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welche minderwertig ist und gar nicht benutzt
wird; bloß im Osten Südafrikas ist bis jetzt Kohle
gefunden worden; aber es ist nicht ausgeschlossen,
daß auch im Caprivizipfel und in Deutsch-Südwest
noch einmal Kohle gefunden wird.
Außer den Mineralien, Pflanzen und Tieren
gibt es aber in Deutsch-Südwestafrika auch Ein-
geborene. über die Eingeborenenfrage hat man
in Übersee gemeiniglich eine andere Ansicht als
in Deutschland. Wenn ich mir dazu einige Be-
merkungen gestatte, so bitte ich diese nur als
meine persönliche Ansicht aufzufassen; es ist aber
eine Ansicht, die in Südafrika von den meisten
geteilt wird; hier wird diese Ansicht nicht von
jedermann geteilt werden: der Eingeborene ist
ein anspruchsloser Mensch, er macht wenig An-
sprüche an das Leben, wenn er für sich allein
lebt, und er sieht gar nicht ein, warum er über-
haupt arbeiten soll, denn er hat keine Bedürfnisse
zu befriedigen. Aber wenn er mit dem Weißen
in Berührung kommt, dann lernt er dessen Be-
dürfnisse kennen: der Weiße raucht Tabak, trinkt
alkoholische Getränke und hat gute Kleider, auch
viel Vieh; das möchte er nun auch haben;
arbeiten hat er nicht gelernt, und daher ent-
stehen die Diebereien und Ränbereien! Von
allen Eingeborenen Südafrikas sind die Hotten-
totten in dieser Beziehung am verrufensten. Die
Engländer haben sich dadurch zu helfen gesucht,
daß sie in früheren Zeiten mit diesen Leuten, an
der Grenze, besonders mit den Bondelzwarts,
Verträge schlossen, ihnen einige hundert Pfund
jährlich zahlten, um sie von den Ränbereien ab-
zubringen. Mit den Korannas wollte es gar
nicht gehen: die haben die Buren belästigt, und
es war unmöglich für die dortigen Ansiedler,
vorwärts zu kommen; gegen diesen Stamm wurde
daher ein Vernichtungskrieg geführt und nur
wenige sind davon übrig geblieben.
Nun wird die Behandlung der Eingeborenen
seitens der Engländer als vorbildlich dargestellt,
und ich glaube, mit Recht: denn, so strenge der
Engländer gegen Rebellen vorgeht und so rück-
sichtslos er die Kriegsgefangenen behandelt und
sie jahrelang bei öffentlichen Arbeiten verwendet
und nachher in Reservate steckt, so werden sie
doch überall zur Arbeit angehalten, und das ist
die erste Pflicht, die der weiße Mann dem Ein-
geborenen gegenüber hat. Die Engländer haben
hier große Erfolge gehabt; ich bin sehr oft im
östlichen Teile der Kolonie gewesen und habe
gesehen, wie besonders ein Stamm, die Fingos,
sich dort tatsächlich herausgearbeitet hat: viele
von ihnen leben in besseren Wohnungen und in
größerem Wohlstand als zahlreiche Arbeiter in
unseren Industriebezirken. Sie haben dies nicht
durch Räubereien erreicht, sondern durch Arbeit
erworben! Der Eingeborene muß behandelt
werden wie ein Kind, und ein gewisser Zwang
und Druck ist darum unerläßlich, und das geschieht
auch von seiten der englischen Regierung: der
Eingeborene ist entwaffnet; einige Stämme, wie
im Freistaat, müssen um 9 Uhr zu Hause sein
und dann zu Bett gehen; die Leute dürfen sich
ohne Paß nicht draußen zeigen; sie werden aber
gegen Alkohol geschützt: der darf ihnen nicht
verkauft werden. Das Ergebnis dieser Politik
ist, daß die Eingeborenen nach der Einführung
des europäischen Regiments nicht etwa ausgerottet
worden sind, sondern sie haben sich unter diesem
englischen Regiment vermehrt. Meine persönliche
Meinung geht dahin, daß es wünschenswert wäre,
dan auf deutschem Gebiet dieselbe Politik Platz
greifen möchte wie auf dem englischen. Der
Eingeborene ist so klug, daß er den Unterschied
bald merkt, und es hat immer seine unangenehmen
Folgen, wenn er aus deutschem Gebiet auf das
englische übergeht und das englische System gegen
das deutsche ausspielt, — oder auch umgekehrt.
Der Eingeborene muß wissen, daß er hier wie
dort dieselbe Behandlung erfährt, und daß der
weiße Mann sein Herr ist. Das ist er kraft
seiner höheren Intelligenz: der weiße Mann ist
sozusagen das Resultat einer zweitansendjährigen
Entwicklung; wir können uns nicht mit den afrika-
nischen Eingeborenen auf gleiche Stufe stellen,
die teils Kannibalen, teils Semikannibalen sind,
oder deren Bäter es noch waren. Wir müssen
den Leuten eine Evolution gönnen, die immerhin
einige Generationen dauern wird, damit sie auf
eine höhere Stufe kommen; das bloße Singen
eines Psalmes, das Hersagen eines Gebetes bringt
die Leute noch nicht auf die Stufe, auf der wir
stehen!
Vor allem kommt es also auf die Erziehung
zur Arbeit an.
Man spricht viel davon, die Kolonien sollten
aufgegeben werden; aber sollte Deutschland
sich dieser letzteren entschlagen wollen, an die
Eingeborenen könnten sie ganz gewiß nicht zurück-
gegeben werden; die Engländer könnten es nicht
dulden, und von ihnen würden die Länder be-
setzt werden. Ich glaube aber nicht, daß es
dazu kommen wird; ich bin vielmehr der Über-
zeugung, es wird doch noch eine Zeit kommen,
daß Deutschland eine Freude an der Ent-
wicklung seines Schmerzenskindes Süd-
westafrika haben wird, wenn erst eine direkte
Verbindung von Lüderitzbucht ins Herz
von Namaland hergestellt ist. Dann wird das
Namaland in Bälde in die Reihe der produ-
zierenden Länder Südafrikas eintreten.