Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Deutsch-Neu-Guinra. 
Entwaffnung der Ponape · Insulaner. 
Dle Eingeborenen der Insel Ponape hatten sich 
bisher gegenüber jedem Ansinnen, ihre Feuerwaffen 
und Munition an die Verwaltung abzugeben, unzu- 
gänglich erwiesen. Darin ist eine Wandlung ein- 
gelreten durch die bedrängte Lage, in welche sie 
durch den Taifun vom 20. April d. Is. geraten sind. 
Dieser Umstand ist von dem geschäftsführenden Vize- 
gouverneur Berg benutzt, um die Entwaffnung der 
Eingeborenen in friedlicher Welse einzulelten und 
damit die bisherige Unsicherheir der Verhällnisse zu 
beheben. Nach einem am 22. Juli über Jap ein- 
gegangenen Telegramm waren 270 Gewehre und 
1756 Patronen gegen angemessene Bezahlung an 
das Bezirksamt abgeliefert worden. 
Besuch des amerikanischen Stationsschiffs „Supply“ 
in Jap. 
Aus einem Bericht des Bezirksamtmanns von 
Jap entnehmen wir folgendes: 
Anläßlich der Fertigstellung der telegraphischen 
Verbindung mit Jap sandte der Gouverneur der 
amerikanischen Nachbarkolonie Guam seinen Glück- 
wunsch. Schon der Kommandent S. M. S.„ Kondor“ 
sprach von der großen Aufmerksamkeit, die seinem 
Schiff von der Regierung in Guam erwiesen worden 
sei; in dieses Lob stimmte jetzt der Kapitän des 
Kabeldampfers „Stephan“ ein. Seitens der Ver- 
treter der deutschen und holländischen Postverwaltung 
und der Kabel-Ingenieure an Bord des „Stephan“ 
war durch verlockende Schilderung der Wunsch in 
Guam geweckt worden, Jap zu besuchen und, wie 
ich höre, von Washington die telegraphisch erbetene 
Genehmigung hierzu erteilt. 
So traf nach vorheriger Ankündigung am 18. April 
das prächtige amerikanische Stationsschiff „Supply“ 
mit zwölf Passagieren, darunter sechs Damen, hier 
ein und salutierte die deutsche Flagge mit 21 Schuß. 
Der Gouverneur hatte sein Fernbleiben entschuldigt, 
es befanden sich aber seine Schwester und seine 
beiden erwachsenen Töchter an Bord. Noch am 
Ankunftstage wurde der Aussichtsberg von Jap be- 
stiegen, woran sich auch die Kabel-Ingenieure und 
Telegraphisten betelligten, und am folgenden Morgen 
ein Ausflug ins Innere und eine Fahrt auf Ein- 
geborenen-Kanus gemacht. Am Nachmittag fanden 
Kanakertänze statt, und am Abend gab ich den Gästen 
der „Supply“ und des „Stephan"“ ein Essen, bei 
dem ich ersteren den Dank für ihren Besuch, den 
letzteren den Glückwunsch der Kaiserlichen Verwaltung 
zur Vollendung des Kabels aussprach, an das Essen 
schloß sich ein Ball. Der dritte Tag wurde einem 
Ausflug nach dem Tageren-Kanal gewidmet und der 
Abend durch ein Essen und Ball an Bord der 
„Supply“ ausgefüllt. Gestern Nachmittag verließen 
  
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die Gäste die Insel unter den lebhaftesten Beteue- 
rungen interessant verlebter Tage und herzlichen 
Dankes. Ich hatte in allen Besuchern liebens- 
würdige Menschen kennen gelernt. 
Warshall-Inseln. 
Orkan auf den Marschall-Inseln. 
Wie in der Tagespresse bereits vor einigen Tagen 
bekannt gegeben ist, hat ein Orkan die Insel Jaluit 
am 30. Juni d. Is. heimgesucht. Nach einem 
Telegramm des Landeshauptmanns Brandeis, das 
am 21. Juli in Jap aufgegeben ist, wurden fast alle 
Gebäude in Jaluit zerstört. Die Weißen sind 
sämtlich gerettet worden; dagegen kamen viele Ein- 
geborene ums Leben. Bis zu der am 4. Juli er- 
solgten Abreise des Dampfers „Germania“, der das 
Telegramm von Jaluit nach der Kabelstation Jap 
beförderte, waren die Leichen von 80 Eingeborenen 
gesunden. 
Aus dem Pereiche der Missivnen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Das Augustheft der „Evangelischen Missionen“ 
bringt folgende Nachrichten aus den Jahresberichten 
der deuischen Missionsgesellschaften. 
Das Jahr 1904 war vielleicht das schwerste, 
das die Rheinische Mission bisher durchgemacht hat; 
in Südwestafrika der Herero= und dann der Nama- 
aufstand; im Ovambo-Land die durch den Tod des 
Oberhäuptlings veranlaßten politischen Unruhen und 
Sorgen; in Kaiser-Wilhelmsland die Revolte in Siar, 
in Borneo ebenfalls Aufruhrgerüchte und andere 
Nöte und in der Heimat die Angriffe auf die 
Missionsarbeit. Trotz der schmerzlichen Erfahrungen 
und Befürchtungen ist aber die Missionsarbeit selbst 
reich gesegnet gewesen. 
Auf den vier Arbeitsfeldern der Basler Mission 
(Goldküste, Kamerun, Ostindien und China) sammeln 
sich um 68 Hauptstationen rund 50 000 Christen. 
Helden wurden im letzten Jahre 2661 getauft. Be- 
sonders günstig gestaltet sich die Entwicklung der 
Arbeit in Kamerun, wo auf 11 Hauptstationen und 
200 Nebenplätzen 4786 Gemeindeglieder gezählt 
werden. Der Zuwachs betrug hier 734 Seelen, 
und 1638 Taufbewerber harren noch der Auf- 
nahme in die Gemeinden. - 
Luch die Mission in der deutschen Togokolonie, 
wo die Bremer Missionsgesellschaft tätig ist, hat sich 
erfreulich weiter entwickelt. Die Zahl der Ge- 
meindeglieder ist von 3790 auf 4385 gestlegen. 
Heiden wurden 276 getauft, dazu 200 Christen- 
linder. Zu den bisherigen fünf Hauptstationen ist 
elne sechste (Akpafu) hinzugekommen; um sie grup- 
pieren sich 65 Außenstationen. Die Zahl der Schulen
	        
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