Verhalten seiner Leute und bezeichnete als Schuldige
an allen Vorkommnissen die Bule, die seine un-
erfahrenen Leute schlecht beraten. Die Ermordung
des Wey-Jungen führte er gleichfalls auf die Bule
zurück, die aus Konkurrenzneid gegen alles, was
Handel trelbt, von Haß erfüllt sind. Er bitte um
milde Bestrafung. Diese Bitte wurde lebhaft von
den übrigen Häuptlingen unterstützt, indem sie selbst
für das ferner gute Verhalten Milas bürgten. Ich
sicherte ihm deshalb die Freiheit zu und bestrafte
ihn zur Zahlung von 100 kg Elfenbein, 20 Ziegen
und zur Gestellung von 50 Strafträgern. Mit großer
Genugtuung konnte festgestellt werden, daß Ubergriffe
von Angestellten usw. der Gesellschaft nirgend vor-
gekommen sind. Nach Abschluß der Friedensver-
handlungen stellten sämtliche Chefs als Zeichen
ihrer Ergebenhelt eine große Anzahl Träger für die
Gesellschaft zur Verfügung. So war es denn
glücklich gelungen, die Angelegenheit auf den einen
Platz zu beschränken und aus dem Wege zu räumen,
ohne daß weitere Ortschaften durch ihre Unbesonnen=
heit in Mitleidenschaft gerieten. Hier erschien auch
der große Chef Bidium und bat um die Erlaubnis,
mich nach seinem Platze begleiten zu dürfen. Auf
dem Weitermarsch dorthin zeigte sich die heilsame
Wirkung des energischen Eingriffs. Überall war
man von einer Zuvorkommenheit, die üÜberraschte
und die man bei dem Phlegma der Leute für ge-
wöhnlich nicht erwartet. Wieder kann ich hier von
angetroffenen enormen Gummimengen berichten,
deren Ausbentung einen großen Gewinn in Aussicht
stellt. Erfreulicherweise fand ich, daß die Angaben
über Raubbau sehr übertrieben waren. Nur ganz
vereinzelt kam ich in die Lage, Ortschaften dieser-
halb mit Zahlung von Biegen zu bestrafen. Ich
möchte mit Bestimmtheit annehmen, daß die überall
erfolgte praktische Belehrung nunmehr ratlonelle
Pflege und Ausbeutung für alle Zeiten sichert.
Bezüglich der Bule habe ich üÜberall festgestellt,
daß sie durch ihre Medizinen allerlet Schwindel
treiben und großes Unheil stiften. Ihre geistige
lbberlegenheit gegenüber dem Buschvolk nutzen sie
durch fabelhafte Gaunertricks beim Handel aus und
schädigen das lautere Geschäft sehr. Die beab-
sichtigte Einführung einer Kontrolle der Zwischen-
händler durch Erlaubnisscheine wird hier eine heil-
same Wirkung üben, wenn auch die Durchführung
große Schwierigkeiten haben wird.
Leider reichte meine Zeit nicht hin, um von
Bidjum aus das Djem-Land am oberen Dscha auf-
zusuchen, wo von großem Relchtum an Elfenbein
und Gummi berichtet wird. Es wäre sehr zu
wünschen, daß diese Gegend von einer Expedition
besucht wird, die dem Handel hier die Wege ebnet.
In Bidjum erhielt ich die Nachricht, daß Alaman
und Adselaonsimu, wo der andere Arbeiter der Ge-
sellschaft ermordet worden war und wo das zügel-
lose Treiben der Eingeborenen den Handel fast zur
Unmöglichkeit machte, zum Kriege rüsteten. Der
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diesen Orten benachbarte Häuptling Assobam ließ
mich seiner Freundschaft versichern und meldete, daß
sein Einfluß bei den Nachbarn nichts vermöge.
Auch von andern Ortschaften kamen Gesandtschaften
mit der Bitte um Unterstützung gegen die UÜbergriffe
der Adselansimu-Leute. Ich mußte mich daher zur
Bestrafung der Ortschaften rüsten, nachdem die Vor-
ladung der Chefs zur Verhandlung keinen Erfolg
hatte. Die Karawanenstraße mußte auf alle Fälle
gesichert werden.
Da der Marsch durch die tote Zone die Truppe
sehr mitnimmt, entschloß ich mich, zunächst nach
Tsilegan zu marschieren, um von dort aus, hin-
reichend verpflegt und ausgeruht die Verhältnisse in
Alaman zu prüfen. In Tsilegan erschienen die
großen Häuptlinge Tinidi, Besam und Olea mit
Geschenken und trugen Klagen gegen Alaman und
Adselansimu vor, die fortwährend überall Kriege
führten und durch ihre Räubereien die Leute ab-
hielten, im Busch den Gumml auszubeuten.
Am 30. August marschierte ich von Tsilegan
gegen Alaman vor. Nach etwa vierstündigem Marsch
erhielt ich die Meldung, daß das gesamte Buschwerk
diesseits des Dorfes von den Eingeborenen zwei
Stunden weit besetzt sei; ich entschloß mich daher
unter Benutzung der mondhellen Nacht diese Strecke
zu passieren, und erreichte um 5 Uhr morgens das
Dorf Alaman. Der Gegner, überrascht, wich nach
kurzer Gegenwehr und zog sich auf Adselansimu —
½/ Stunde weiter — zurück. Die Verfolgung bot,
abgesehen von den Sümpfen, die die Eingeborenen
unter Feuer hielten, keine Schwierigkeiten. Auch
Adselansimu wurde nach lebhafter Beschießung der
Truppe bald geräumt. Dem Gegner solgend, stieß
ich nach etwa zehn Minuten bei einem Sumpfe auf
etwa 500 bis 600 Mann, die unter Kriegsgeheul
die Truppe einzuschließen versuchten; es kam zu
einem schweren Gefecht, das an sechs Stunden
währte, da der Gegner, sobald er die Gefallenen
und Verwundeten in Sicherheit gebracht hatte, immer
wleder von neuem anrückte. Auf unserer Seite
fielen zwei Mann, während ich am linken Oberarm
und sechs Mann schwer verwundet wurden. Die
Verwundung machte mich nicht kampfunfähig, so
daß das Gefecht weltergeführt werden konnte, bis
der Gegner, stark geschwächt, wich. Die Flucht ge-
schah in solcher Hast, daß nacheilende Patrouillen
kaum mehr zum Schuß kamen, so gelang es leider
auch nicht, Gefangene zu machen, da dichtes Buich-
werk die Verfolgung zu sehr hinderte. Die Eln-
geborenen hatten eine Ausdauer und einen Mut
bewiesen, wie man es hier kaum kennt, nur der Un-
erschrockenheit und Tapferkeit der alten Soldaten ist
es zu danken, daß ein so glücklicher Ausgang erzielt
worden ist.
An folgenden Tage marschierte ich nach Assobam,
um mit Hilfe dieses Chefs u. a. Alamans habhaft
zu werden und die Verhältnisse für die Zukunft in
iener Gegend sicher zu gestalten. Assobam zeigte