Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Als Bestimmungshafen kommt für Deutschland 
nur Hamburg mit 21 498 Ballen in Berracht. 
Nach Triest wurden 90 058 Ballen verschift. 
Von anderen Hafenplätzen sind für den süddeutschen 
Bedarf Venedig und Genua zu nennen, für Elsaß 
Marseille und für die Rheinlande Antwerpen, 
Rotterdam und Hull. 
Die Bestände in Alexandrien beliefen sich am 
Schlusse der Saison, d. h. am 31. August 1908, 
auf 462 395 Kantar gegen 172 000 Kantar am 
Anfange des Vorjahres. 
Hinsichtlich der Preisgestaltung ist zu be- 
merken, daß die Preise sich trotz verschiedener 
Schwankungen im allgemeinen erholt haben. Ende 
April standen sie unter dem ersten Eindruck der 
ungewohnt starken Ankünfte am tiefsten, seit Mitte 
Mai aber griff, wohl auch infolge der allgemein 
auf Besserung deutenden Geschäftslage, eine zu- 
versichtlichere Stimmung Platz, so daß eine fast 
stetige Aufwärtsbewegung folgen konnte. 
Es wurden am 16. März 1908 für März- 
Termin 141½Tallaris (1Tallari = rund 4,20.7) 
notiert, am 22. August für August-Termin 
145/ Tallaris. 
Was die Ernte 1908/09 betrifft, so kommt in 
Betracht, daß, wie alljährlich, wieder ein ver- 
mehrter Anbau stattgefunden hat. 
Die Witterungsverhältnisse waren bisher im 
allgemeinen recht günstig, nur in einigen Bezirken 
Bezirken soll durch Dürre Schaden angerichtet 
worden sein. 
Raupen sind beinahe überall aufgetreten und 
haben in manchen Provinzen nicht unerhebliche 
Nachteile verursacht. Es verlautet, daß die Re- 
gierung die Vernichtung der Raupen nicht ganz 
so sorgfältig wie sonst beaufsichtigt, sondern sich 
mehr auf die nunmehrige Erfahrung der Fellachen 
verlassen habe. 
Die Wasserversorgung war mit Ausnahme 
weniger Bezirke hinreichend. 
Trotz der nicht ungünstigen allgemeinen Be- 
dingungen für die wachsende Ernte besteht gegen 
das Vorjahr eine Verspätung von etwa 14 Tagen, 
welche hauptsächlich auf spätere Aussaat zurück- 
zuführen ist. Diese Verspätung könnte für das 
Endergebnis insofern von Bedeutung werden, als 
die gefährlichste Zeit für die auf den Feldern be- 
findliche Ernte gewöhnlich der Monat Oktober ist. 
Die Ankünfte aus Oberägypten zeigen bisher 
ziemlich befriedigende Beschaffenheit, dagegen stehen 
sie der Menge nach wegen der erwähnten Ver- 
spätung der Ernte gegen die gleiche Zeit des 
letzten Jahres weit zurück. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Alexandrien 
vom 26. September 1908.) 
  
Maßnahmen der Baumwollpflanzger in den Ver- 
elnigten Staaten von RHmerika zur bPochhaltung des 
Baumwollpreises. 
Die Baumwollpflanzer in den Vereinigten 
Staaten von Amerika sind bemüht, durch Zu- 
sammenschluß untereinander und einheitliches 
Handeln die Beschickung des Marktes mit Baum- 
wolle der neuen Ernte so zu regeln, daß das 
Angebot mit der Nachfrage jeweils in dem vom 
Pflanzer zu wünschenden Verhältnis steht. 
Bereits im Betriebsjahr 1904/05, als eine 
Riesenernte den Preis der Baumwolle auf nahezu 
6½ Cents für das Pfund herabgedrückt hatte, 
suchten die Pflanzer ihr Interesse dadurch zu 
wahren, daß sie beschlossen, sich zur Stützung des 
Preises zusammenzutun und sich gegenseitig zu 
möglichster Zurückhaltung in der Beschickung des 
Marktes zu verpflichten. Die Agitation für die 
Ausführung dieses Beschlusses hatte der damals ge- 
gründete Verein der Baumwollpflanzer (Southern 
Cotton Association) übernommen, und zwar nicht 
ohne Erfolg. Ihm kam eine gleichzeitig einsetzende 
Periode ungewöhnlich starker Nachfrage auf dem 
Markte für Baumwollenwaren zu Hilfe. Der 
Preis für Rohbaumwolle sank nicht weiter, erholte 
sich und konnte schließlich, nach Ablauf des Baum- 
wolljahres, für den Jahresdurchschnitt nach den 
tatsächlichen Verkäufen auf den lokalen Märkten 
auf 8, 98 Cents für das Pfund Middling berechnet 
werden. Für die folgenden drei Baumwolljahre 
(einschließlich des mit dem 31. August 1908 zum 
Abschluß gekommenen) ist der Durchschnittspreis 
auf 11,07 Cents, 10,58 Cents und 11,42 Cents 
berechnet worden mit Höchstpreisen von 12,125Cents, 
13,52 Cents und 13,52 Cents. Diese Preise sind 
für den Pflanzer sehr einträglich gewesen und 
haben seine Neigung sowie seine finanzielle Fähig- 
keit, mit dem Verkauf der neuen Ernte zurück- 
zuhalten, bis ihm ein befriedigender Preis geboten 
wird, erheblich gestärkt. Mancher Pflanzer würde 
dazu noch besser imstande sein, wenn er der im 
vorigen Jahre von den Leitern der Bewegung 
ausgegebenen Parole, nicht unter 15 Cents zu 
verkaufen, nicht gefolgt wäre. Denn mancher 
hat sich dadurch abhalten lassen, seine Baumwolle 
zu 12 oder 11 Cents zu verkaufen, der sie später 
schließlich unter diesem Preise hat losschlagen 
müssen. 
Der Preis für sichtbare Baumwolle auf dem 
Platzmarkte in New Orleans, der sich nicht weit 
von dem auf den übrigen Märkten geltenden 
entfernt, ist in den beiden letzten Monaten des 
nun abgelaufenen Betriebsjahres 1907/08, als 
die Aussichten auf eine große neue Ernte be- 
stimmter hervortraten, allmählich bis auf 9½ Cents 
herabgegangen und hatte sich bis Mitte September 
ungefähr auf dieser Höhe gehalten. Da außer-
	        
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