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Neben unbedingter topographischer Zuver-
lässigkeit bietet die Karte zum ersten Teil ein an-
schauliches Bild der Pflanzenwelt usw., indem
genau unterschieden sind Gegenden mit geschlossenem
tropischen Urwald, Baum= und Buschsavanne mit
Höhen und Galeriewäldern, Wald und Kulturland
der gemäßigten Zone, Oasen; offenes banmarmes
Grasland; Steppe mit zeitweiligem Pflanzenwuchs
(Steppengräser und -büsche); Sanddünen; Sand-
und Steinwüste, Salzsteppe. Damit ist zugleich
die Möglichkeit der wirtschaftlichen Entwicklung
jener Länder angedentet. Die Nebenkarten zeigen
die fortschreitende Entwicklung unserer Kenntnis
Afrikas im neunzehnten Jahrhundert, wobei wir
mit Genugtuung nochmals die bekannte Tatsache
hervorheben wollen, daß deutschen Forschern
daran nicht der kleinste Teil zufällt. Dasselbe
gilt von den Bildern der hauptsächlichsten Afrika=
forscher, die am Kopf der Karte ihren Platz ge-
funden haben. Alles in allem ist die Karte nicht
nur ein hübscher Wandschmuck, sondern auch ein
praktisches Mittel, stets von neuem den Beschauer
anzuregen, sich mit dem schwarzen Erdteile und
soinen verschiedenartigen Aufgaben, die er uns
stellt, zu beschäftigen und damit beizutragen auch
zur genaueren Kenntuis unserer eigenen Kolonien.
Dietrich Reimers Mitteilungen über kolo-
niale Bücher und Karten 1907. Heft 1.
80 Seiten mit 10 Illustrationen, 2 Karten-
skizzen. — 30 Pf.
Zur rechten Zeit erschien soeben im Verlag
von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) Berlin SW 48
oine ausführliche Bibliographie der deutschen
kolonialen Literatur und Kartenwerke. Unter
dem Titel „Dietrich Reimers Mitteilungen über
koloniale Bücher und Karten“ liegt vor uns das
hübsch ausgestattete, mit 10 Bildern und zwei
Kartenstizzen versehene 80 Seiten umfassende
1. Heft. Eine Beschreibung über die geschicht-
liche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung
jeder Kolonie ist beigefügt. Momentan steht die
Kolonialfrage im Vordergrund des Interesses;
die Mitteilungen dürften daher vielen willkommen
sein. Der Verlag versendet das 1. Heft gegen
Einsendung von 30 Pf. in Briefmarken.
Der Lullusbrunnen bei Tropenkrank-
heiten. Von Dr. Max Martin, Regierungs-
arzt beim Kaiserlichen Gouvernement Togo;
Therapeutische Monatshefte, November 1906,
Heft 11.
Der Verfasser hat im Nachtigal-Krankenhause
in Togo in einer Reihe von Fällen bei tropischen
Verdauungsstörungen infolge von Malaria und
Dysenterie das Wasser des in Hersfeld neu-
erschlossenen Lullusbrunnens mit gutem Erfolge
angewandt. Das Wasser ähnelt in seiner Zu-
sammensetzung und Wirkung sehr dem Karlsbader
Wasser. Dr. Martin hofft, daß Hersfeld in Zu-
kunft den aus den Tropen heimkehrenden Deut-
schen einen Ersatz für Karlsbad und Marienbad
bieten möge.
In dem Verlag der Steyler Missions-
druckerei ist ein vom P. Streit bearbeiteter
Katholischer Missionsatlas erschienen, der
auf 28 Karten einen Uberblick über die gesamten
Missionsgebiete der Erde gewährt.
Ein besonderes Heft gleichen Formats gibt
eingehende statistische Notizen insbesondere über
die auf den einzelnen Erdteilen tätigen Orden,
Gesellschaften und Schwestern-Genossenschaften, ihr
Wirkungsfeld, das Jahr des Beginns der
Missionsarbeit, die Zahl des Personals, der Sta-
tionen, Kirchen, Getauften u. dgl. und stellt diese
Angaben in Vergleich mit den evangelischen
Missionen der gleichen Gebiete.
Bei den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika befindet sich zudem eine Ubersicht über
den gesamten Stand der katholischen Kirche dieses
Staates.
Koloniale Dreßstimmen.
(In dieser Rubrik sollen ehun bemertkenswerte Ruherungen
der Weeft e ũber tolguale ertaltnis awiedergeg eben werden, ohne
daß die Redaktion #urch selbst Stellung zu dem
l nedur
Ein indisches Blatt üÜber unsere Holonialpolitik.
Der in Caleutta erscheinende „Englishman“
bringt in seiner Ausgabe vom 18. Dezember 1906
einen langen Leitartikel über die jüngste Ent-
wicklung der deutschen Kolonien. Im all-
gemeinen hält er sich ziemlich eng an die Denk-
schriften, die vor einigen Wochen dem Reichstag
vorgelegt worden sind. Aus der Menge dessen
jedoch, was in der auglo= indischen Presse über
die deutschen Kolonien geschrieben wird, heben
sich diese Ansführungen durch den Ton vorteilhaft
hervor, in dem ihre Schlußfolgerungen gehalten
sind. Es heißt darin, als ein reichsgründendes
Volk (Imperial race) müßten die Briten mit
den kolonialen Zielen des deutschen Kaisers
sympathisieren. „Germany must have colo-
nies.“ Ein starkes koloniales Reich, so schließt
der Artikel, werde nicht nur Deutschlands Wohl-
stand heben, sondern auch eine Gewähr für
den Weltfrieden sein.