Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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rekte Beschwerden ernsterer Natur konnten indessen 
bei meiner Anwesenheit nicht vorgebracht werden. 
Die paar Räubereien waren bald erledigt. 
Der Marsch am 16. April führte in das Tal 
des Bulo, fast bis zu seinem Quellgebiet. Enger 
und enger drängen sich hier die (relativ) etwa 
500 bis 600 Meter hohen, jäh abfallenden Hänge 
zusammen, bis sie sich zum Tal von Gambe 
wieder abflachen. Im Süden schließen die Wände 
des Berges Tiba und Tschabschi das Tal; von 
ihnen stürzen die Quellflüsse des Bulo herab. 
Hoch oben auf dem Rand des Tiba liegt das 
gleichnamige Dorf. Von Gambe führt in einer 
absoluten Höhe von vielleicht 800 Metern ein 
bequemer Pfad in das weite, bereits durch die 
Passargesche Reise bekannt gewordene Tal von 
Baschile. Die in dem Tal liegenden Dörfer 
bilden eine Herrschaft für sich; ihr derzeitiges 
Haupt Gangsorani sitzt in Grori. Auch von hier 
ist früher ein geringer Tribut nach Yola gesandt 
worden. Ich habe die Herrschaft selbständig ge- 
lassen mit der Maßgabe, daß der Tribut (jährlich 
vier Schafe, zehn Hühner) durch Vermittlung des 
Lamido Maijali nach Garna gesandt werde. 
Ein unmittelbarer Verkehr ist wegen Mangels an 
Schriftgelehrten bei den Heiden noch nicht möglich. 
Erst die Heranziehung deutsch schreibender Heiden- 
jungen aus der Regierungsschule in Garua wird 
bierin eine Anderung herbeiführen. 
Von Baschile führt ein Tagemarsch in öst- 
licher Richtung an den schroffen Hängen des Ge- 
birges nach Grumpao. Diese Herrschaft hat sich 
dank ihrer günstigen Lage in einer Gebirgs- 
cinbuchtung, vor welcher der Mao Ine mit seiner 
sumpfigen Umgebung ein Hindernis bildet, selb- 
ständig gehalten und war überhaupt mit Vola- 
nicht in Verbindung. Ihre Selbständigkeit auf- 
uheben, lag auch keine Veranlassung vor, obwohl 
Nassarau und Laro lange ein Auge auf sie ge- 
worfen hatten. Eine freundschaftliche VBerbindung 
mit Laro zum Zwecke der Hebung seiner Herr- 
schaft hätte ich an sich für nicht unzweckmäßig 
gehalten. Doch zog der Ganggrum die Vermitt- 
lung Maijalis bei etwaiger Übersendung von 
Tribut vor. 
Das Hauptdorf Grumpao liegt, wie bereits 
berichtet, zu Füßen des Berges Jangeni. Zwischen 
den Hängen des Gebirges und dem Mao Ine 
befinden sich noch mehrere Dörfer; auch das 
nördlich des Flusses gelegene Dajeri gehört zu 
Grumpao. Weitere Dörfer sind auf den Hängen 
des Gebirges gerstreunt. Naturgemäß zeigten sich 
die Bewohner aufangs schen; auch der Ganggrum 
go; es zunächst vor, seine Vertretung einem alten 
Herrn zu übertragen. Dieser spielte seine Rolle 
mit Geschick, nur der mangelhafte Sitz des könig- 
  
lichen Leopardenfelles konnte Verdacht erregen. 
Am Nachmittag erschien dann das Oberhaupt der 
Grumpaos selbst, ein verhältnismäßig junger 
Mann mit intelligenten Zügen. Auf die Dauer 
war die Unterhaltung mit ihm freilich etwas an- 
strengend, da eine seiner Lieblingsbeschäftigungen 
anscheinend das Handschütteln ist. Um mit diesem 
Heidenstamme näher in Verbindung treten zu 
können, wurde in Grumpno ein Ruhetag gemacht. 
Am nächsten Tag #1)#c de Mursch, meist 
dem Laufe des Ine folgend, nach Tsfugu. Dieser 
Ort, eine Herrschaft für sich, liegt an einem öst- 
lichen Ansläufer des unumehr nach Süden zurück- 
springenden Gebirges. Bemerkenswert ist, daß 
dieser Ort dem Gebote eines weiblichen Arnado- 
Gangu unterstellt ist. 
Von Tsugu marschierte ich noch einen Tage- 
marsch südlich bis Gangssamen und sodaun 
über Giwa—Danaba- Gambagani— Dagula nach 
Nassarau zurück. 
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Neben der Regelung politischer Fragen und 
der Ausbreitung des Einflusses auf ein bisher 
unberührtes Land war der Zweck meiner Reisc, 
Kenntnisse über die Beschaffenheit dieses Gebietes, 
über seinen wirtschaftlichen Wert und sein Wege- 
netz zu erlangen. Die anfänglich geplante Er- 
forschung der Plateaus des Hossere Tschabschi 
mußte ich aus Gesundheitsrücksichten unterlassen. 
Hier wird ja binnen kurzem die Grenzkommission 
Klarheit schaffen. 
Das bereiste Gebiet stellt sich, abgesehen von 
seinem nördlichen Teil, als mittleres Gebirgsland 
dar. Die einzelnen, heute isolierten Höhenzüge 
östlich des Tschabschimassivs können nur als Aus- 
läufer dieses Gebirges betrachtet werden. Der 
Name „Tschabschi“-Gebirge ist übrigens willkürlich 
gewählt; er dürfte nur einer Kette zukommen, 
auf der Tschabschi selbst liegt. Das Gebirge fällt 
nach Norden und Osten jäh ab. Soweit ich ge- 
seben und auch gehört habe, führt von diesen 
Richtungen zu seinem Platean nur ein Paßweg 
hinauf: der Weg von Baschile nach Gangkita- 
(Passargescher Weg). Dieser Weg bietet daher 
auch die einzige, von Osten nach Norden über 
das Gebirge führende Handelsstraße. Ein außer- 
dem vielleicht noch einigermaßen brauchbarer Weg 
scheint von Dajeri über den Berg Gangsari 
nach Gangkita zu führen; doch soll er, da an- 
geblich für Reit= und Tragetiere nicht gangbar, 
von Händlern kaum benutzt werden. 
Das „Tschabschi“ ist das Quellgebiet der 
besuchte Land durchfließenden Wasserläufe. 
wichtigste von ihnen, der Mao Ine, ent- 
das 
Der
	        
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