Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

gesandten Patrouillen das nackte Leben gerettet, da 
auf dieselben bereits geschossen bzw. Angriffe von 
jeiten der Hottentotten erfolgt waren. Der Tag 
verlief mit Vorbereltungen zur Sicherung. Am Abend 
traf der Missionar Berger zufälllg von Gochas 
kommend auf Glbeon ein, und suchte ich denselben 
im Missionshause auf. Nach einer Unterredung mit 
den Missionaren Berger und Spellmeyer erklärten 
sich die beiden bereit, am andern Morgen nach 
Rietmond zu reiten, um zu versuchen, mit den Ein- 
geborenen in Verbindung zu treten und über den 
Verblelb des Bezirksamtmanns v. Burgsdorff nach- 
zuforschen. 
Am Morgen des 6. Oktober ritten die Missio- 
nare in Begleitung eines Eingeborenen nach Riet- 
mond ab. Als nach Sonnenaufgang heliographische 
Verbindung mit Falkenhorst gesucht wurde, blieb die 
Statlon aus; eine sofort nach dort entsandte Pa- 
trouille kehrte gegen Mittag mit der Meldung zu- 
rück, daß die Station und die umliegenden Höhen 
von Witbois besetzt und anzunehmen sei, daß die 
Besotzung gefallen wäre. Ich zog daraufhin die 
Station Hanaus, welche nur mit zwei Mann be- 
setzt war, an Glibeon heran. Am Nachmittag kehrten 
die Missionare, vor den Wltbois flüchtend, nach 
Gibeon zurück und meldeten mir, daß der Bezirks- 
amtmann v. Burgsdorff und die Farmer von Marien- 
thal, Rietmond und Orab ermordet seien. Die 
Missionare waren bis Jakalsfontein gekommen, wo 
sie die Frauen der ermordeten Farmer getroffen und 
alles Nähere gehört hatten. Von den dort ver- 
sammelten Hottentotten wurden sie am Weiterritt 
verhindert und als man Mlene machte, auch bei 
ihnen zu Tätlichkeiten zu schreiten, hatten dieselben 
die Flucht ergriffen. Nach ihrer Meldung waren 
die Witbois in Stärke von zwei Abtellungen je 
100 Mann auf dem Wege nach Gibeon, um den 
Platz anzugreifen. 
In der Offentlichkeit war die Nachricht verbreitet 
worden, der verstorbene Bezirksamtmann v. Burgs- 
dorff babe noch kurz vor dem Ausbruche des 
Wutbol-Ausstandes an die Witbol zum Schutze gegen 
die Herero zweihundert Gewehre nebst Munition 
vertellt. Die hierüber vom Gorvernement eingelei- 
teten Ermittlungen haben nach einem Berichte des 
derzeitigen Bezirksamtmanns von Gibeon nachstehen- 
des Ergebnis gezeitigt: « 
Soweit sich feststellen ließ, sind an Hottentotten 
aus amtlichen Beständen auf Veranlassung des ver- 
storbenen Bezirksamtmanns von Burgsdorff abge- 
geben worden: 
1. Im November 1908 zum Bondelzwartsfeldzug 
etwa 150 Gewehre; jeder Mann erhielt 150 bis 
200 Patronen. 
Von den Gewehren sind 120 wieder abgegeben, 
30 sind auf Bitten Witbois und Simon Krrer 
325 
  
den Eingeborenen zur Abwehr der Hereros 
belassen worden. 
2. Im März und April 1904 an die gegen die 
Hereros nach Norden gesandten Hottentoiten 
rund 100 Gewehre (wovon etwa 80 M/88) 
mit entsprechender Munition. Hlervon sind 
etwa 84 bei der Entwaffnung im Norden ab- 
genommen, 16 sind in Händen der Flüchtigen 
geblieben. 
3. Elwa Mai 1904 55 Gewehre nebst mehreren 
Klsten Patronen zu 500 Stück an Witbois 
zum Schutz gegen die in Anmarsch vermuteten 
Hereros. Hiervon sind alle bis auf 6 nebft 
dem größten Teil der Munition Anfang August 
d. Is. wieder zurückgegeben. 
4. Im September 1904 an zwei Witbolpatrouillen 
je 6 Gewehre mit je 50 Patronen. Diese 
Patrouillen sind unter Mitnahme der Gewehre 
zu den Aufständigen übergetreten. 
5. Außerdem sind den Eingeborenen seit 1902 im 
ganzen 19 Gewehre, rund 7000 Patronen und 
47½ kg Blei käuflich überlassen. Demnach 
sind seit 1902 von amtlichen Gewehren in 
die Hände der Aufständigen gelangt: 
ad 1. 30 ad 4 12 
- 2 16 = 5 19 
.3 6 83 Gewehre. 
Der derero= und Dottentotten - Aufstand. 
212. 
Den 1. Mai. 
Nach einer Meldung des Generalleutnants 
v. Trotha aus Gibeon ließ Hauptmann Frhr. 
v. Welck, Kommandeur der Stationsbesotzung am 
Waterberg, am 17. April eine große Hererowerft, 
die die frelwillige Ubergabe verweigerte, am Osond- 
jache-Berg aufheben. 
Eine von Mojor v. der Heyde von Gobabis aus 
bis Rletfontein-Nord ausgedehnte Erkundung bestä- 
tigte, daß das Gelände bis zur englischen Grenze 
vom Feinde geräumt ist. 
Major Täubler, dem die Abtellung v. Zwehl 
unterstellt ist, hat den Auftrag, mit im ganzen 
8 Kompagnien, 2 Geschützen und 2 Maschinen- 
kanonen den bei Grootfontein festgestellten Bethanier- 
Häuptling Cornelius Frederik anzugreifen. Der 
Bandenführer Morenga hat in der Nacht vom 
24. zum 25. April die Karas-Berge geräumt und 
ist in östlicher, ein Tell seiner Leute auch in west- 
licher Richtung ausgewichen. Major v. Kamptz hat 
die Verfolgung aufgenommen. 
213. 
Den 8. Mai. 
Zur Erkundung des Kooko-Feldes brach Ober- 
leutnant Gräff der 10. Kompagnie mit 80 Mann
	        
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