Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Randad & Steln, Vertreter Herr Faasch; in dem 
drei Stunden entfernten Wolo eine solche der 
Firma Woermann und Co., Vertreter Freiherr 
v. Cloedt, beide machen ausgezeichnete Geschäfte. 
In Wolo erreichte mich Herr Preuß, welcher 
auf die Nachrichten von dem Verhalten Mbatschongos 
zur Sicherung der Straße in Ellmärschen gefolgt 
war. Der Häuptling und 40 seiner Leute waren 
gefangen. Ersterer und sein Helfershelfer Consoo 
wurden am 14. Juni zu Wolo in öffentlicher Ver- 
sammlung durch den Strang hingerichtet. Häupt- 
ling Tugumedjo wurde wieder entlassen. Die Leute 
Mbatschongos wurden zwangsweise zur Küste als 
Träger mitgeführt. 
Am 15. Juni setzte ich von Wolo den Weiter- 
marsch fort, während Herr Preuß an den oberen 
Dscha zurückkehrte. Die Stärke der Karawane be- 
trug nunmehr etwa 300 Köpfe. 
Das Ergebnis der Erkundung des oberen Dscha- 
Flusses fosse ich kurz, wie folgt, zusammen: 
Der Fluß ist von Akoa (Badom) und auch 
wohl noch einen Tag oberhalb stromab bis Ambong 
(Ntetile) nach erfolgter Reinigung von Baum- 
stämmen und Astwerk für Dampfpinassen zu jeder 
Jahreszeit schiffbar. Die Aufräumungsarbeiten 
bieten keinerlei technische Schwierigkeiten. Die 
Länge des benutzbaren Wasserweges beträgt rund 
150 km. Gute Landverbindungen führen süd- 
lich und nördlich des Flusses von Badom bis 
Wolo. Der südliche, nunmehr ausgeschlagene 
Weg durchzieht gut bebautes, dicht bevölkertes Land. 
Die Marschdauer von Badom bis Ambong für 
Karawanen beträgt mindestens sechs Tagemärsche, 
die Talfahrt im Kanu drei bis vier Tage. (Also 
etwa doppelt so schnell trotz bedeutender Krümmungen 
des Flusse 
Am 16. Juni erreichte ich über Assok (Häupt- 
ling Tumu-Bulu) die Lobo-Mündung. (Breite etwa 
100 m.) Hier traf ich die Abtellung des Leutnants 
Jacob (5. Kompagnie Ebolowa), welcher beaustragt 
war, die westlich der Lobo-Mündung sitzenden, auf- 
sässigen Bulu-Stämme der Etjangs und Esums zu 
unterwerfen. Diese hatten Leutnant Jacob vor 
einigen Monaten auf das heftigste angegriffen. 
Leutnant Jacob begleitete mich bis zur westlichen 
Lobo-Mündung (großes Dorf Ekok, Häuptling 
Libibada, Faktorei Bremer, Westafrika-Gesellschaft), 
kreuzte einen Tagemarsch südlich Lobo melnen 
Hinweg (Route Jaunde — Mbidemunke —Lobo— 
Menduka—Kongulo) und führte über den alten 
Militärposten Temo sowie die Faktorelen Atut 
(A. u. K. Lübke), Nkolejup (Randad & Stein) 
und Kumubude (Woermann u. Co.). Nlolejup 
zeichnet sich aus durch besonders schöne Lage auf 
bedeutender Höhe mit weiter Fernsicht. Für den 
rastlos nach Osten dringenden Küstenhandel hoben 
diese Plätze nur noch Wert als Depots und Rast- 
stationen. Südlich der Lobo-Mündung seuerten Leute 
des aufsässigen Häuptlings Ndji-Besso (Stamm 
Etjang) ohne jede Veranlassung auf die Träger 
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einer Verpflegungspatrouille. Einer der Angrelfer 
wurde von dem begleitenden Soldaten erschossen. 
Ein noch vor Tagesanbruch von Leutnant Jacob 
und mir unter Führung befreundeter Häuptlinge 
von zwei Seiten unternommener Streifzug nach dem 
Buschversteck des Häuptlings Ndj#-Besso fand dieses 
bereits verlassen. 
Der unbedeutende Zwischenfall hat die Sicherheit 
der Straße keineswegs gefährdet, zeugt aber doch 
von einer ziemlichen Frechheit dieser Bulustämme. 
Auf dem Weitermarsche begegnete ich zahlreichen 
großen Handelskarawanen der Küstenfirmen, welche 
sämtlich nach Njem dirigiert waren. 
Der westliche Lobo bei Kumubudu, welcher, 
breit ausgetreten, ein bedeutendes Hindernis bildet, 
wurde von den Eingeborenen überbrückt. Westlich 
betrat ich das Gebiet der Mfongs und damit den 
Bezirk Lolodorf. Diese arbeiteten fleißig am Wege. 
Über den Rso und Pfala wurden brauchbare 
Brücken geschlagen. 
Am 28. Juni erreichte ich auf nunmehr guter 
Straße Ngulemakong (Balingekore), am 30. Juni 
Lolodorf und am 11. Juli Kribi. 
Die vorstehend beschriebene Route stellt sich als 
der Haupthandelsweg nach dem oberen Dscha dar 
und dürfte auch für die Regierung als Verkehrsweg 
in erster Linie deshalb in Frage kommen, well er 
durch dichtbevölkertes, gut bebautes Gebiet führt 
und dadurch keine Schwierigkeiten hinsichtlich Unter- 
kunft und Verpflegung bietet. 
Die Entfernungen für Karawanen sind folgende: 
Tage 
Kribi s 5 
Ruheta I- 
Lolodorf—Ngulemakong 4 „ 
u—. 1 = 
Nulenasen—Mkoleino 4 
1 - 
Nooleinn n, mun-ass 
(Tume) 4 „ 
Ruhetag . I- 
Assok— Wolo—Tunga—Moensa 
(Ubergang über den Dscha)—Ntetele 
liclenaendfiu.—iso Anjedom 4= 
Ruheta 1 
ure e—ublit—un 
(Badom) 4 
zusom 30 Tag 
Ein Eilbote kann die Sitra•he in 20 #e 
zurücklegen. 
In Kribi wurden die Bulu-Träger entlassen, die 
Njem-Leute mit Lasten für die Kaiserliche Verwaltung 
des Ssanga-Ngoko-Bezirkes unter Führung von drei 
Soldaten zurückgesandt. 
Die Njems habe ich eingehend über alle Ein- 
drücke, welche der weite Weg bot, belehrt. Besonders 
günftige Gelegenheit, ihnen den Einfluß der Re- 
gierung vor Augen zu führen, bot der Bezirk 
Lolodorf mit seinen sauberen Dörfern, guten Wegen 
und blühenden Farmen.
	        
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