Im Mittelpunkt aller Betrachtungen über die
wirtschaftliche Entwicklung Sũdafrikas stand seit dem
Ende des Krieges die Goldproduktion. Bereits vor
dem Ausbruch des Krieges, zu einer Zeit, wo un-
gefähr 6000 arbeitende Stempel einem eingeborenen
Arbeiterheer von rund 100 000 Mann Arbeit ge-
geben hatten, hatten die Goldminen die Zahl der
verfügbaren Arbeitskräfte als für ihren Betriebs-
umfang ungenügend bezeichnet. Der größte Teil
dieser Arbeiter, wohl ½ bis ¾ wurden dem
Arbeitsmarkt aus den südlichen Teilen Portuglesisch-
Ostafrikas zugeführt, der Rest wurde aus dem Trans-
vaal, Natal, der Kapkolonie, Zululand, Basutoland
und Betschuanaland rekrutiert. Als man nun gegen
Ende des Krieges, der eine Zeitlang auch die Minen
zum völligen Stillstand gebracht hatte, wieder an
die Eröffnung des Betriebes ging, waren für den
Zufluß an Arbeitskräften die denkbar ungünstigsten
Verhällnisse eingetreten.
Infolge der Verhandlungen der Transvaal-
regierung mit der portugiesischen Kolonie und durch
die Bemühungen der inzwischen von den Minen
neugegründeten Zentralstelle für Arbeiterrekrutierung
(The Witwatersrand Native Labour Association) ist
es indessen gelungen, allmählich die Zahl der ein-
geborenen Arbeiter wieder zu steigern. Bei dem
Jahreswechsel 1902/03 hatten infolgedessen rund
3000 Stempel mit einer eingeborenen Arbeiterschaft
von etwa 50 000 die Arbeit wieder ausgenommen
und am 31. Dezember 1908 waren nach neueren
Feststellungen der Minenkammer etwa 64 000 Arbeiter
bel 4860 Pochstempeln wieder tätig. Dieser Betriebs-
umfang ist indessen von den Minengruppen als
durchaus unbefriedigend und die Andauer dieses
Zustandes als verderblich für die Entwicklung der
Minenindustrie bezeichnet worden. Der Bedarf an
Eingeborenen für die gegenwärtig errichteten
7145 Pochstempel, von denen, wie erwähnt, nur
4360 im Betriebe sind, während der Rest wegen
Arbeitermangels zum Siillstand verurteilt ist, wird
mit 142 000 angegeben; dazu tritt noch ein Arbelter-
bedarf von 30 000 für die zur Zeit in den Vor-
bereiltungsstadien der Ausbeutung begriffenen hinzu
(developing mines), so daß gegenüber dem wirk-
lichen Bestand an elngeborenen Arbeitern von 64 000
lediglich zur Durchführung des Betriebes auf der
Grundlage der gegenwärtig erreichten Entwicklung
der Minen ein Mehrbedarf von 108 000 berechnet
wird. Diese Zahlen steigen natürlich um mehrere
Hunderttausende, wenn man bel den Schätzungen die
Aufschließung neuer Minen und Errichtung neuer
Pochstempel in die Berechnung mit einzieht. Elne
weitere Steigerung der Nachfrage ergibt sich aus
dem Bedarf für Landwirtschaft und Industrie sowie
Eisenbahnbau und -Betrieb, die nach Schätzungen
rund 150 000 bis 200 000 Eingeborene absorbieren
würden. Angesichts dieser Berechnungen, die der
Mehrheitsbericht einer im Jahre 1903 zur Prüfung
dieser Fragen eingesetzten Regierungskommission in
670
ihren Grundzügen bestätigt hat, ist von den mittelbar
oder unmittelbar an der schleunigen Welterentwicklung
der Minen interessierten Kreisen die Unmöglichkeit
betont worden, diesen Bedarf aus der Eingeborenen-
bevölkerung Südafrikas zu beschaffen. Den nach-
drücklichen und andauernden Vorstellungen der Minen-
gruppen ist es unter diesen Umständen gelungen,
den beteiligten Regierungen ihre endgültige Zu-
stimmung zur Durchführung des angeblich einzig
wirksamen Mittels gegen die Arbeiternot, der Ein-
führung chinesischer Kulis für die Minenarbeit, ab-
zugewinnen.
Seit kurzer Zeit arbeiten nunmehr neben den
Schwarzen auch Chinesen in den Minen. Der
Wettbewerb, der dem afrikanischen Eingeborenen von
seiten der gelben Arbelter nun droht, scheint gleich-
wohl den Schwarzen wenig zur Arbeit angefeuert
zu haben. Im ganzen arbeiteten Ende Mai in den
Goldminen Transvaals neben 13 127 Welßen nur
etwa 70 000 Schwarze, also nicht viel mehr wie
Ende des Jahres 1903, wo in dem Gesetzgebenden
Rat des Transvaal die Entscheidung zugunsten der
Chlnesen fiel. In der Zwischenzeit war die Anzahl
der eingeborenen Arbeiter niemals höher als bis
auf 73 618 gestiegen.
Die Ziffern der Regierungsstatistik stellen die
Aufwärtsbewegung der Goldproduktion, die mit
Mai 1901 wieder begonnen hat, folgendermaßen
dar. Es wurden gewonnen: Juli 1901 bis Ende
Juni 1902: 891999 Unzen im Werte von 3788 9682,.
von da bis Ende Juli 1903: 2 372 075 Unzen im
Werte von 10 075 926 LS, von da bis Ende Mai
d. Is. 3 168 580 Unzen im Werte von 13 461 229 SP.
Die Ausbeute für Juni d. J. wird von der Minen-
kammer, deren Angaben gewöhnlich von den Re-
gierungsziffern um ein Geringes abweichen, mit
308 219 Unzen im Werte von 1 309 231 K an-
gegeben. Nach Kalenderjahren zusammengefaßt betrug
die Goldausbeute:
Unzen e
1901. . 238 994 1 014 687
1902. 1 704 417 7 458 998
19089. . 2 955 749 12589 248.
Die höchste Ziffer der Ausbeute vor dem Kriege
hatte das Jahr 1898 mit einem Werte von
16 240 630 2 aufgewiesen. Diese Ziffer dürste,
sofern die Monatserträge nicht noch über die in
diesem Jahre erzielte Durchschnittsausbeute hinaus-
gehen, auch für 1904 noch nicht erreicht werden.
(Nach einem Bericht des Kais. Generalkonsulats in Kapstadt.)
Maßnahmen zur Unterstützung der Ansiedler in Popto
Alexandre und Tigerbai, Bezirt Mossamedes.
Um den portugiesischen Ansiedlern in Porto
Alexandre und Tigerbai Erleichterungen zur Errich-
tung von Wohnhäusern und Arbeitsschuppen zu ge-
währen und insbesondere das Zubereiten und Trocknen