Aus dem Prreiche der Wissionen und
der Antirhlaverei-Bewegung.
Missionspioniere im Grasland von Nord-
westkamerun.
Die Baseler Mission hat seit einigen Jahren
in Bali Fuß gefaßt und von dort aus auch mit
anderen namhaften Städten im Grasland von Nord-
westkamerun Verbindung angeknüpft; so in neuester
Zeit mit dem Häuptling Nyoya von Bamum. Sie
vollzog damit einen weiten Sprung ins Hinterland,
nachdem sie bisher von Duala schrittweise ins Wuri-
und Mongo-Flußgebiet vorgegangen war. Die vor
etwa 10 Jahren erfolgte Gründung der Station
Nyasoso war der erste Versuch, mit der Verkündigung
des Evangeliums unter die Völker des Hinterlandes
zu treten. Da dieser so gut gelang, glaubte man,
unbedenklich in die Städte des Graslandes vor-
dringen zu können, wo man unter den zahlreichen
Helden auch schon mohammedanische Bevölkerungs-
teile antrifft.
Die von der Missionsgesellschaft herausgegebenen
Reise= und Stationsberichte, die größtenteils im
„Evangelischen Heidenboten“ veröffentlicht sind, geben
ein anschauliches Bild vom Leben der Missionare
auf dem neuen Arbeitsfelde. Der vor Jahresfrist
nach Bali entsandte Missionar M. Göhring
schreibt über den Schluß seines zehntägigen Fuß-
marsches von Bombe über Ekobum und Tinto, auf
dem er seine Frau und den jungen Missionar Hohner
bei sich hatte:
Wir erreichten endlich den berühmten stellen
Bali-Aufstieg, der ins hochgelegene Grasland führt.
Ich hatte mir unter letzterem immer eine flache
grasige Ebene vorgestellt, mich aber mit dieser An-
schauung gründlich geirrt. Auch als wir den
schmalen steinigen Pfad entlang der Bergwand hinter
uns hatten und glücklich oben waren, sahen wir kein
ebenes Land vor uns. Das Klettern und Steigen
ging weiter. Soweit das Auge reicht, schwelft der
lick über ein welliges grünes Hügelland. Im
Gegensatz zu der dumpfen Luft des Urwaldes atmet
man hier eine frische, kräftige Bergluft ein. In den
Tälern und Schluchten dieses Hochlandes erblickt
man große Bananenhaine, aus denen die spitzen
Poramidendächer der Eingeborenen hervorragen.
Ungehindert kann der Blick in die Ferne schweifen.
susc sieht den Weg schon auf weite Entfernungen
#a hangenartig durchs Gelände hinziehen. Unser
hetwageglelter führte uns in das Dörflein Bamua,
n chwerliabseits vom Wege. Als wir es auf be-
wir üchem Pfade abends 6 Uhr erreichten, fühlten
* todmüde, denn wir waren an diesem Tage
len orbens 2 Uhr an immer auf den Beinen ge-
r* bl nsere Kleider waren so durchschwitzt, daß
#uchst lich kein trockener Faden mehr an ihnen war.
e Eingeborenen wohnen hier meist in einzelnen
Höfen. Lebende Zäune oder solche aus gestochtenen
Matten fassen das aus mehreren Häusern bestehende
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Gehöft ein. Die in die Dörfer führenden Wege
sind die reinen Laufgräben, auf beiden Seiten mit
einer lebenden Hecke versehen. Zum Hof, in dem
wir übernachteten, gelangten wir auf einer Art
Hühnerleiter, die über den Zaun führte. Um die
Gastfreundschaft war es nicht sonderlich bestellt. Die
Leute waren entweder furchtbar scheu, oder sie
wollten überhaupt nichts von uns wissen. Außer
zwei Männern erschien trotz unserer Aufforderung
niemand; doch schickte der Häuptling ein kleines
Schweinchen und einige Pisangtrauben. Das hier
vermißte Entgegenkommen sollte uns am letzten Reise-
tage relchlich zutell werden. Nach einem mehr-
stündigen Marsche fließen wir auf eine Gesandtschaft
des Häuptlings von Babesi. Bald kam uns dieser
auch selbst entgegen. Er grüßte freundlich, lief vor-
aus und winkte uns ihm zu folgen. Wir kamen an
einen freien Platz, wo auf belden Seiten des Weges
eine Anzahl Babesileute im Gras saß. Nachdem
wir auf unseren Kisten Platz genommen hatten, winkle
der Häuptling selnen Leuten. Diese zogen aus
ihren Verstecken im Gras mehrere Kalabassen voll
Palmwein hervor; auch ein Sack mit gekochtem
Schweinefleisch wurde uns gebracht, desgleichen ge-
kochter Pisang. Außerdem erhielten wir zwei schöne
Hühner. Das war eine andere Begrüßung als den
Abend vorher in Bamua. Nachdem wir unser Gegen-
geschenk, ein Stück Baumwollzeug und etwas Tabak,
überreicht, verabschiedeten wir uns aufs freundschaft-
lichste und sahen bald darauf das Ziel unserer Reise,
die neuerbaute Missionsstation Bali vor uns liegen.
Diese junge Niederlassung hat einen für inner-
afrikanische Verhältnisse einfache Geschichte. Im No-
vember 1902 unternahmen die Missionare Schlüler,
Keller und Spellenberg die erste Erkundungsreise
nach Bali. Der Befund war so günstig, daß die
Missionsleitung in Basel ihre Zustimmung zur Er-
richtung einer Station (der 10. Hauptstation in
Kamerun) gob. Schon im Mai 1908 rückten die
Missionare Ernst und Leimbacher zu dauerndem Auf-
enthalt hier ein. Sie waren in der ersten Zeit die
Gäste des „Königs“ Fonyonga in dessen Gehöft, bis
sie ihr eigenes kleines Haus im Balibaustil fertig
hatten. Ein Jahr spöter folgte ihnen der verheiratete
Missionar Keller. Während die anderen in das in-
zwischen errichtete Schulhaus übersiedelten, bezog das
Ehepaar jenes erste Missionshaus. Schon am
1. Dezember 1908 hatte man in Anmwesenheit
Fonyongas eine Schule mit 63 Knaben einrichten
können. Unter diesen waren drei Söhne des
Herrschers und zahlreiche Häuptlingssöhne aus be-
nachbarten Stämmen. Die Schülerzahl wuchs bald
auf 150. Als Missionar Leimbacher an den Bau
eines größeren Missionshauses ging, leitete er eine
Menge eingeborener Burschen mit gutem Erfolg zur
Bauarbeit an.
Fonyonga hat auf die Dauer eine freund-
schaftliche Haltung zu den Missionsleuten eingenommen.
bereitete auch den neuen Ankömmlingen einen