Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

l 
fraglos; dagegen konnte einwandfrei ebensowenig das 
Verhältnis der Bakakas zu den im Bezirk Jabassi 
zwischen Makombe und Nkam wohnenden Stämmen 
geklärt werden wie die Frage, welche Gemeinschaiten 
zur Urbevölkerung gehören und welche eingewandert 
sind. Die Angaben hierüber lauteten so wlder- 
sprechend, daß ich sie als wertlos übergehe. 
Trotz Fehlens einer politlschen Einheit sind die 
Handelsbeziehungen lebhafter Natur. Allerdings 
erstrecken sich dieselben keineswegs auf einen Verkehr 
der Stämme auf dem Plateau mit den südlich davon 
wohnenden. Die Geländeverhältnisse bieten hierfür 
ohne weiteres die Erklärung. Aber unter sich unter- 
halten sowohl die Völkerschaften am Manenguba 
und in der Ebene wie die Stämme auf der Hoch- 
ebene vielfache Handelsverbindungen, wofür die zahl- 
reichen Märkte und die daselbst zusammenlauienden 
Wege Zeugnis ablegen. Eine Zwischenhandelszone 
habe ich weder bemerkt, noch ist mir von Eingeborenen 
von einer solchen berichtet worden. 
In erster Reihe der Exportartikel stehen die 
Palmkerne. Der Reichtum an Olpalmen in der 
Gegend zwischen Manenguba und Nlonako, bei 
Ndschung, in Mboche, Kongoa und Süd-Bameleke 
ist groß. In zweiter Linie kommt Elfenbein in 
Betracht. Kola und Erdnüsse bedürfen eines An- 
baues in viel größerem Maßstabe als bisher, um 
lohnende, ausfuhrfähige Produkte zu werden. 
Mit Ausnahme der Ngoko-Ebene und dem 
Grenzstrich am Nun ist das Gebiet nordöstlich der 
Manenguba-Berge durchweg gut, in einzelnen Teilen 
sogar ganz vorzüglich angebaut. Der Südteil des 
Bezirks Bamenda macht in seiner Ausnutzung des 
Bodens einen fast europälschen Eindruck, Farm steht 
an Farm, und da, wo die Landwirtichaft aufhört, 
beginnen Weideplätze mit nahrhaftem Gras, auf 
-* 
denen zahlreiche Herden gehalten werden. 
Die einheimischen Rinder sind zwar kleine Tiere, 
die sehr der Veredlung bedürfen, aber der Futter- 
zustand derselden in Elong sowohl wie auf dem 
Plateau ist ein ausgezeichneter. An Verständnis für 
Zucht fehlt es nicht, denn wiederholt ist mir die 
Birte vorgetragen worden, Buckelvieh aus dem Osten 
kommen zu lassen, womit die Eingeborenen Kreuzungs- 
versuche mochen wollten. Ich hoffe, daß bei ge- 
nügender, jetzt ja schon angebahnter Zufuhr von 
Großvieh aus Adamaua allmählich ein besserer Schlag 
erzielt wird. Vereinzelt (in Bofusam) haben die 
Häuptlinge sich Buckelrinder zu verschaffen gewaßt, 
die aber einftweilen viel zu selten sind, um wirklichen 
Nutzen für ganze Landschaften bringen zu können. 
A# Kleinvieh ist überall großer Reichtum, indessen 
eidet dasselbe in der Regenzeit häufig an einer 
Vereiterung von Nase und Maul, welche in den 
weiste Säln tödlich ist, da die davon befallenen 
nstardenich mehr genügend Nahrung aufzunehmen 
Von seuchenartigen Krankheiten der Rinder hobe 
ich durch Eingeborene nichts gehört, ser gder boe 
503 
  
einem Auftreten der Tsetse, die auch seitens des 
Expedunionsarztes nirgends festgestellt wurde. 
Die Bodenbeschaffenheit der Manenguba-Vor- 
landschaften zeigt leichten, schwärzlichen Ackergrund, 
der Agoko-Ebene gelben, des Plateaus rötlichen 
Lehm. Für tropischen Plantagenbetrieb schlage ich 
Reiskultur im großen in der Ebene, Gummi- 
pflonzungen auf dem Plateau und Baumwollanlagen 
in den ausgedehnten Steppen Bamums vor. Wilde 
Baumwolle ist überall auf der Hochebene zu finden, 
ihr Anbau in Farmen dagegen aufgegeben, seitdem 
europässche Erzeugnisse die Hausindustrie der 
Schwarzen verdrängt haben. Die Ergebnisse in 
Njasosso, Fontemdorf und dem Bezirk Bamenda 
haben längst die Möglichkelt bewiesen, heimische Ge- 
müse und Kartoffeln zu bauen, eines Versuches wert 
wäre wohl auch die Obstkultur in den hochgelegenen 
Gegenden. 
Auf dem Plateau und während der Trockenzelt 
auch min der Etbene halte ich die Einrichtung von 
Verkehrsverbindungen mittels Ochsenwagen für mög- 
lich unter der Voraussetzung, daß geeignetes Material 
an Zugtieren beschafft wird. Das einheimische Vleh, 
auch das Buckelrind, genügt nicht. Vor Beginn 
eines dahln zielenden Versuches empfehle ich aber, 
den Ausfall der wissenschoftlichen Tsetseuntersuchungen 
hinsichttich der Möglichkeit einer Schutzimpfung ab- 
zuwarten. Ohne eine Immnunlsierung, die wenigstens 
so lange anhält, daß die Tiere von der Küste nach 
den Bakossi-Bergen sicher gebracht werden können, 
würde eine Elnfuhr die große Gefahr der Ein- 
schleppung in die bisher tsetsefreien Gegenden in sich 
schließen. 
Rakdoproduktion. 
Der Zeltschrist „Gordian" für Kakao= usw- 
Industrie entnehmen wir folgendes: 
Im ersien Halbjahr 1905 wurden an rohen 
Kakoobohnen in das deutsche Zollgebiet eingeführt: 
14 877 200 kg, gegen 13 685 500 un 
10 315 700 kg im gleichen Zeltraum 1904 bzw. 
903 
Die deutsche Kakaoindustrie kann mit diesem Er- 
gebnis ganz zufrieden sein, denn sie hatte in diesem 
Jahre bisher mit höheren Zuckerpreisen zu rechnen, 
und trotzdem hat sie gegen das sehr gute erste 
Halbjahr 1904 einen Vorsprung von etwa 
1 200 000 kg gewonnen. Selbst wenn man einen 
Tell der Zunahme auf den Mehrbedarf in Deutsch- 
Südwestafrika rechnet, wohin 126 800 kg Kakao- 
pulver und 258 700 kg Schokolade gingen, was 
einem Mehrverbrauch von etwa 330 000 kg ent- 
spricht, so haben die deutschen Fabrlkanten bisher 
sehr gut die vorjährige Höhe gehalten, während 
z. B. ihre englischen Kollegen hinter 1904 zurück 
sind. Aller Voraussicht nach, bei angemessenen 
Bohnen= und Zuckerpreisen, wird auch die zweite
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.