Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

und sechs Kamelen am 15. März von Otjituo in 
Richtung Neinel auf. Wassermangel und dichter 
Busch zwangen ihn, nicht längs des Apato, sondern 
über Karakuwisa am Omuramba-ua-Matako zu mar- 
schieren. Am 13. April traf er bei Kaurama eine 
Hererowerft, stürmte sie nach heftigem Widerstand 
und erbeutete 90 Stück Großvieh. Vom Gegner 
fielen 7 Mann, diesseits 1 Reiter. Hierauf wurde 
eine große Werft bei Gautscha festgestellt, zu deren 
Fortnahme die Stärke der Patrouille nicht aus- 
reichte. Oberleutnant Gräff wartet bei Ukeidis eine 
Verstärkung von 40 Mann mit zwei Maschinen- 
gewehren ab, die zu ihm abgeschickt wurde. 
ouaun den Karas-Bergen erreichte am 26. April 
Leutnant v. Detten mit einem Zuge bel Ganams 
(20 km östlich Nurudas) den nach Osten abziehen- 
den Morenga, den er angriff. Nachdem am 27. April 
Hauptmann Winterfeldt mit Verstärkungen einge- 
troffen war, wurde der Gegner mit einem Verlust 
von mindestens 15 Toten in die Berge ößstlich 
Ganams geworfen, wo seine Spuren auseinander- 
laufen. Diesseits sind 6 Mann gefallen, 10 Mann 
sind verwundet. 
Die gegen die Banden des Bethanierkapitäns 
Cornellus entsandte Abtheilung Zwehl traf am 
1. Mai drei Werften am Kutip (etwa 75 km süd- 
westlich Gibeon) und warf den Gegner, von dem 
24 Mann fielen, in südöstlicher Richtung zurück. 
500 Stück Großvieh und 2000 Stück Kleinvieh 
wurden erbeutet. Diesseits sind keine Verluste zu 
verzeichnen. 
214. 
Den 11. Mei. 
Im Norden hat der in Otjimbinde stehende 
Hauptmann Wilhelmi eine Postierung nach Epata 
vorgeschoben. Von dort soll am 18. Mai ein De- 
tachement unter Hauptmann Rembe den Eiseb ab- 
wärts bis in die Gegend von Blaubuschpfanne an 
der englischen Grenze vorstoßen. 
Im Süden hatte Oberleutnant v. Bülow am 
27. April bei Huams ein siegreiches Gesecht gegen 
eine fünffach überlegene Bethanlerbande unter Cor- 
nelius. Der Gegner verlor 6 Tote. Diesseits fielen 
Oberleutnant v. Bülow, früher im Dragoner-Regi- 
ment 18, und 2 Reiter. Schwerverwundet wurden 
4 Reiter. Cornelius wurde anschließend am 1. Mai 
bei Kumakams am oberen Kutip geschlagen, wie be- 
reits gemeldet ist. , 
Mojor v. Estorff verbleibt zunächst am Auob in 
der Gegend von Kowes—Gochas und klärt erneut 
bis zur Grenze auf, um den derzeitigen Aufenthaltsort 
Hendrik Witbois festzustellen. 
ber die Operationen an den Karas-Bergen 
liegen neue Nachrichten nicht vor. 
326 
  
Tierzucht und Raßenveredlung.-) 
Wenn die Ziegenbestände in Zentralafrika und 
Britisch= sowie Deutsch-Südafrika gegeneinander ge- 
halten werden, so könnte man zu der Anschauung 
gelangen, daß allmählich eine Vermischung der in 
Bentralafrika einheimischen kleinen Ziegen mit den 
größeren Ziegen Südafrikos, die durch die Holländer 
eingeführt sind, vor sich gegangen ist. Diese An- 
nahme ist aber nicht gerechtfertigt. Elnerseits nimmt 
die Größe aller Haustiere, Rinder, Pferde, Schafe, 
Ziegen usw. vom Aquator ab südwärts und ebenso 
nordwärts zu. Die Ursache ist in klimatischen und 
in Futterverhältnissen zu suchen. Anderseits er- 
scheint es als zweifellos, daß die Ziege sich vom 
Norden aus allmählich über den Aquator nach dem 
Kaplande zu ausgebreitet, im äquatorialen Afrika 
ihre größte Kleinheit erlangt hat und dann immer 
weiter südwärts unter günstigere Bedingungen ge- 
langend ein besseres Größenwachstum entwickeln 
konnte. Sie war wohl stets Haustier der Einge- 
borenen, eine Wildziege existierte in Südafrika nicht. 
Die Holländer haben dann noch europäische Ziegen 
zu Kreuzungszwecken importiert, und so ist die heutige 
Ziegenrasse entstanden. In Deutsch-Südwestafrika, 
das auch in früheren Jahren in mannichfacher Be- 
ziehung in Fühlung mit der Kapkolonie gestanden 
hat, zumal die vom Kap nordwärts gedrängten 
Hottentotten wohl schon ihre Ziegen mitgeführt 
hatten, unterscheidet man die größere und stärkere 
Nama-Ziege von der schwächeren des nördlicher ge- 
legenen Damaralandes. Der Unterschied ist auch 
hier in klimatischen und Futterverhältnissen gegeben. 
Die gewöhnlichere Haarfarbe der südlicheren 
Ziege ist weiß und schwarz; mehr nach dem Norden 
zu treten braun und graufarbige Ziegen in den 
Vordergrund. Schecken sind zahlreich vertreten. 
Aur wenige sind hormlos, besonders im Süden; als 
Regel sind schwarzfarbige gehörnte Ziegen zu sehen. 
Das Gehörn der Böcke wird sehr stark, und sind 
solche mit vier ja mit sechs Hörnern des öfteren zu 
beobachten. Die weiblichen Tiere haben kleine auf- 
recht drehende, etwas gewundene Hörner. 
Was die Nutzung der Felle anlangt, so ist zu 
bemerken, daß die Felle bisher, abgesehen davon, 
daß Unterlegedecken und mit Akazienrinde gegerbte 
JFelle im Haushalt zu Nähriemen und Schuhober- 
leder verwandt wurden, nicht genügend Beachtung 
fanden. Der Fellhandel wurde als zu wenig lohnend 
vernachlässigt, obschon auch damit Geld zu verdienen 
1 Nur wenige Firmen kauften Felle zu Spott- 
preisen auf und verschifften sie nach Kapstadt. 
Die Angoraziege wurde ungefähr 1840 aus 
Kleinasien nach der Kapkolonie durch einen indischen 
Osfizier Hencherson eingeführt. Zur Einfuhr ge- 
langte ein Bock, der zuerst mit weißen Burenziegen 
  
i Aber Bie enzucht im speziellen siehe auch D. Kolonial- 
blatt 1905, Se 211 bis 213, Bericht des Bezirkstier- 
arztes Dr. Baumgart..
	        
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