gesandten Patrouillen das nackte Leben gerettet, da
auf dieselben bereits geschossen bzw. Angriffe von
jeiten der Hottentotten erfolgt waren. Der Tag
verlief mit Vorbereltungen zur Sicherung. Am Abend
traf der Missionar Berger zufälllg von Gochas
kommend auf Glbeon ein, und suchte ich denselben
im Missionshause auf. Nach einer Unterredung mit
den Missionaren Berger und Spellmeyer erklärten
sich die beiden bereit, am andern Morgen nach
Rietmond zu reiten, um zu versuchen, mit den Ein-
geborenen in Verbindung zu treten und über den
Verblelb des Bezirksamtmanns v. Burgsdorff nach-
zuforschen.
Am Morgen des 6. Oktober ritten die Missio-
nare in Begleitung eines Eingeborenen nach Riet-
mond ab. Als nach Sonnenaufgang heliographische
Verbindung mit Falkenhorst gesucht wurde, blieb die
Statlon aus; eine sofort nach dort entsandte Pa-
trouille kehrte gegen Mittag mit der Meldung zu-
rück, daß die Station und die umliegenden Höhen
von Witbois besetzt und anzunehmen sei, daß die
Besotzung gefallen wäre. Ich zog daraufhin die
Station Hanaus, welche nur mit zwei Mann be-
setzt war, an Glibeon heran. Am Nachmittag kehrten
die Missionare, vor den Wltbois flüchtend, nach
Gibeon zurück und meldeten mir, daß der Bezirks-
amtmann v. Burgsdorff und die Farmer von Marien-
thal, Rietmond und Orab ermordet seien. Die
Missionare waren bis Jakalsfontein gekommen, wo
sie die Frauen der ermordeten Farmer getroffen und
alles Nähere gehört hatten. Von den dort ver-
sammelten Hottentotten wurden sie am Weiterritt
verhindert und als man Mlene machte, auch bei
ihnen zu Tätlichkeiten zu schreiten, hatten dieselben
die Flucht ergriffen. Nach ihrer Meldung waren
die Witbois in Stärke von zwei Abtellungen je
100 Mann auf dem Wege nach Gibeon, um den
Platz anzugreifen.
In der Offentlichkeit war die Nachricht verbreitet
worden, der verstorbene Bezirksamtmann v. Burgs-
dorff babe noch kurz vor dem Ausbruche des
Wutbol-Ausstandes an die Witbol zum Schutze gegen
die Herero zweihundert Gewehre nebst Munition
vertellt. Die hierüber vom Gorvernement eingelei-
teten Ermittlungen haben nach einem Berichte des
derzeitigen Bezirksamtmanns von Gibeon nachstehen-
des Ergebnis gezeitigt: «
Soweit sich feststellen ließ, sind an Hottentotten
aus amtlichen Beständen auf Veranlassung des ver-
storbenen Bezirksamtmanns von Burgsdorff abge-
geben worden:
1. Im November 1908 zum Bondelzwartsfeldzug
etwa 150 Gewehre; jeder Mann erhielt 150 bis
200 Patronen.
Von den Gewehren sind 120 wieder abgegeben,
30 sind auf Bitten Witbois und Simon Krrer
325
den Eingeborenen zur Abwehr der Hereros
belassen worden.
2. Im März und April 1904 an die gegen die
Hereros nach Norden gesandten Hottentoiten
rund 100 Gewehre (wovon etwa 80 M/88)
mit entsprechender Munition. Hlervon sind
etwa 84 bei der Entwaffnung im Norden ab-
genommen, 16 sind in Händen der Flüchtigen
geblieben.
3. Elwa Mai 1904 55 Gewehre nebst mehreren
Klsten Patronen zu 500 Stück an Witbois
zum Schutz gegen die in Anmarsch vermuteten
Hereros. Hiervon sind alle bis auf 6 nebft
dem größten Teil der Munition Anfang August
d. Is. wieder zurückgegeben.
4. Im September 1904 an zwei Witbolpatrouillen
je 6 Gewehre mit je 50 Patronen. Diese
Patrouillen sind unter Mitnahme der Gewehre
zu den Aufständigen übergetreten.
5. Außerdem sind den Eingeborenen seit 1902 im
ganzen 19 Gewehre, rund 7000 Patronen und
47½ kg Blei käuflich überlassen. Demnach
sind seit 1902 von amtlichen Gewehren in
die Hände der Aufständigen gelangt:
ad 1. 30 ad 4 12
- 2 16 = 5 19
.3 6 83 Gewehre.
Der derero= und Dottentotten - Aufstand.
212.
Den 1. Mai.
Nach einer Meldung des Generalleutnants
v. Trotha aus Gibeon ließ Hauptmann Frhr.
v. Welck, Kommandeur der Stationsbesotzung am
Waterberg, am 17. April eine große Hererowerft,
die die frelwillige Ubergabe verweigerte, am Osond-
jache-Berg aufheben.
Eine von Mojor v. der Heyde von Gobabis aus
bis Rletfontein-Nord ausgedehnte Erkundung bestä-
tigte, daß das Gelände bis zur englischen Grenze
vom Feinde geräumt ist.
Major Täubler, dem die Abtellung v. Zwehl
unterstellt ist, hat den Auftrag, mit im ganzen
8 Kompagnien, 2 Geschützen und 2 Maschinen-
kanonen den bei Grootfontein festgestellten Bethanier-
Häuptling Cornelius Frederik anzugreifen. Der
Bandenführer Morenga hat in der Nacht vom
24. zum 25. April die Karas-Berge geräumt und
ist in östlicher, ein Tell seiner Leute auch in west-
licher Richtung ausgewichen. Major v. Kamptz hat
die Verfolgung aufgenommen.
213.
Den 8. Mai.
Zur Erkundung des Kooko-Feldes brach Ober-
leutnant Gräff der 10. Kompagnie mit 80 Mann