5. Komplex Bidjum und Bidja mit den gleich-
namigen Oberhäuptlingen; Unterhäuptlinge
Aka und Lemwon (in Mintum).
Als Anstifter des Aufstandes wurden allerseits
mit Bestimmtheit bezeichnet die Häuptlinge Bidium
und Bldja. Diese speziell haben die Ermordung
des Kaufmanns Monier in hinterlistigster Weise
bewerkstelligt, indem sie ihn mit Führern von
Bidijum nach Lomte in Marsch setzten und ihn dann
unterwegs in der Nähe dieses Dorfes überfallen
ließen.
Bidjum galt bisher als großer Freund der
Regierung, während Bidia sich siets widerspenstig
gezeigt haben soll. Bidjum wurde gelegentlich der
Anwesenheit des stellvertretenden Chefs der Ver-
waltung im August v. Is. von diesem ausdräücklich
als Oberhäuptling eingesetzt.
Die innere Ursache des Aufstandes scheint
in der Abneigung der Rdsimus zu liegen, welche
diese seit längerer Zeit über das Vordringen der
Weißen der Ssanga-Ngoko-Seite her empfinden.
Die Rdsimus, ein kriegerlscher Bantustamm, am
Zusammenflusse des Ssanga= und Ngoko-Stromes, be-
finden sich in einer Art Völkerwanderung. Teile
des Stammes sind Dscha-aufwärts gezogen, um in
dlesen nur von Bagiölis bewohnten, wildreichen
Urwaldgebieten neue Wohnsitze zu suchen. Hier sind
sie auf die Ost-Bulus gestoßen, haben sich mit diesen
teilweise vermischt und so einen neuen Stamm ge-
bildet, der Niem genannt wird. Die Ndsimus
sprechen noch ihre alte, eigene Sprache, während sich
in der Mischsprache der Njems viel Anklänge an
Bultu finden. Dafür, daß die Rdsimus sich in einer
permanenten Bewegung befinden, zeugen zahlreiche,
verlassene Farmen, welche man zwischen Kul und
Bidjum trifft.
Diesem an Gummi und Elfenbein reichen, erst
seit kurzem bekannten Gebiete zwischen dem oberen
und mittleren Dscha hat der Kaufmann naturgemäß
seine Aufmerksamkelt zugewandt, und zwar zunächst
die Gesellschaft, Süd-Kamerun", zu deren Konzessions-
gebiet das Land gehört, sodann neuerdings die
Küstenfirmen.
Die große Entfernung der Reglerungsstation
Molundu (20 Tagemärsche von Bidjum) mit ihrer
schwachen Besatzung und Mangel an welßem Per-
sonal entzog dieses Handelsgebiet fast gänzlich der
Kontrolle. Als nun Arbeitsleistungen von den ar-
beitsscheuen Eingeborenen verlangt wurden, stießen
diese Forderungen auf Widerspruch. Wohl gelang es
dem Direktor der Gesellschaft, 400 Eingeborene als
Träger nach Molundu zum Transport von Pro-
dukten anzuwerben. Als dieselben indes mit Waren
beladen zurückkehrten, beschlossen die Ndsimus, diese
günstige Gelegenheit zu benutzen, sich der unbequemen
Weißen zu entledigen, die Waren zu rauben und
weiter nach Westen zu ziehen, um ihre Produkte
dort prelswerter und bequemer absetzen zu können.
Bidjum scheint diese Absicht schon lange gehegt
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zu haben; denn er hat bereits vor dreiviertel Jahren
neue Farmen und Dörfer einen Tagemarsch nord-
westlich von hier, am oberen Dscha, angelegt, während
er vor zwei Jahren noch elnen halben Tagemarsch
süd östlich dieses Platzes saß.
Ich habe zunächst versucht, den Aufstand auf
seinen Herd zu beschränken und zu verhüten, daß
Kul, Tinidi, Lom#e und Assobam in denselben hinein-
gezogen wurden.
Ferner traf ich die nötigen Maßnahmen
zum persönlichen Schutze der im Aufstandsgebiete
weilenden weißen und farbigen Angestellten der
Gesellschaft „Süd-Kamerun“, zur Bergung der zahl-
reichen Waren und Produkte derselben und zur
Sicherung der rückwärtigen Verbindungen und der
Handelswege. Zu diesem Zwecke wurden die Faktoreien
Kul, Besam, Tsilegan und Ngato militärisch besetzt;
letztere zur Sicherung des Hauptweges nach der
Regierungsstation Molundu. An Ngato (Kunabembe-
Leute) war ebenfalls Aufforderung ergangen, sich am
Aufstande zu betelligen.
An Bidjum hatte ich bereits von Elemwoo ein
Schreiben gesandt, in dem ich ihn aufforderte, zur
Friedensverhandlung nach Kul zu kommen. Dieses
Schreiben, welches Bidjum tatsächlich überbracht
wurde, erhielt ich mit der Mitteilung zurück, daß
er nicht kommen wolle, sondern den Krieg wünsche.
In Tsilegan erschienen außer Tinidi und seinen
Unterhäuptlingen auch die Häuptlinge des Assobam-
Komplexes, Ajebama, Alaman und Alam, mit einem
Gefolge von 400 Gewehrträgern. Dies sollte augen-
scheinlich eine Demonstratlon ihrer Macht mir gegen-
über sein. Ihr Benehmen war ein ziemlich freches.
Der Disziplin der Truppe ist es zu danken, daß
diese Versammlung friedlich endete.
Tinidi und Ajebama versprachen, Ruhe zu halten
und die Befehle der Regierung zu befolgen. Dieses
Versprechen erfolgte wohl mehr aus Furcht vor der
plötzlich erschienenen Truppe als aus Uberzeugung.
Besonders bei Ajebama setze ich starken Zweifel in
die Aufrichtigkeit seiner Gesinnung.
Eine starke Besetzung des Aufstandsgebietes bis
zur Einkehr geordneter Verhältnisse, Erziehung der
Eingeborenen zum Gehorsam und zur Arbeit in
erster Linie durch Anlage eines gesicherten Handels-
weges erscheint mir unbedingt erforderlich. Dieser
würde wohl am besten von Molundu über Ngato,
Besam, Lomte nach Bidjum und dann welter nach
Akone-Linga führen zwecks Anschluß an den Niong,
der von hier bis zu den Tappenbeck-Schnellen schiff-
bar ist. Gleichzeitig würde dadurch einem Bedürfnis
des Handels der Küstenfi tgegengek den,
welche neuerdings von Jaunde und Lebandum aus
in diese Gebiete vordringen. Durch die Unterwerfung
Mbidemunkes von Jengone scheint mir die Ver-
bindung mit Jaunde gesichert.
Hierbel sei es mir gestattet, auf den Ausbau
des anderen Handelsweges von der Kamerunküste
nach dem Ssanga-Ngoko-Gebiet hinzuwelsen. Dieser