Der Schaden, welcher von der erwähnten Hemiptere
verursacht wird, besteht darin, daß einesteils junge
Zweige, andernteils Früchte von ihr angestochen
werden. Mit dem Stich läßt das Insekt wahr-
scheinlich eine stark ätzende Flüssigkeit in das für
seine Ernährung ausgewählte junge Gewebe des
Kakaobaumes, um diese Flüssigkelt dann wleder auf-
zusaugen, nachdem dieselbe die erforderlichen Nähr-
substanzen gelöst hat. Bald nachdem die Hemiptere
elne solche Saugstelle verlassen hat, schrumpft bei
jungen Asten die Rinde im Umkkreise dieser Stelle
zusammen, und man hat eine Vertiefung in der Rinde,
die sich bis zu etwa 0,5 bis 1 cm ausbreitet. Nach
einiger Zeit ist dieser nunmehr abgestorbene Rinden=
teil soweit getrocknet, daß derselbe bei dem Dicker-
werden der jungen Aste zerreißen muß. An dem
dadurch frei werdenden Holze erkennt man, wie das
Sekret des Insektes auch dieses teilweise zum Ab-
sterben gebracht hat und wie die letzten Teilchen
davon noch lange Zeit nach dem erfolgten Anstich
ihr Zerstörungswerk fortsetzen. Nur in sehr seltenen
Fällen erholt sich ein mehrfach von der Hemiptere
angestochener Ast wieder vollständig. “
Noch schlimmer wie die Beschädigung der Aste,
wenn auch nur in bezug auf den jedesmaligen
Ernteausfall, ist die Verletzung, welche die Hemiptere
an den Früchten macht. Ein einziger Stich genügt
für eine junge Frucht von bis zu 8 cm Länge, um
sie zum Absterben zu bringen. Fällt der Stich zu-
fällig auf den Stengel, so ist auch jeder größeren
Frucht mit dem Verrotten desselben die weitere
Nahrungszufuhr abgeschnitten, und sie stirbt ab. Auf
der Oberfläche von älteren und der Reife nahen
Früchten hat der Stich allerdings kaum noch eine
gefährliche Bedeutung.
Auf den älteren Kakaobäumen findet man die
Hemiptere vorzugsweise an den Früchten und erst,
wenn diese alle entfernt sind, pflegt sie auf die jün-
geren Aste des Baumes zu gehen. Die beschädigten
Früchte sind mit 2 bis 4 mm großen, runden, an-
fangs braunen, später schwarzen Flecken mehr oder
weniger bedeckt; die Flecken ähneln denjenigen auf
den Asten nur sehr wenig, weil sie sich mehr nach
der Tiefe ausdehnen. Man hat deshalb in Pflanzer-
kreisen lange geglaubt, daß diese Flecken von einem
Pilz verursacht werden. Manchmal tritt an der
Oberfläche der Flecken Schleim der Fruchtschale aus,
welcher eintrocknet und die Flecken mit einer welßen
kräftigen Schicht überzieht. Auf diese Weise entsteht
dann ein Bild, welches einer Pulzwucherung aller-
dings sehr ähnlich sieht. Beobachtet man diese
schwarzen Flecken an Früchten, die gedrängt stehen
und sich deshalb berühren, so darf man sicher sein,
den Schädling in dem durch zwei Früchte gebildeten
Schlupfwinkel zu finden.
Wo das Insekt seine Eier ablegt, ist bisher un-
bekannt. Die Schwierigkeit, welche der Auffindung
der Brutstätte entgegensteht, ist in der Eigentümlich-
keit der Ordnung der Hemiptera zu suchen, die nur
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sehr wenige Eier zu erzeugen pflegt. Junge Formen
des Insekts von etwa der Größe eines kleinen Steck-
nadelkopfes habe ich in einem Falle in größerer
Anzahl auf einer fast reifen und von Narben ent-
stellten sowie zerklüsteten Kakaofrucht gesehen. Ob-
gleich ich acht genau gleich große junge Individuen
auf derselben Frucht beobachtet habe, muß ich doch
die Frage offen lassen, ob die Fruchtschale selbst auch
die Brutstätte für die offenbar ganz junge Brut
gewesen ist, oder ob dieselben aus benachbarten
Schlupfwinkeln der Stammrinde auf die Frucht ge-
langt ist.
Die jungen, anfangs glatthäutigen und ungeflü-
gelten Insekten nehmen nach schnell sich wiederholenden
Häutungen die Formen des ausgebildeten Individuums
an. Den Abschluß der Entwicklung bildet die Häu-
tung, aus welcher das Insekt mit Flügeln hervor-
geht, welche die 1½ fache Größe der Körperlänge
aufweisen. In dlesem Zustande ist das Insekt be-
fählgt, den Baum zu verlassen, welcher ihm in Er-
mangelung der Flügel gewissermaßen ein Gesängnis
gewesen war. Das Weibchen kann nun auf einem
anderen Baume seine Brut absetzen, und diese ist
dann gezwungen, auf dem betreffenden Baume ihre
Nahrung zu suchen, bis ihr die Flügel gewachsen
sind; eine Zeit, die genügt, um die Ernte dieses
Baumes und einen Teil der jungen Zweige voll-
ständig zu zerstören.
Aus der bisher allerdings noch sehr lückenhaften
Erkenntnis des Entwilcklungsganges erhellt ohne wei-
teres, daß eine erfolgreiche Bekämpfung der soge-
nannten Rindenwanze zu erhoffen wäre, wenn man
derselben in ihrem flügellosen Entwicklungsstadium
durch Bespritzen mit giftigen Substanzen beikäme
und eine entsprechende Behandlung der Kakaobäume
in solchen Zeitabschnitten mehrmals wiederholte, wie
sie durch den beschriebenen Entwicklungsgang gegeben
sind, um die Entstehung geflügelter Individuen zu
verhindern. Leider ist es bisher noch nicht gelungen,
die Zeitdauer des Entwicklungsganges zu ermitteln;
trotzdem schon seit einigen Monaten seitens des
botanischen Gartens Beobachtungen in dieser Frage
angestellt werden. Eine systematische Bekämpfung
auf wissenschaftlicher Grundlage ist deshalb bis heute
noch nicht möglich.
Von den Bekämpfungsmethoden, welche bisher
angewendet worden sind, haben sich zwei ziemlich
gut bewährt. Es sind das erstens das Absuchen der
einzelnen Insekten und zweitens das Bespritzen der
Bäume mit einer Mischung aus Seifenwasser und
Quassiaabkochung. Das Absuchen hat auf den Pflan-
zungen gute Dienste geleistet. Es ist aber sehr
mühsam, muß lange durchgeführt werden, und
schließlich gibt es doch zu der Befürchtung Anlaß,
Ddaß auch bei der besten Aufsicht die ganz jungen
Entwicklungsformen des Insekts von den Arbeitern
übersehen werden. Recht schwierig gestaltet sich das
Absuchen besonders dann, wenn die Schädlinge ältere
Kakaobäume befallen haben, die dadurch, daß sie zu