Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

und nach Eintreffen des Oberleutnants Heinicke mit 
einer Abteilung der 4. Kompagnie diesem die Fort- 
führung der Aufgabe übertragen werden konnte, 
wurden am 12. Juni Oberleutnant v. Knobloch und 
Leutnant v. Putlitz mit 35 Mann nach Bamenda 
in Marsch gesetzt, der verbleibende Rest der Mann- 
schaften der 2. Kompagnie wurde mit den Leuten 
des Oberleutnants Heinicke und einem Teil der am 
27. April als Ersatztransport von Duala unter 
Leutnant Heigelin abgesandten 40 Mann zur 
4. Kompagnie vereinigt. 
Die 6. Kompagnie war am 9. März von Duala 
abmarschiert, erreichte am 19. März Ajong und be- 
setzte Nkimedschu, von wo aus sie ihre Aufgabe, das 
ihr zugeteilte Gebiet südlich des Croß zu beruhigen, 
ausführte. 
Nach Bewältigung dieser Aufgabe, bei der sie 
starke Verluste erlitt, ging sie über den Croßfluß 
und drang allmählich, fast täglich kämpfend, nach 
Bascho vor. Sie hatte besonders bei Badje, Mpoat, 
Danare, Bodam, Ekamaja, am Wakonefluß und bei 
Dalpe schwere Gefechte zu bestehen. Sie besetzte 
Bascho und unterwarf von hier aus das aufstän- 
dische Geblet weiter. 
Durch stärkere Patrouillen ist das Geblet nun- 
mehr soweit beruhigt, daß der größere Teil der 
Häuptlinge seine Unterwerfung angezeigt hat. 
Die 6. Kompagnie hat den Befehl erhalten, Bascho 
und Ossidinge zu besetzen und in der Beruhigung 
des aufständischen Gebietes zwischen englischer Grenze, 
Mun-Aja und Croß fortzufahren. 
Oberleutnant Heinicke hatte mit einer Abteilung 
der 4. Kompagnie Joko besetzt. Nach Aufgabe dieser 
Station erhielt er den Befehl, sich nach Ditam in 
Marsch zu setzen, um dort eventuell eine Station 
zu gründen und zu besetzen. 
Infolge der Ereignisse im Ossidingebezirk wurde 
dieser Befehl abgeändert und ihm als Marschziel 
die Station Bamenda gegeben. Von dort wurde er 
nach Tinto in Marsch gesetzt und vereinigte sich an 
diesem Ort mit dem Ersatztransport unter Leutnant 
Heigelin, welcher am 27. April in Stärke von 
1 Offizier, 1 Unteroffizier, 40 Mann von Duala 
aus in Marsch gesetzt worden war, und formierte 
eine neue Kompagnie, die die Bezeichnung „4. Kom- 
pagnie“ erhielt. 
Am 21. Mai trat die Kompagnie von Tinto aus 
durch das bisher friedliche Tokoland den Marsch in 
das aufständische Bakogebiet an. Sie fand bei Ejang 
heftigen Widerstand, stellte aber trotzdem die Ver- 
bindung mit der 2. Kompagnie (v. Knobloch) her. 
Eine auf Bakumba vorgeschickte Patrouille erhielt bei 
Nijang starkes Feuer und erlitt nennenswerte Verluste. 
Am 25. Mai bezog die Kompagnie Kriegslager 
in Mbakum und hatte beim Lager selbst sowie bei 
Ejang schwere verlustreiche Gefechte. Am 7. Junt 
vereinigte sie sich mit dem Rest der nach Bamenda 
abmarschierenden 2. Kompagnie und erhielt den Auf- 
trag, das Geblet zwischen den Flüssen Mo und Mun- 
700 
  
Aja zu unterwerfen, dabei Mamfe, das ihr unterstellt 
wurde, besetzt zu halten. Am 3. Juli nahm und 
besetzte die Kompagnie nach mehreren verlustreichen 
Gefechten Bakumba (Bitéku). Vier Tage später 
stellte sich der Häuptling von diesem Ort und zeigte 
seine Unterwerfung an. 
Nachdem der Hauptanstifter zum Aufstand, der 
Häuptling von Mbakum, eingefangen und aufgehangen 
ist, und infolgedessen der größte Teil der Häuptlinge 
der rebellischen Stämme sich unterworfen hat, ist 
der Aufstand als niedergeschlagen zu betrachten. 
Bis zur endgültigen Beruhigung des Gebietes und 
zur Beitreibung der zu zahlenden Unterwerfungs- 
bedingungen wird allerdings noch einige Zeit ver- 
gehen, zu diesem Zwecke müssen vorläufig noch zwei 
Kompagnien im Aufstandsgebiet bleiben, von denen 
später eine zurückgezogen werden kann. 
Die Aufgabe, die die Truppe bei dieser Unter- 
nehmung zu lösen hatte, war elne außerordentlich 
schwlerige. Ein ungeheures, von dichtem Urwald 
bestandenes, von zahlreichen tiefen und breiten Flüssen 
durchflossenes Gebiet mit einer starken, zahlreichen, 
intelligenten, gut bewaffneten Bevölkerung war zu 
unterwerfen. Dazu kamen noch die enormen Ver- 
pflegungsschwierigkeiten. Bei der großen Menschen- 
menge, etwa 1000 Menschen, die in Bewegung ge- 
setzt werden mußte, konnte dies nur dadurch geschehen, 
daß die Truppe in Landesteile marschierte, wo Ver- 
pflegung zu finden war, und auf einen großen Raum 
vertellt wurde, was wieder die Verbindung erschwerte. 
Die Eingeborenen hatten gelernt, wie sie sich den 
von Europäern geführten Truppen gegenüber am 
besten zu verhalten und zu verteidigen hatten. Der 
alte Erfahrungsgrundsatz, daß nämlich die Eingebo- 
renenaufstände an Widerstandskraft zunehmen, hat 
sich auch hier gezeigt. 
Daß die Truppe trotz dieser enormen Schwierig- 
keiten und ihrer verhältnismäßig geringen Stärke 
ihrer Aufgabe gerecht werden konnte, ist nur der 
vorzüglichen Haltung der Offiziere, Unteroffiziere und 
farbigen Soldaten zuzuschrelben. Allerdings haben 
dlese Kämpfe schwere Verluste gefordert. Außer den 
Verlusten bel der Ermordung des Grafen Pückler 
sind folgende Verluste zu verzeichnen: 
Europäer: 
Den Anstrengungen der Expedition erlegen: Sa- 
nitätssergeant Haase (26. Juli an Schwarz- 
wasserfieber). 
Schwer verwundet: Unteroffizier Mellenthin. 
Leicht verwundet: Oberleutnant Schlosser und 
Sanitätsunteroffizier Hansen. 
Farbige: 
Tot: 42 Soldaten, 17 Träger usw. 
. Verwundet: 76 Soldaten, 64 Träger usw. 
Von den Verlusten auf feindlicher Seite konnten 
konstatiert werden: 208 Tote (gezählt) und etwa 
200 Gefangene. Da der Gegner erfahrungsgemäß 
  
  
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