Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Im entsprechenden Vlerteljahre des Vorjahres 
(April/Juni 1908) waren nur 19 400 Rupien ein- 
gekommen. 
Wie aus der Tafel Nr. I ersichtlich ist, be- 
tragen die hierbei von der Baufirma Lenz u. Co. 
für die Beförderung von Oberbau, Bauerforder- 
nissen und Reis auf der Betriebsstrecke gezahlten 
Beiträge nur einen geringen Teil der Frachtein- 
nahmen, nämlich rund 8170 Rupien, so daß auch bei 
Nichtberücksichtigung dieser Summe die aus dem 
sonstigen Verkehr geflossenen Einnahmen die er- 
freuliche Entwicklung der Bahn und damit der 
Usambarabezirke kennzeichnen. Aus den statistischen 
Anlagen ergibt sich die Verteilung auf Privat= und 
Regierungsverkehr sowie die Gruppierung und 
Fahrrichtung im einzelnen. 
Es möge an dieser Stelle noch eine kurze 
UÜbersicht über die Entwicklung des Verkehrs an den 
verschledenen Punkten der Bahn eingeschaltet werden. 
Während in den ersten Jahren Muhesa und 
Korogwe die Stätten waren, nach und von welchen 
der Tangaverkehr erging, haben jetzt auch die 
Zwischenstationen und Haltestellen einen großen 
Teil des Verkehrs auf sich gelenkt oder neu ent- 
stehen lassen. 
Als besonders wichtig kann erwähnt werden, 
daß nunmehr die S. E. G. (Sigi-Export-Gesellschaft), 
welche zur Ausnutzung der Wälder Ost-Usambaras 
sich gründete, tatsächlich ihre Arbelt begonnen hat. 
Am Fuße des Amani= und Mkulumusi-Berges wird 
das Sägewerk aufgestellt, an verschiedenen Punkten 
der Trasse, die vom Sägewerk nach km 44 der 
Usambara-Bahn in einer Länge von 20 km führt, 
sind die Erd= und Brückenarbeiten begonnen. Die 
Gesellschaft beabsichtigt bekanntlich, hier eine 73 cm- 
spurige Bahn anzulegen, welche wahrscheinlich auch dem 
öffentlichen Verkehr dienen wird und somit den 
Weg von Tanga nach dem Herzen Ost-Usambaras 
um einige Stunden ablürzen kann. Das Sägewerk 
dürste gegen Ende des Jahres betriebsfähig sein 
und rechnet mit einem nicht unbedeutenden Absatz, 
so daß selne Erzeugnisse und die Zufuhrbahn dauernd 
Frachten zuführen werden. 
Von den einzelnen Stationen ist folgendes er- 
wähnenswert: 
Von Korogwe kommen die Erzeugnisse West- 
Usambaras und andere Güter, welche von noch 
weiter liegenden Gegenden (Pare, Useguha) durch 
Träger angebracht werden; Kaffee, Kartoffeln, Ge- 
müse und Schnsttholz stammen von ben europäischen 
Plantagen und Farmen, während die Eingeborenen 
und indischen Händler Rindshäute, Ziegenfelle, 
Geweihe, Gehörne, Samli, Kautschuk, Wachs, Baum- 
wolle usw. ausgeben. Während Häute und Felle 
gebündelt angebracht und befördert werden, ist Kaffee 
in Säcken, Gemüse und Kartoffeln in Säcken, 
Binsenkörben oder Lattenkisten verpackt. Leere 
Sodaflaschen, die zur Füllung nach Tanga gehen, 
Zelt= und andere Reiselasten, auch zuweilen Wild- 
  
felle, Butter und Fleischerwaren von deutschen 
Farmen oder Missionsstationen sind ferner aufzu- 
zählen. 
Auch Ziegen und Rinder wurden befördert, 
meistens nur nach Minussi, um durch Benutzung 
dieser Strecke das gefährliche Luengeratal zu ver- 
meiden. 
Der Personenverkehr von Korogwe ist über- 
wiegend nach Tanga, Muhesa und Mmjussi ge- 
richtet; nach letzterem Punkte deshalb, weil hier 
sowohl der nächste Aufstieg nach Ost-Usambara (Amant) 
wie auch ein bellebter Weg nach Pangani abzweigt, 
und weil das Luengera-Tal zwischen Korogwe und 
Mujussi während des größten Telles des Jahres 
nur schlecht passierbar ist. 
In Mnijussi befindet sich ebenso eln lebhafter 
Lokal-, Personen= und Gepäckoerkehr nach Korogwe; 
auch Schnittholz geht in geringer Menge nach dort, 
da bei Korogwe selbst wenig brauchbares Holz 
vorhanden ist. Nach Tauga gehen die Erzeugnisse 
des nahegelegenen Sägewerks, zum Teil zur weiteren 
Ausfuhr nach Daressalam; dann Mais von den in 
der Nähe befindlichen Eingeborenenschamben und 
Baumwolle, sowie die Produkte einiger Plantagen, 
jedoch werden diese wohl in nächster Zeit ihren 
Wegeanschluß nach Kiuhuwi und km 44 nehmen. 
In Kiuhuwl wird eine größere Agavenpflanzung 
der Prinz Albrecht-Plantagen angelegt, zur Zeit 
werden von Tanga aus Stecklinge dahin befördert. 
Die zu derselben Verwaltung gehörige Kaffeeplantage 
wird wohl bald den Abstleg zur Versendung ihres 
Kaffees statt nach Mujussi hierher nehmen. So 
wird Kiuhuwi in Zukunft ein größerer Versand- 
platz werden. 
Bombuera bildet den Mittelpunkt eines frucht- 
baren Telles des Bondes, in welchem Eingeborenen- 
kulturen blühen; je nach dem Ausfalle der Ernten 
wird von hier nach beiden Richtungen Mais, Mtama, 
Zuckerrohr usw. verfrachtet. 
Wie schon berichtet, wird bei km 44 zwischen 
Bombuera und Muhesa die Bahn der S. E. G. 
einmünden. Da diese Gesellschaft außer dem Trans- 
port ihres Holzes auch die Plantagenprodukte und 
den sonstigen Güterverkehr von einem Telle Ost- 
Usambaras zu befördern gedenkt, so wird sich hier 
eine Umladestation entwickeln. Bei Muheso selbst 
konnte der Anschluß nicht ausgeführt werden, weil 
hier das Gelände zu ungünstig ist. Auch ist wohl 
anzunehmen, daß längs dieser Strecke, ebenso wie 
an der Hauptbahn, in einigen Jahren Agaven und 
Baumwolle gepflanzt werden. 
Muhesa hat als Stapelplatz für die Usambara- 
Plantagen infolge der erwähnten Ablenkung nach den 
Haltestellen jetzt nur noch eine geringere Bedeutung. 
Seine Wichtigkeit behält jedoch der Eingeborenen- 
verkehr und die Beförderung der verschiedensten 
Landesprodukte, da von hier aus das Bondet nach 
mehreren Richtungen aufgeschlossen wird. Außer 
den Erzeugnissen des Feldes, hauptsächlich Mois,
	        
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