumiger, geschmackvoll
ausgestatteter Speiseraum, der mit Bildern der
beiden Endhäfen der vom Schiff zu fahrenden Linie
Hongkong und Sydney und einer Abbildung von
Jaluit geschmückt ist. Auf dem Achterdeck befindet
sich ein Rauchsalon, der in poliertem Teakholz schön
ausgeführt ist.
Besonderer Erwähnung bedarf ein für die Be-
förderung der Post bestimmter heller, luftiger Raum,
der mit allen Utensilien und Einrichtungen eines
kleinen Postbureaus versehen ist.
Wie für die Passagiere, so ist auch für die
Unterkunft des Kapitäns und der Schiffsoffiziere
sowie der Besatzung aufs beste gesorgt.
Bei der ganzen Elurichtung des Schiffes ist auf
dessen Verwendung in tropischen Gewässern peinlichst
Rücksicht genommen. Für elektrische Beleuchtung
und Ventilation, für moderne Hilfsmaschinen auf
Deck und in der Maschine ist Sorge getragen.
Ganz besondere Aufmerksamkeit ist der Anlage der
Badeeinrichtungen geschenkt worden.
Das Schiff entspricht in allen seinen Elnrich-
tungen den höchsten Anforderungen des Germanischen
Lloyds und der Seeberufsgenossenschaft.
Bei der achtstündigen Probefahrt, welche in der
Eckernförder Bucht, von schönem Wetter begünstigt,
vor sich ging, erwiesen sich das Schiff und die Ma-
schinenanlage allen kontraktlichen Anforderungen in
vollem Maße entsprechend.
Der Probefahrt wohnte für die Kolonlalabtellung
des Auswärtigen Amts der Geheime Legationsrat
Hellwig in Vertretung des beurlaubten Direktors
Dr. Stuebel bei, desgleichen ein Vertreter der
Relchspostverwaltung.
Die „Germania“ wird sich bereits in der
zweiten Hälfte des Monats September in das Gebiet
ihrer Verwendung begeben und soll am 9. Dezember
ihre erste fahrplanmäßige Reise von Hongkong aus
antreten. Sie wird über Jap (Westkarolinen),
Salpan (Marianen), Ponape und Kusaie (Ostkaro=
linen) und Jaluit (Marschallinseln) nach Sydney
fahren und auf dieser Linie den Dienst an Stelle
der im vorigen Jahr havarierten „Oceana“ ver-
ehen.
seb Die Einstellung des allen Anforderungen eines
Tropenschiffs in vollem Maße entsprechenden Dampfers
in die von der Jaluit-Gesellschaft betriebene Post-
linie Hongkong—Jaluit—Sydney ist als ein Zeichen
des gesunden Fortschritts der Entwicklung unserer
entferntesten Schutzgebiete, die zwar langsam, aber
stetig vor sich geht, mit Freude zu begrüßen.