Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

sich äußerst regierungsfreundlich, er versicherte, daß 
lediglich die Leute von Adselansimu, deren Chef 
vor einiger Zelt geslorben ist, das Unwesen treiben, 
daß Alaman selbst schuldlos sei, während dessen 
Sohn, der vor kurzem auf die andere Seite des 
Dscha sich geflüchtet, zu den Unruhen durch sein 
Verhalten wesentlich beigetragen habe. Assobam 
bat, die Adselansimu-Leute in seinem Dorfe anzu- 
siedeln, er werde für fernere Ruhe und Sicherheit 
bürgen. Da der Genannte durch sein ganzes Ver- 
halten von früherher eine gewisse Gewähr bot, daß 
seine Autorität vorteilhaft ausgenutzt werden könnte, 
entschloß ich mich, Assobam als Hauptchef hier ein- 
usetzen. Inzwischen erschien auch Alaman selbst, 
gen gewandte Patrouillenführer in seinem Versteck 
ausfindig gemacht hatten. Es entging mir nicht, 
daß Alaman und Assobam ein Freundschaftsband 
verknüpfte. In Erwägung, daß der Handel hier 
nur weiter Blüte treiben kann, wenn die Chefs der 
Ortschaften ihre weitgehendste Unterstützung gewähren, 
und daß durch Gefangennahme des Chefs Alaman 
nach dem Abziehen der Truppe im geheimen weitere 
Unruhen unvermeidlich sind, entschloß ich mich, die 
gegebene Lektion als genügend anzusehen. Ich 
sicherte Alamon die Freihelt und bestrafte ihn zur 
Zahlung von 150 kg Elfenbein, 25 Ziegen und 
zur Gestellung von 100 Strafträgern. Es er- 
schienen unzählige Chefs und Unterchefs mit Ge- 
schenken, indem sie ihre Anhänglichkeit versicherten. 
Allgemein wurde den Adselansimu-Leuten die Schuld 
beigemessen. Assobam wurde als Hauptchef allerseits 
anerkannt und nunmehr Ruhe und Ordnung gelobt. 
Alaman und mehrere Chefs begleiteten mich nach 
Tsilegan, wo ich noch die alte Feindsellgkeit zwischen 
diesen Dörfern aus der Welt schaffen konnte. Opfer 
und Mühe haben erreicht, daß die Karawanenstraße 
nach jener Gegend gesichert ist und daß dem Handel 
zur weiteren gedeihlichen Entwicklung dort die Wege 
geebnet sind. Aus der ganzen bereisten Region sind 
etwa 500 Eingeborene in zwei Monaten als Träger 
für die Gesellschaft nach Molundu gekommen, der 
beste Beweis für die allgemeine Sicherhelt im 
Lande und ein glänzendes Zeugnis für das Ver- 
trauen der Bevölkerung. 
Soweit die Lymphe reichte, habe ich überall 
Impfungen bei den Eingeborenen vorgenommen. 
Die Expedition hat, da die Gesellschaft mit 
Rücksicht auf den gelungenen Erfolg die gesamten 
Unkosten trägt, an Elfenbein und Vieh eine Ein- 
nahme von elwa 5000 Mark erzielt. 
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Nachdem der stellvertretende Leiter der Ver- 
waltung des Ssanga-Ngoko-Gebietes von obiger 
Expedition wieder nach Molundu zurückgekehrt war, 
brachen im Djem= und Ndsimu-Gebiet Unruhen aus, 
in deren Verlauf auch ein weißer Agent der Gesell- 
schaft Süd-Kamerun in Bibjum den Aufständischen 
zum Opfer fiel. Die Loage hätte ernst werden 
können, wenn nicht rechtzeitig die seitens des Gou- 
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vernements über Eda—Jaunde—Jengone —Mbide- 
munke—Lebandum zum Dscha-Fluß dirigierte Kolonne 
des Oberleutnants Scheunemann auf dem Schau- 
platz der Ereiguisse eingetroffen wäre. 
Bericht des oberleutnants Scheunemann über die 
Expedition zur Unterdrückung der Unruben im Diem- 
und ###mu--Gebiet. 
Die Expedition ist am 29. Januar 1904 über 
Elemwoo in Kul eingetroffen. 
Die fünf Tagemärsche breite Urwaldzone von 
Elemwoo nach Kul wurde ohne Schwierigkeiten passiert, 
da es in Elemwoo gelang, Verpflegung für fünf 
Tage pro Kopf zu beschaffen. 
In Kul erwarteten mich vier Soldaten der Ver- 
waltung des Ssanga-Ngoko-Gebietes, glelchzeitig traf 
aus Besam ein Hauptagent der Gesellschaft Süd- 
Kamerun, Herr Schulze, ein. Durch 22 Polizei- 
soldaten der Verwaltung waren die Plätze Kul, 
Besam, Tsilegan und Ngato notdürftig geschützt. 
Nach Angaben des Agenten lagern in Kul Waren und 
Produkte im Werte von 30 000 Mk., in Besam 
solche im Werte von 40 000 Mk, in Assobom 
(unbesetzt) von 5000 Mk., in Lomie (unbesetzt) von 
11 000 Mk. 
Besonders bedenklich war die Situation für 
die Weißen in Besam, da der Höuptling 
Selbot denselben feindlich gesinnt ist und die Zer- 
störung der dortigen großen Fakloreianlagen lediglich 
durch die Häuptlinge Tinktdi und Kul verhindert 
worden sein soll. Besam hat noch vor drei Tagen 
ein Weib des Häuptlings Kul ermordet, weil dieser 
einen Weißen freundlich aufgenommen hat. 
Ich erachtete es daher auf Grund des Ansuchens 
der Verwaltung und desjenigen des Agenten Schulze 
für meine Pflicht, vorläufig in dieser Region zu ver- 
weilen zum Schutze von Leben und Elgentum der 
Angestellten und der Gesellschaft Süd-Kamerun. Ich 
stationierte mich zunächst in Tsilegan, um von dort 
den nötigen Druck auf Assobam und Lamte-Bidjum 
auszuüben und die Faktorelen in Besam, Kul und 
Ngato zu sichern. Dann habe ich an sämtliche 
Häuptlinge Botschaft gesandt und sie zur Verhand- 
lung nach Tsilegan geladen. 
Das Ausstandsgebiet zerfällt in fünf selbständige 
Komplexe, welche durch zwei bis drei Tagemärsche 
breite Urwaldzonen vonelnander getrennt sind. 
Es sind dieses: 
1. der Komplex Kul mit dem gleichnamigen 
Oberhäuptling; 
2. der Komplex Tinidi; Oberhäuptling Tinidi 
mit den Unterhäuptlingen Selbot in Besam 
und Olea in Tsilegan; 
3. Kompleg Lomi#e; 
4. Komplex Assobam; Oberhäuptling Ajebama, 
Unterhäuptlinge Alaman und Alam; 
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