Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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rechten Ufer herangeschoben, viel größer dürfte 
die Entfernung von Felere zum Faro auch kaum 
sein. Und, was wichtiger ist, wir sind auf unserem 
Marsche häufig auf Spuren früherer, fester An- 
siedlungen gestoßen. Die Ufer waren früher von 
Bata= und an einzelnen Stellen auch von Mbum- 
Heiden, der ursprünglichen Bevölkerung des 
Ngaundere-Hochlandes, bevölkert. Der Lamido 
Alim von Tschamba hat die Gegend dann vor 
etwa zwei Menschenaltern zur Wildnis gemacht, 
Um seine Sklavendepots und seinen Harem zu 
füllen. Der Rest der Bevölkerung ist in die Berge 
geslohen und wagt aus Angst vor abermaligem 
Einfallen der Fullah nicht, die früheren Wohn- 
stätten wieder zu beziehen. Die Natur hat die 
Gegend also nicht zur Einöde gestempelt, sondern 
der Mensch hat sie erst in neuester Zeit dazu 
werden lassen. Wir konnten auch nichts ent- 
decken, was eine Wiederbesiedlung ausschließen 
sollte. Die Tsetse und andere Giftfliegen, die sich 
manchmal in nicht gerade angenehmer Weise be- 
merkbar machen, kommen in dieser Beziehung 
nicht in Betracht. Der Fullah von Tschamba 
hat nach dieser Richtung hin mancherlei Märchen 
aufgetischt, um den Europäer zu verhindern, die 
Farogegend kennen zu lernen. Der Fullah weiß 
ben allmählich, daß der Weiße seine eigenen 
nschauungen über die Vogelfreiheit der Heiden 
hicht teilt. 
Es ist hier der Residentur eine Aufgabe ge- 
stellt, deren Lösung auch nicht schwierig ist: die 
„Neubesiedlung dieses Landstriches. Auch das Land 
südlich des Faro wird noch viele Plätze auf- 
weisen, die dauernd Wasser führen. Zur Be- 
siedlung können meiner Meinung nach nur Heiden 
in Betracht kommen. Nötig ist allerdings, daß 
ihnen Sicherheit geboten wird, was die baldige 
Niederwerfung der Namdschi-Heiden voraussetzt. 
Eine Aussicht auf Viehzucht wird in diesem Land- 
strich allerdings erst möglich sein, wenn Mittel 
zur Unschädlichmachung der Tsetse geboten sind. 
Vorher ist die Viehzucht aussichtslos. Einen 
Ersatz für das Fleisch bieten dem anspruchslosen 
Heiden aber der Fischreichtum des Faro und das 
Wild. Ersterer ist recht beträchtlich. Selten habe 
ich so schmackhafte Fische gegessen wie in jenen 
Tagen. Der Reichtum an Wild hingegen erscheint 
nicht so beträchtlich, wie angenommen wurde. 
Unsere Hoffnung, am Faro ein Jäger-Dorado 
anzutreffen, ist jedenfalls nicht in Erfüllung ge- 
gLangen. Elefanten, Büffel, Nashörner soll es 
in der Regenzeit auch hier geben. Da es aber 
leider Trockenzeit war, mußten wir uns damit 
begnügen, die alten Fährten zu betrachten. Zahl- 
reich kommen die Pallah-Antilopen vor und zwar 
in recht stattlichen Eremplaren. Außerdem wurden 
beobachtet: Busch-, Rind-, Wasserbock, Hartebeest 
  
  
und der kleine rote Deuker. Warzenschweine 
sind reichlich vorhanden. Die Affenfamilie ver- 
tritt in erster Linie der Hundsaffe, daneben 
kommen auch Colabusaffen vor, außerdem Meer- 
katzen. 
Von Raubzeug haben wir nur Hyänenhunde 
zu Gesicht bekommen; die Hyänenhunde sind sehr 
gefährliche Feinde auch der größeren Antilopen- 
arten. Hyänen umheulten häufig unser für ihre 
Nasen meist sehr angenehm duftendes Lager. Von 
Löwen und Leoparden wurden nur Fährten und 
Losung beobachtet. 
Wasservögel waren am mittleren Lauf des 
Faro im Gegensatz zu dem unteren Lauf nur 
wenige vorhanden. Der Grund dürfte in der 
Gestaltung und Bewachsung der Flußufer zu 
suchen sein. Schilf und Röhricht oder hohes 
Gras fehlen ja gänzlich. 
1# * 
Das Gebiet scheint recht produktenarm zu sein. 
Gummilianen haben wir am Uferbusch gesehen. 
Anscheinend waren es Landolphien, deren Zahl 
nach Süden hin zunimmt. Die Ausbeutung des 
Gummis ist zur Zeit aber noch nicht möglich, da 
die Eingeborenen, soweit sie überhaupt vorhanden 
sind, die Gewinnung nicht verstehen und Händler 
sich noch nicht in das Land wagen können. 
Genauere Untersuchungen in dieser Gummifrage 
werde ich dem Residenturposten Ngaundere- 
Ssagdsche auftragen. 
Schi-Bäume sind im Busch häufig, doch be- 
steht die Unmöglichkeit, die Bestände auszunutzen, 
für dieses minderwertige Produkt in noch höherem 
Maße wie für den Gummi. 
Daß Baumwolle und Tamarinde bei den 
Woko vorkommen, ist schon berichtet. Die Aus- 
nutzung des Baumwollanbaues soll der Resi- 
denturposten Ngaundere gleichfalls im Auge be- 
halten. Ich werde ihm dieserhalb noch in diesem 
Jahre Saat überweisen. 
# 2 
Über die praktische Ausnutzung der 
Schiffbarkeit ist zu bemerken: Im Hinblick auf 
das Vorhandensein der Schnellen bereits zwei 
Tage oberhalb des Zusammenflusses des Mao Deo 
und Faro und in Hinsicht auf den Mangel einer 
Bevölkerung an den Ufern des Mittellaufes des 
Faro halte ich eine Ausnutzung der Schiffarkeit 
nicht für praktisch, wenigstens zur Zeit nicht. 
Gewiß wird es möglich sein, die Schnellen zu 
umgehen und dann Kanus noch weiter flußauf- 
wärts, vielleicht gar bis an den Rand des 
Plateaus, zu bringen. Zu diesem Unternehmen 
gehören aber Hilfsmittel, die nicht stets zur Ver- 
fügung stehen, vor allem Personal, und dem
	        
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