Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

gewissen Fällen großer Festlichkeiten gewählt wird. 
Der Taupou liegt also der Pflicht ob, den Talolo 
der Frauen zu leiten, so wie die beiden Häuptlinge 
dem der Männer voranstanden. Wie jene zeichnet 
auch sie sich durch eine eigenartige Kleldung von 
den übrigen aus und trägt wie jene die „Tuiga“. 
Sie trägt ein Kleid von jenem aus Pflanzenfasern 
hergestellten samoanischen Stoffe, der bei den Ein- 
geborenen in sehr hohen Ehren steht; darüber den 
Bauschrock aus trockenen, verschledenartig gefärbten 
Grasblättern, wie ihn die Führer des Männer- 
Talolo trugen. Hals, Arm und Waden schmücken 
eingereihte Perlen und Muischeln, Hahnen= oder 
Taubenfedern das Haar, 
strichen mit Ruß oder sogar mit Blut. So schreitet 
sie auf uns zu, indem sie tanzend ihr Schlachtmesser 
schwingt. Die Frauen folgen ihr in einer gewissen 
Entsernung, vollführen dieselben Bewegungen und 
begleiten ihre Tänze mit einem melancholischen Ge- 
sang. Wie der Zug vor dem Zelte Msgr. Broyers 
angelangt ist, treten zwei alte Frauen an die Seite 
der Taupou und lassen sich von ihr in die Mitte 
des freien Platzes begleiten, wo auch sie, wie vorhin 
die Häuptlinge, in Tanz und Pantomimen ihr 
Bestes tun, was den Reihen der Zuschauer, dieser 
großen Kinder, begeisterte Beifallrufe und ein end- 
loses Gelächter entlockt. Nach all diesen komischen 
Tänzen und Gebärden, denen wir übrigens keinen 
anderen Wert beilegen als den der guten Absicht 
derer, die sie ausführten, löst auch dieser Zug sich 
mit markdurchdringendem Geschrei plötzlich auf. 
Das ist die felerliche Zeremonie, die große und 
seltene Ehrenbezeugung, die auf Samoa „Talolo“ 
genannt wird. Sie hat, wenigstens gegenwärtig, 
keinen ausschließlich religiösen Charakter und wird 
sowohl zu Ehren der weltlichen als der kirchlichen 
Behörden veranstaltet; nur der begleitende Ge- 
sang trägt hier und da ein gewisses religiöses 
Gepräge. 
Aus fremden Rolonien und 
Produktionsgebieten. 
Britisch= Ostafri#g. 
In Britisch-Ostafrika wird jetzt in der Nähe von 
Nairobi von der Regierung eine Versuchsfarm an- 
gelegt. Für diese wurde aus England folgendes 
Zuchtvieh usw. abgesandt: 
Rindvieh: Herefordrasse für Beeffabrikation, 
Guernseyrasse für Milchwirtschaft und ein hornloser 
wztule für Kreuzungen mit eingeborenem Rind- 
eh. 
Schafe: 1. Fleischschafe: Welsh Mountain Down 
Schafe für Kreuzung mit eingeborenen Schafen. 
2. Wollschafe: Lincolnshire und südafrikanische Merino. 
Geflügel: Hühner, Enten und Göänse verschie- 
dener englischer Rassen. 
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und das Gesicht ist be- 
wei Deckhengste, ein Araber und ein Conne- 
nnce zum Decken von Zebrastuten. Eine Zebra- 
heerde von etwa 90 Stück ist bereits eingefangen 
und in einer besonderen, von Mr. Stordy geleiteten 
arm untergebracht. 
vP Die Versuchsfarm wird von Mr. Hopton als 
Direktor und Mr. Teriton als technischem Direktor 
geleitet, denen drei junge schottische Farmer zur 
Seite stehen. Gleichzeitig werden auch Anpflanz= 
versuche mit Weizen, Roggen, Gerste, Baumwolle 
ü acht. 
und Gemüsen gem acht. Africa and Uganda Meil.) 
von der Ugandababn. 
Dem im September 1908 erschienenen Blaubuch 
über die Ugandabahn, Africa Nr. 12, entnehmen 
wir folgendes: 
Die Erdarbeiten sind bis auf einen Tunnel bei 
Meile 526 und zwei andere kurze Strecken beendet. 
Im ganzen sind während des Baues der Eisenbahn 
bewegt worden: 914 605 Kubikyards Gesteine, 
9180 505 Kubikyards Erde. Brücken und Durch- 
lässe sind bis Muhoroni, Meile 548, beendet. 
Unter den Brücken sind: 
a) die Makupabrücke von der Insel Mombassa nach 
dem Festlande, 21 Spannungen von je 60 Fuß, 
b) 35 Stahlgerüstviadukte auf dem Kikuyu= und 
Mau-Rand, · 
104 Träger= (Balken-) Brücken von 12 bis 
100 Fuß Spannweite, 
1280 kleinere Brücken und Durchlässe. 
Die Schienen liegen überall auf der dauernden 
Linie mit den unter Erdarbeiten vermerkten Aus- 
nahmen. Hauptlinie und Weichen haben eine Ge- 
samtlänge von 624 Meilen, außerdem bedingten die 
Abwelchungen der vorläufigen Linie, daß etwa 
100 Meilen gelegt und später wieder entfernt wurden. 
Die Zahl der Stationen beträgt 43. Auf fünf der- 
selben sind Unterkunftshäuser für Passagiere errichtet. 
22 kleine indische Lokomotiven und 125 Güterwagen 
sind im Jahre 1902/8 außer Betrieb gesetzt worden. 
In Port Florence, dem Endpunkt der Bahn am 
Viktoriasee, wird ein Kai errichtet, der für die 
Seendampfer, welche 600 Tons enthalten und von 
denen einer vollendet ist, ausreichen wird. Die Zahl 
der indischen Arbeiter ist von 19 700, dem höchsten 
Stande des Jahres 1900, auf 6700 vermindert 
worden. Die Zahl der einheimischen Arbeiter beträgt 
1800. Während des Baues der Bahn sind Mate- 
rialien in einem Gesamtwert, einschl. Fracht usw., 
von 2 639 000 2 hauptsächlich von England einge- 
führt worden. Der Verbrauch an Kohle in der 
Berichtszelt betrug nur 7904 Tons gegen 34 469 
Tons Brennholz. Das bisher erhobene Kapital 
beträgt 5 244 000 K. von denen bis zum 31. März 
1903 5238 019 à& ausgegeben waren. Der Betrieb 
des Seendampfers kostete 524 e. Die Flottille auf 
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