Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Verhalten seiner Leute und bezeichnete als Schuldige 
an allen Vorkommnissen die Bule, die seine un- 
erfahrenen Leute schlecht beraten. Die Ermordung 
des Wey-Jungen führte er gleichfalls auf die Bule 
zurück, die aus Konkurrenzneid gegen alles, was 
Handel trelbt, von Haß erfüllt sind. Er bitte um 
milde Bestrafung. Diese Bitte wurde lebhaft von 
den übrigen Häuptlingen unterstützt, indem sie selbst 
für das ferner gute Verhalten Milas bürgten. Ich 
sicherte ihm deshalb die Freiheit zu und bestrafte 
ihn zur Zahlung von 100 kg Elfenbein, 20 Ziegen 
und zur Gestellung von 50 Strafträgern. Mit großer 
Genugtuung konnte festgestellt werden, daß Ubergriffe 
von Angestellten usw. der Gesellschaft nirgend vor- 
gekommen sind. Nach Abschluß der Friedensver- 
handlungen stellten sämtliche Chefs als Zeichen 
ihrer Ergebenhelt eine große Anzahl Träger für die 
Gesellschaft zur Verfügung. So war es denn 
glücklich gelungen, die Angelegenheit auf den einen 
Platz zu beschränken und aus dem Wege zu räumen, 
ohne daß weitere Ortschaften durch ihre Unbesonnen= 
heit in Mitleidenschaft gerieten. Hier erschien auch 
der große Chef Bidium und bat um die Erlaubnis, 
mich nach seinem Platze begleiten zu dürfen. Auf 
dem Weitermarsch dorthin zeigte sich die heilsame 
Wirkung des energischen Eingriffs. Überall war 
man von einer Zuvorkommenheit, die üÜberraschte 
und die man bei dem Phlegma der Leute für ge- 
wöhnlich nicht erwartet. Wieder kann ich hier von 
angetroffenen enormen Gummimengen berichten, 
deren Ausbentung einen großen Gewinn in Aussicht 
stellt. Erfreulicherweise fand ich, daß die Angaben 
über Raubbau sehr übertrieben waren. Nur ganz 
vereinzelt kam ich in die Lage, Ortschaften dieser- 
halb mit Zahlung von Biegen zu bestrafen. Ich 
möchte mit Bestimmtheit annehmen, daß die überall 
erfolgte praktische Belehrung nunmehr ratlonelle 
Pflege und Ausbeutung für alle Zeiten sichert. 
Bezüglich der Bule habe ich üÜberall festgestellt, 
daß sie durch ihre Medizinen allerlet Schwindel 
treiben und großes Unheil stiften. Ihre geistige 
lbberlegenheit gegenüber dem Buschvolk nutzen sie 
durch fabelhafte Gaunertricks beim Handel aus und 
schädigen das lautere Geschäft sehr. Die beab- 
sichtigte Einführung einer Kontrolle der Zwischen- 
händler durch Erlaubnisscheine wird hier eine heil- 
same Wirkung üben, wenn auch die Durchführung 
große Schwierigkeiten haben wird. 
Leider reichte meine Zeit nicht hin, um von 
Bidjum aus das Djem-Land am oberen Dscha auf- 
zusuchen, wo von großem Relchtum an Elfenbein 
und Gummi berichtet wird. Es wäre sehr zu 
wünschen, daß diese Gegend von einer Expedition 
besucht wird, die dem Handel hier die Wege ebnet. 
In Bidjum erhielt ich die Nachricht, daß Alaman 
und Adselaonsimu, wo der andere Arbeiter der Ge- 
sellschaft ermordet worden war und wo das zügel- 
lose Treiben der Eingeborenen den Handel fast zur 
Unmöglichkeit machte, zum Kriege rüsteten. Der 
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diesen Orten benachbarte Häuptling Assobam ließ 
mich seiner Freundschaft versichern und meldete, daß 
sein Einfluß bei den Nachbarn nichts vermöge. 
Auch von andern Ortschaften kamen Gesandtschaften 
mit der Bitte um Unterstützung gegen die UÜbergriffe 
der Adselansimu-Leute. Ich mußte mich daher zur 
Bestrafung der Ortschaften rüsten, nachdem die Vor- 
ladung der Chefs zur Verhandlung keinen Erfolg 
hatte. Die Karawanenstraße mußte auf alle Fälle 
gesichert werden. 
Da der Marsch durch die tote Zone die Truppe 
sehr mitnimmt, entschloß ich mich, zunächst nach 
Tsilegan zu marschieren, um von dort aus, hin- 
reichend verpflegt und ausgeruht die Verhältnisse in 
Alaman zu prüfen. In Tsilegan erschienen die 
großen Häuptlinge Tinidi, Besam und Olea mit 
Geschenken und trugen Klagen gegen Alaman und 
Adselansimu vor, die fortwährend überall Kriege 
führten und durch ihre Räubereien die Leute ab- 
hielten, im Busch den Gumml auszubeuten. 
Am 30. August marschierte ich von Tsilegan 
gegen Alaman vor. Nach etwa vierstündigem Marsch 
erhielt ich die Meldung, daß das gesamte Buschwerk 
diesseits des Dorfes von den Eingeborenen zwei 
Stunden weit besetzt sei; ich entschloß mich daher 
unter Benutzung der mondhellen Nacht diese Strecke 
zu passieren, und erreichte um 5 Uhr morgens das 
Dorf Alaman. Der Gegner, überrascht, wich nach 
kurzer Gegenwehr und zog sich auf Adselansimu — 
½/ Stunde weiter — zurück. Die Verfolgung bot, 
abgesehen von den Sümpfen, die die Eingeborenen 
unter Feuer hielten, keine Schwierigkeiten. Auch 
Adselansimu wurde nach lebhafter Beschießung der 
Truppe bald geräumt. Dem Gegner solgend, stieß 
ich nach etwa zehn Minuten bei einem Sumpfe auf 
etwa 500 bis 600 Mann, die unter Kriegsgeheul 
die Truppe einzuschließen versuchten; es kam zu 
einem schweren Gefecht, das an sechs Stunden 
währte, da der Gegner, sobald er die Gefallenen 
und Verwundeten in Sicherheit gebracht hatte, immer 
wleder von neuem anrückte. Auf unserer Seite 
fielen zwei Mann, während ich am linken Oberarm 
und sechs Mann schwer verwundet wurden. Die 
Verwundung machte mich nicht kampfunfähig, so 
daß das Gefecht weltergeführt werden konnte, bis 
der Gegner, stark geschwächt, wich. Die Flucht ge- 
schah in solcher Hast, daß nacheilende Patrouillen 
kaum mehr zum Schuß kamen, so gelang es leider 
auch nicht, Gefangene zu machen, da dichtes Buich- 
werk die Verfolgung zu sehr hinderte. Die Eln- 
geborenen hatten eine Ausdauer und einen Mut 
bewiesen, wie man es hier kaum kennt, nur der Un- 
erschrockenheit und Tapferkeit der alten Soldaten ist 
es zu danken, daß ein so glücklicher Ausgang erzielt 
worden ist. 
An folgenden Tage marschierte ich nach Assobam, 
um mit Hilfe dieses Chefs u. a. Alamans habhaft 
zu werden und die Verhältnisse für die Zukunft in 
iener Gegend sicher zu gestalten. Assobam zeigte
	        
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