Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

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gut befestigten Fenz Aufnahmestellung genommen, 
die er erst nach heftigem Feuer und erlittenen 
großen Verlusten räumte; sein Versuch, sich noch 
einmal im Dorfe anzusetzen, wurde bald aufgegeben, 
worauf er sich in den Busch flüchtete. Patrouillen 
versprengten die letzten eilig Fliehenden. Verluste 
des Gegners gezählt 26 Tote, nach späteren An- 
gaben der Eingeborenen 40 Tote, darunter der 
Anstifter der Ermordungen und Beraubungen, der 
überall gefürchtete Chef Ngoamama und dessen 
ältester Sohn; diesseits 1 Träger tot, 9 Soldaten 
verwundet. Die tapfere Haltung der Soldaten 
verdient alle Anerkennung. Offenbar hatte sich dieses 
Kannlbalenvolk neben der JFurcht vor Bestrafung 
für ihre fortgesetzten Raubmorde durch das Er- 
scheinen einer verhältnismäßlg kleinen militärischen 
Macht zu dem frechen Auftreten verleiten lassen. 
Am 25. stellte sich der Oberhäuptling der Basiöb- 
und Bamejuo mit einigen Häuptlingen. Die Er- 
mordungen und Beraubungen sind offenbar aus 
reiner Habgier in einem Lande erfolgt, dessen Be- 
wohner, jeglicher Kultur bar, bislang sich selbst über- 
lassen waren. 
Das Überhandnehmen der Diebstähle und Be- 
raubungen durch die Eingeborenen zeigt, daß es ein 
großes Wagnis ist, wenn sich der Handel mit großen 
Warenmengen in Gebiete vorwagt, die noch nicht er- 
schlossen sind und der Aussicht der Regierung völlig 
entbehren, dem rechtzeitigen Eintreffen der Expedition 
ist es zuzuschreiben, daß weiteres Unheil verhütet 
wurde. 
Da der Rückmarsch nach dem oberen Dscha vor- 
aussichtlich noch große Anstrengungen erforderte, ließ 
ich den schwer verwundeten Soldaten Ndingambile 
durch vier verständige Soldaten nach der Faktorei 
Wolo tragen; diese schwache Besatzung bildet ge- 
wissermaßen eine Aufnahmestellung im Falle etwa 
doch noch eintretender Verwicklungen für das Faktorei- 
personal und führt den Eingeborenen stets die Gegen- 
wart der Verwaltung vor Augen; auch für die in 
Angriff genommenen Wegeanlagen nach dem Niong, 
deren ich am Schlusse des Berichts Erwähnung tue, 
wird dieser Posten eine förderliche Hilfe sein. Die 
wundungen hatten das Expeditionspersonal recht 
mitgenommen. So konnten die Tagemärsche weiter- 
hin nur klein gewählt werden, was anderseits den 
Vorteil hatte, daß ich das Verhalten der Eingeborenen 
weiter recht genau kennen lernte und vor allem das 
Ausschlagen und Reinigen der Wege persönlich über- 
wachen konnte. Es wurden passiert die zahlreichen 
gut bevölkerten Dörfer der Stämme der Bamwom, 
Bakom, Babism. UÜberall war die Bevölkerung 
freundlich und nahm die Expedition gut auf. Im 
Vergleich zu den im Konzessionsgebiet der Gesellschaft 
sonst befindlichen stattlichen Beständen an Gummi 
kann hier von einem Reichtum dieses Produktes 
nicht berichtet werden, wohl aber habe ich zahlreiche 
Elefanten gespürt. Als Hauptpläte für Elfenbein- 
  
handel wurden mir Sebuleluma, Bakba, Bijeme und 
Olun genannt, was sich mit meinen Beobachtungen 
über die Fährten deckte. In Sebomadom versuchten 
die Eingeborenen abermals, die Expedition irre- 
zuführen, indem sie den Weg nach Sebulelume 
zeigten, indessen merkte ich diese Absicht sehr bald 
und ließ in östlicher Richtung einen Weg durch- 
schlagen, der schon am nächsten Tage die richtige 
Route fand. 
Ich resümiere über die in dem zwischen dem 
oberen Dscha und dem Njong gelegenen Gebieten 
gesammelten Erfahrungen. Die zahlreiche Be- 
völkerung, zum Teil ganz fleißig und willig, wird 
mit der Zeit ein gutes Arbeiter= und Trägermaterial 
abgeben, allerdings wäre es Aufgabe der nächsten 
Station, die fortwährenden Verwicklungen der kleinen 
Volksstämme untereinander aus der Welt zu schaffen. 
Sicherlich läßt sich auch aus den kräftigen, schön ge- 
bauten Menschen ein tüchtiger Soldatenstamm heran- 
bilden. An Produkten ist die Region keineswegs 
arm, und besteht alle Aussicht, daß der Handel hier 
recht gute Einnahme erzielen wird. 
An der Herstellung von Verbindungswegen 
zwischen dem Dscha und Niong, dessen Schiffbarkeit 
bis zu den Tappenbeck-Schnellen festgestellt, wird 
gegenwärtig mit allen Kräften gearbeitet. Von 
Bamela am Dscha würde alsdann über Endam, 
Mbidebeloa, Bidemunke oder über Wolo, Abadom, 
Massanga, Ngoa, den Rjong abwärts elne Ver- 
bindung mit Jaunde und vom Dscha-Bogen über 
Sibabade, Olinga, Kumumbude eine Verbindung 
mit Lolodorf und der Küste existieren. Hiernach 
würde sich als zweckmäßig zu wählender Punkt für 
die Anlage einer Statlon das Ende der Schiffbarkeit 
des oberen Dscha etwa in der Nähe von Suadschin 
ergeben. 
Die Gesellschaft Süd-Kamerun beabsichtigt, diese 
Region von der Küste zu bearbeiten, und ist bereits 
mit den nötigen Vorbereitungen beschäftigt. 
  
Bericht des Gbevrleutnants Scheunemann über die 
- Zweckmäßigleit der Verlegung des Sitzes der Verwaltun 
vorangegangenen Strapazen und erlittenen Ver- des zmebiten des verkein von — nach dens 
oberen Dscha. 
Für die Verlegung des Sites der Verwaltung 
nach dem oberen Dscha etwa in die Gegend 
zwischen dem oberen Dscha und Bidjum oder in die 
Landschaft Bakinekos nördlich des Flusses sprechen 
folgende Gründe: 
In politlscher Beziehung erscheint eine Zentrali- 
sation der Verwaltung erforderlich, um eine gleich- 
mäßige Einwirkung derselben auf den ausgedehnten 
Bezirk zu ermöglichen. 
Diese Einwirkung ist von Molundu aus nicht 
vorhanden, da dieser Ort in der Südostecke des 
Bezirkes liegt. Die Entfernung von hier bis Bertua, 
dem nördlichsten Teile des Verwaltungsgebietes be-
	        
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