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rechten Ufer herangeschoben, viel größer dürfte
die Entfernung von Felere zum Faro auch kaum
sein. Und, was wichtiger ist, wir sind auf unserem
Marsche häufig auf Spuren früherer, fester An-
siedlungen gestoßen. Die Ufer waren früher von
Bata= und an einzelnen Stellen auch von Mbum-
Heiden, der ursprünglichen Bevölkerung des
Ngaundere-Hochlandes, bevölkert. Der Lamido
Alim von Tschamba hat die Gegend dann vor
etwa zwei Menschenaltern zur Wildnis gemacht,
Um seine Sklavendepots und seinen Harem zu
füllen. Der Rest der Bevölkerung ist in die Berge
geslohen und wagt aus Angst vor abermaligem
Einfallen der Fullah nicht, die früheren Wohn-
stätten wieder zu beziehen. Die Natur hat die
Gegend also nicht zur Einöde gestempelt, sondern
der Mensch hat sie erst in neuester Zeit dazu
werden lassen. Wir konnten auch nichts ent-
decken, was eine Wiederbesiedlung ausschließen
sollte. Die Tsetse und andere Giftfliegen, die sich
manchmal in nicht gerade angenehmer Weise be-
merkbar machen, kommen in dieser Beziehung
nicht in Betracht. Der Fullah von Tschamba
hat nach dieser Richtung hin mancherlei Märchen
aufgetischt, um den Europäer zu verhindern, die
Farogegend kennen zu lernen. Der Fullah weiß
ben allmählich, daß der Weiße seine eigenen
nschauungen über die Vogelfreiheit der Heiden
hicht teilt.
Es ist hier der Residentur eine Aufgabe ge-
stellt, deren Lösung auch nicht schwierig ist: die
„Neubesiedlung dieses Landstriches. Auch das Land
südlich des Faro wird noch viele Plätze auf-
weisen, die dauernd Wasser führen. Zur Be-
siedlung können meiner Meinung nach nur Heiden
in Betracht kommen. Nötig ist allerdings, daß
ihnen Sicherheit geboten wird, was die baldige
Niederwerfung der Namdschi-Heiden voraussetzt.
Eine Aussicht auf Viehzucht wird in diesem Land-
strich allerdings erst möglich sein, wenn Mittel
zur Unschädlichmachung der Tsetse geboten sind.
Vorher ist die Viehzucht aussichtslos. Einen
Ersatz für das Fleisch bieten dem anspruchslosen
Heiden aber der Fischreichtum des Faro und das
Wild. Ersterer ist recht beträchtlich. Selten habe
ich so schmackhafte Fische gegessen wie in jenen
Tagen. Der Reichtum an Wild hingegen erscheint
nicht so beträchtlich, wie angenommen wurde.
Unsere Hoffnung, am Faro ein Jäger-Dorado
anzutreffen, ist jedenfalls nicht in Erfüllung ge-
gLangen. Elefanten, Büffel, Nashörner soll es
in der Regenzeit auch hier geben. Da es aber
leider Trockenzeit war, mußten wir uns damit
begnügen, die alten Fährten zu betrachten. Zahl-
reich kommen die Pallah-Antilopen vor und zwar
in recht stattlichen Eremplaren. Außerdem wurden
beobachtet: Busch-, Rind-, Wasserbock, Hartebeest
und der kleine rote Deuker. Warzenschweine
sind reichlich vorhanden. Die Affenfamilie ver-
tritt in erster Linie der Hundsaffe, daneben
kommen auch Colabusaffen vor, außerdem Meer-
katzen.
Von Raubzeug haben wir nur Hyänenhunde
zu Gesicht bekommen; die Hyänenhunde sind sehr
gefährliche Feinde auch der größeren Antilopen-
arten. Hyänen umheulten häufig unser für ihre
Nasen meist sehr angenehm duftendes Lager. Von
Löwen und Leoparden wurden nur Fährten und
Losung beobachtet.
Wasservögel waren am mittleren Lauf des
Faro im Gegensatz zu dem unteren Lauf nur
wenige vorhanden. Der Grund dürfte in der
Gestaltung und Bewachsung der Flußufer zu
suchen sein. Schilf und Röhricht oder hohes
Gras fehlen ja gänzlich.
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Das Gebiet scheint recht produktenarm zu sein.
Gummilianen haben wir am Uferbusch gesehen.
Anscheinend waren es Landolphien, deren Zahl
nach Süden hin zunimmt. Die Ausbeutung des
Gummis ist zur Zeit aber noch nicht möglich, da
die Eingeborenen, soweit sie überhaupt vorhanden
sind, die Gewinnung nicht verstehen und Händler
sich noch nicht in das Land wagen können.
Genauere Untersuchungen in dieser Gummifrage
werde ich dem Residenturposten Ngaundere-
Ssagdsche auftragen.
Schi-Bäume sind im Busch häufig, doch be-
steht die Unmöglichkeit, die Bestände auszunutzen,
für dieses minderwertige Produkt in noch höherem
Maße wie für den Gummi.
Daß Baumwolle und Tamarinde bei den
Woko vorkommen, ist schon berichtet. Die Aus-
nutzung des Baumwollanbaues soll der Resi-
denturposten Ngaundere gleichfalls im Auge be-
halten. Ich werde ihm dieserhalb noch in diesem
Jahre Saat überweisen.
# 2
Über die praktische Ausnutzung der
Schiffbarkeit ist zu bemerken: Im Hinblick auf
das Vorhandensein der Schnellen bereits zwei
Tage oberhalb des Zusammenflusses des Mao Deo
und Faro und in Hinsicht auf den Mangel einer
Bevölkerung an den Ufern des Mittellaufes des
Faro halte ich eine Ausnutzung der Schiffarkeit
nicht für praktisch, wenigstens zur Zeit nicht.
Gewiß wird es möglich sein, die Schnellen zu
umgehen und dann Kanus noch weiter flußauf-
wärts, vielleicht gar bis an den Rand des
Plateaus, zu bringen. Zu diesem Unternehmen
gehören aber Hilfsmittel, die nicht stets zur Ver-
fügung stehen, vor allem Personal, und dem